die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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weil er noch viel Größeres vorhat, als er bisher geleistet hat: eine weitgreifen<strong>de</strong> politische und<br />
kulturelle Revolution in Griechenland. Noch ist er nur ein großer, hoffnungsvoller Jüngling, aber<br />
er soll zum Göttermenschen wer<strong>de</strong>n. Die „Be<strong>de</strong>utung“, <strong>die</strong> Diotima ihm zuspricht, ist nur ein<br />
Wort, aber ein Wort, das ihn verän<strong>de</strong>rn und zum Revolutionsanführer machen wird, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r<br />
wirklichen Welt Spuren hinterlassen wird.<br />
verflucht bist du von <strong>de</strong>inem Vater, großer Sohn! und keine Wildnis, keine Höhle ist sicher genug für dich<br />
auf <strong>die</strong>ser griechischen Er<strong>de</strong> (Schmidt, 1994: 144)<br />
Hyperions Vater hat ihn feierlich verstoßen und verflucht. Die Worte <strong>de</strong>s Vaters haben Hyperion<br />
verbannt und ins Unglück gestürzt. So eine große Wirkung kann <strong>die</strong> Sprache haben.<br />
O wenn ich auch dort oben lan<strong>de</strong>n könnte an <strong>de</strong>n glänzen<strong>de</strong>n Inseln <strong>de</strong>s Himmels, fänd’ ich mehr, als ich<br />
bei Diotima fin<strong>de</strong>?<br />
Höre mich nun, Geliebte!<br />
In Griechenland ist meines Bleibens nicht mehr. Das weißt du. Bei seinem Abschied hat mein Vater mir so<br />
viel von seinem Überflusse geschickt, als hinreicht, in ein heilig Tal <strong>de</strong>r Alpen o<strong>de</strong>r Pyrenäen uns zu flüchten,<br />
und da ein freundlich Haus und auch von grüner Er<strong>de</strong> so viel zu kaufen, als <strong>de</strong>s Lebens gol<strong>de</strong>ne Mittelmäßigkeit<br />
bedarf.<br />
Willst du, so komm’ ich gleich und führ’ an treuem Arme dich und <strong>de</strong>ine Mutter und wir küssen Kalaureas<br />
Ufer und trocknen <strong>die</strong> Tränen uns ab, und eilen über <strong>de</strong>n Isthmus hinein ans Adriatische Meer, von wo ein<br />
sicher Schiff uns weiter bringt.<br />
O komm! (Schmidt, 1994: 146)<br />
Hyperion schreibt <strong>die</strong>se Worte an Diotima, <strong>die</strong> er für noch lebend hält. Der Kontext lässt <strong>de</strong>utlich<br />
erkennen, dass Hyperion nicht nur will, dass Diotima ihn hört, was hier impliziert, dass sie ihn<br />
auch versteht, son<strong>de</strong>rn Hyperion will ebenfalls, dass sie auf seine Worte hört und beschließt, mit<br />
ihm und mit <strong>de</strong>r Mutter auszuwan<strong>de</strong>rn. Das ist eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung in ihrem Leben.<br />
Ich zog das Götterrecht <strong>de</strong>s Herzens vor. Um meines Lieblings willen brach ich meinen Eid. War das nicht<br />
billig? muss das e<strong>de</strong>lste Sehnen nicht das freieste sein? – Mein Herz hat mich beim Worte genommen; ich<br />
gab ihm Freiheit und du siehst, es braucht sie. (Schmidt, 1994: 153)<br />
Alabanda erzählt Hyperion, dass er entwe<strong>de</strong>r Hyperion o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bund mit seinen finsteren<br />
Freun<strong>de</strong>n wählen musste. Er hat sich für Hyperion entschie<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n abgelegten Eid gebrochen.<br />
Aber er wird beim Worte genommen, und <strong>de</strong>r Bund will ihn töten, weil er seine Pflicht<br />
nicht erfüllt hat. Seine Worte, <strong>de</strong>r Eid, sind zu einer verbindlichen Verpflichtung gewor<strong>de</strong>n.<br />
Er schmeichelt, rief ich, um das unbesonnene Wort zum zweiten Male mir abzulocken! gute Götter! um<br />
von mir Erlaubnis zu gewinnen zu <strong>de</strong>r Reise nach <strong>de</strong>m Blutgericht! (Schmidt, 1994: 154)<br />
Alabanda will von Hyperion <strong>die</strong> Erlaubnis, sich für immer zu verabschie<strong>de</strong>n und sich durch <strong>de</strong>n<br />
Bund in <strong>die</strong> Arme <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s zu werfen. Das Substativ „Wort“ ist hier ein Synonym für „Erlaubnis“.<br />
Ein Wort Hyperions reicht, damit Alabanda sich frei fühlt und das tut, was er will. Und dabei<br />
will er sich töten lassen.<br />
O mein Hyperion! ich hab’ es überwun<strong>de</strong>n; ich hab’ es über mich vermocht, das To<strong>de</strong>surteil über mein<br />
Herz zu sprechen und dich und mich zu trennen, Liebling meines Lebens! (Schmidt, 1994: 155)<br />
Ein To<strong>de</strong>surteil wird erst dadurch in <strong>die</strong> Tat umgesetzt, dass es gesprochen wird.<br />
O wie gerne hätt’ ich solchen Spott auf mich gela<strong>de</strong>n! aber man muss sich höher achten, <strong>de</strong>nn ich mich achte,<br />
um so ungerufen <strong>de</strong>r Natur ans Herz zu fliegen (Schmidt, 1994: 166)<br />
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