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Berufliche Rehabilitation [PDF, 6MB] - Bundesministerium für Arbeit ...

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Fachdiskussion zum Empowermentkonzept<br />

Als eine der wichtigsten Dimensionen des professionellen Handelns in Beratungskontexten gilt die<br />

Fokussierung von Stärken und Ressourcen der Kundinnen und Kunden. Psychologische Forschung<br />

zeigte, dass die Orientierung auf Defizite und Schwächen zur so genannten „erlernten Hilflosigkeit“<br />

führen und sich signifikant negativ auf die psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Kundinnen<br />

und Kunden auswirken kann. Saalebey konnte zeigen, dass Sprache und Symbolismen des<br />

Defizits Auslöser einer solchen Hilflosigkeit sein können. 87 Um dem entgegenzuwirken, sollen mit<br />

der Betonung von Stärken und Ressourcen der individuelle Drang nach Veränderung, Vertrauen in<br />

die eigenen Fähigkeiten und die Eigenaktivität unterstützt werden. Für die Beratungskontexte ergibt<br />

sich dabei eine zweifache Aufgabe: Zum einen die Unterstützung Rat suchender Menschen mittels<br />

der Fokussierung auf Stärken und Potenziale, um deren Wahrnehmung ihrer Selbstwirksamkeit zu<br />

fördern; zum anderen die realistische Einschätzung von Potenzialen und die Vermittlung dieser<br />

gegenüber den Kundinnen und Kunden.<br />

Die Fokussierung von Stärken und persönlichen Ressourcen (z. B. sozialen Beziehungen) spielt <strong>für</strong><br />

die Beratungskonzeption eine Rolle. Reha-Beraterinnen und -Berater sollen Ressourcen erkennen,<br />

stärken und aktivieren und das Gespräch als „lösungs- und ressourcenorientierten Dialog“ gestalten,<br />

soweit das die „objektiven oder in der Person der Kunden liegenden Handlungsbedarfe“ zulassen.<br />

88 Insofern findet sich in der Beratungskonzeption eines der wesentlichen Elemente des Empowerment-Konzeptes<br />

wieder.<br />

Des Weiteren ist die im Empowerment-Konzept geforderte Fokussierung von Stärken eng im Zusammenhang<br />

mit dem sich aus dem Konzept ergebenden inklusiven Behinderungsbegriff zu sehen.<br />

Behinderung wird dabei als Ergebnis des gesellschaftlichen Umgangs mit körperlichen, psychischen<br />

oder kognitiven Merkmalen von Personen definiert und nicht weiter als individuelle Eigenschaft<br />

verstanden. Dem folgend schließt das Empowerment-Konzept Handlungsansätze auf gesellschaftlicher<br />

Ebene ein. Der Behinderungsbegriff, welcher der <strong>Arbeit</strong> der Reha-Beratungen zu Grunde<br />

liegt, ist der Logik des SGB III folgend zwangsläufig ein anderer. Er definiert Behinderung als<br />

sozialrechtlichen Status zur Gewährung von Leistungen <strong>für</strong> betroffene Menschen und ist demnach<br />

auf das Individuum und dessen behindernde Eigenschaften fokussiert.<br />

Die zweite hier zu diskutierende Dimension ist die Veränderung der Beziehung zwischen betroffenen<br />

Menschen und professionell Tätigen. Hierbei steht die Auflösung eines Verhältnisses von Klientinnen<br />

und Klienten als Rat suchenden Personen und Beraterinnen und Beratern als Experten eines<br />

Gegenstandes im Fokus. Ziel ist, dass die professionell Tätigen den Prozess der Beratung als<br />

„dialogisch-reflexiven Verständigungsprozess“ 89 gestalten. Beratung im Sinne eines solchen Verständigungsprozesses<br />

knüpft an die Idee der Gestaltung von Beratung als Dienstleistung an, bei<br />

der Beraterinnen und Berater ihr fachliches und methodisches Wissen zur Lösung der individuellen<br />

Problemlagen betroffener Menschen zur Verfügung stellen. Kundinnen und Kunden treten in einem<br />

solchen Dienstleistungsprozess als Auftraggeber auf und haben letztlich die Entscheidungsgewalt<br />

inne. Das Ergebnis dieses Prozesses muss im Sinne von Empowerment offen sein, um den individuellen<br />

Vorstellungen und Konzepten der Kundinnen und Kunden Raum zu lassen. 90 Die Aufgabe<br />

der beratend Tätigen liegt in einem solchen Verständnis von Beratung auch darin, mit der institutionell<br />

vorgegebenen ‚Kontrollfunktion‘ dem Kunden gegenüber offen umzugehen.<br />

Textbox 3: Exkurs zum Fachlichen Diskurs über Empowerment<br />

87 Vgl. Saleebey (2008): S. 129<br />

88 Rübner und Sprengard (2011): S. 23<br />

89 Keupp, Stark und Lenz (2002): S. 83<br />

90 Vgl. Theunissen (2009): S. 36<br />

60

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