die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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„Predigen“ präsupponiert eben heiligen Inhalt <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>, aber in <strong>die</strong>sem Kontext wird es neben<br />
„Backen aufblasen“ und „witzeln“ benutzt, so dass seine Be<strong>de</strong>utung satirisch zu 'quatschen' umgedreht<br />
wird. Damit es wahre Kommunikation gibt, muss es einen Sen<strong>de</strong>r, einen Empfänger und<br />
eine Botschaft geben. Wenn <strong>die</strong> Botschaft inhaltslos ist, dann ist es keine echte Kommunikation.<br />
Das Verb „rufen“ leitet hier <strong>die</strong> indirekte Re<strong>de</strong> ein.<br />
Lieber! was wäre das Leben ohne Hoffnung? Ein Funke, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Kohle springt und verlischt, und wie<br />
man bei trüber Jahrszeit einen Windstoß hört, <strong>de</strong>r einen Augenblick saust und dann verhallt, so wär’ es mit<br />
uns? (Schmidt, 1994: 31)<br />
Hier be<strong>de</strong>utet „hören“ einfach nur 'akustisch wahrnehmen'.<br />
Einst war ich tief in <strong>die</strong> Wäl<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Mimas hineingeritten und kehrt’ erst spät abends zurück. Ich war abgestiegen,<br />
und führte mein Pferd einen steilen wüsten Pfad über Baumwurzeln und Steine hinunter, und, wie<br />
ich so durch <strong>die</strong> Sträuche mich wand, in <strong>die</strong> Höhle hinunter, <strong>die</strong> nun vor mir sich öffnete, fielen plötzlich<br />
ein paar karabornische Räuber über mich her, und ich hatte Mühe, für <strong>de</strong>n ersten Moment <strong>die</strong> zwei gezückten<br />
Säbel abzuhalten; aber sie waren schon von an<strong>de</strong>rer Arbeit mü<strong>de</strong>, und so half ich doch mir durch. Ich<br />
setzte mich ruhig wie<strong>de</strong>r aufs Pferd und ritt hinab.<br />
[...]<br />
Wer seid ihr? rief ich.<br />
Das ist Hyperion! rief eine Hel<strong>de</strong>nstimme, freudig überrascht. Du kennst mich, fuhr <strong>die</strong> Stimme fort; ich<br />
begegne dir alle Tage unter <strong>de</strong>n Bäumen am Tore.<br />
[...]<br />
Guten Abend! rief <strong>de</strong>r liebe Rüstige<br />
[...]<br />
Alabanda, so hieß <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong>, sagte mir nun, dass er mit seinem Diener von Räubern wäre überfallen wor<strong>de</strong>n,<br />
dass <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n, auf <strong>die</strong> ich stieß, wären fortgeschickt wor<strong>de</strong>n von ihm, dass er <strong>de</strong>n Weg aus <strong>de</strong>m Wal<strong>de</strong><br />
verloren gehabt und darum wäre genötigt gewesen, auf <strong>de</strong>r Stelle zu bleiben, bis ich gekommen. Ich<br />
habe einen Freund dabei verloren, setzt’ er hinzu, und wies sein totes Ross mir.<br />
[...]<br />
Herrlicher! rief ich, siehe nur zu! (Schmidt, 1994: 32 f.)<br />
In <strong>die</strong>sem Moment lernt Hyperion Alabanda kennen. Das Verb „rufen“ leitet hier in allen vier<br />
Fällen <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein, so wie auch das Verb „sagen“. Das Adverb „ruhig“ ist hier synonym<br />
für 'friedlich, gemächlich'. Das Verb „weisen“ be<strong>de</strong>utet hier 'auf etwas zeigen'.<br />
Wir kamen nahe bei <strong>de</strong>r Stadt an einem wohlgebauten Khan vorbei, das unter plätschern<strong>de</strong>n Brunnen ruhte<br />
und unter Fruchtbäumen und duften<strong>de</strong>n Wiesen.<br />
[...]<br />
Wir saßen noch lange zusammen bei offnen Fenstern. Hohe geistige Stille umfing uns. Erd’ und Meer war<br />
selig verstummt, wie <strong>die</strong> Sterne, <strong>die</strong> über uns hingen. Kaum, dass ein Lüftchen von <strong>de</strong>r See her uns ins<br />
Zimmer flog und zart mit unserm Lichte spielte, o<strong>de</strong>r dass von ferner Musik <strong>die</strong> gewaltigern Töne zu uns<br />
drangen, in<strong>de</strong>s <strong>die</strong> Donnerwolke sich wiegt’ im Bette <strong>de</strong>s Äthers, und hin und wie<strong>de</strong>r durch <strong>die</strong> Stille fernher<br />
tönte, wie ein schlafen<strong>de</strong>r Riese, wenn er stärker atmet in seinen furchtbaren Träumen. (Schmidt, 1994:<br />
34)<br />
Die „Musik“ und ihre „Töne“ sind hier wörtlich gemeint als von Musikinstrumenten gespielte<br />
menschliche Musik. Das „Tönen“ <strong>de</strong>r Donnerwolke ist einfach das Geräusch <strong>de</strong>s Donners. Das<br />
Verb „ruhen“ ist hier synonym für 'friedlich da sein' und hat somit nichts mit <strong>de</strong>r Sprache zu tun.<br />
O du, mein Freund und Kampfgenosse, mein Alabanda, wo bist du? Ich glaube fast, du bist ins unbekannte<br />
Land hinübergegangen, zur Ruhe, bist wie<strong>de</strong>r gewor<strong>de</strong>n, wie einst, da wir noch Kin<strong>de</strong>r waren. (Schmidt,<br />
1994: 35)<br />
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