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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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B.I.b.3.5. Der göttliche Mensch als Sprache, welche <strong>die</strong> Natur<br />

mit <strong>de</strong>m Menschen verbin<strong>de</strong>t<br />

Stimme <strong>de</strong>s Volks.<br />

Du seiest Gottes Stimme, so ahn<strong>de</strong>t’ ich<br />

in heil’ger Jugend; ja, und ich sag’ es noch. (Schmidt, 1992: 198)<br />

Ausdrücklich wird hier behauptet, <strong>die</strong> Stimme <strong>de</strong>s Volkes sei Gottes Stimme. Auf <strong>die</strong>se Weise<br />

sind bestimmte Menschen <strong>die</strong> Vermittler zwischen <strong>de</strong>r Gottheit und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Menschen. Und<br />

<strong>die</strong> Natur ist bekanntlich für <strong>de</strong>n pantheistischen Höl<strong>de</strong>rlin dasselbe wie Gott (vgl. dazu z.B. <strong>die</strong><br />

letzte Seite <strong>de</strong>s Romans Hyperion).<br />

B.II. Zulänglichkeit <strong>de</strong>r Sprache<br />

B.II.a. Alltägliche Vorstellungen<br />

B.II.a.1. Sprache und Wirklichkeit<br />

B.II.a.1.1. Sprache in ihrer Wirklichkeit schaffen<strong>de</strong>n<br />

Funktion<br />

Sterblich bin ich zwar geboren,<br />

<strong>de</strong>nnoch hat Unsterblichkeit<br />

meine Seele sich geschworen,<br />

und sie hält, was sie gebeut. (Schmidt, 1992: 171)<br />

Der Dichter schwört sich selbst, nach Unsterblichkeit zu trachten und hält <strong>die</strong>s auch. Die ausdrückliche<br />

Behauptung, dass er es hält, präsupponiert, dass es auch möglich ist, Versprochenes<br />

nicht zu halten, sonst wäre <strong>die</strong> Behauptung unnötig gewesen. Aber <strong>die</strong>smal geht es nicht bloß um<br />

Versprochenes, son<strong>de</strong>rn um Geschworenes, und nicht <strong>de</strong>r Dichter o<strong>de</strong>r sein Mund haben es geschworen,<br />

son<strong>de</strong>rn seine Seele. Die Wörter 'schwören' und 'Seele' gehören zu einem Prototyp,<br />

<strong>de</strong>r sich in einer viel tieferen Dimension befin<strong>de</strong>t als <strong>de</strong>r Prototyp von 'Mund' und 'versprechen'.<br />

Dies alles verstärkt in großem Maße <strong>die</strong> Verpflichtung, <strong>die</strong> <strong>de</strong>r Dichter eingeht, in<strong>de</strong>m er <strong>die</strong>se<br />

Worte gesprochen hat. Deshalb wird als selbstverständlich angenommen, dass er sich daran gehalten<br />

hat.<br />

Den Gottverächter schalten sie dich? mit Fluch<br />

beschwerten sie <strong>de</strong>in Herz dir und ban<strong>de</strong>n dich<br />

und übergaben dich <strong>de</strong>n Flammen,<br />

heiliger Mann! (Schmidt, 1992: 206)<br />

Der Fluch ist ein sprachlicher Akt, <strong>de</strong>r zur Folge hatte, dass Vanini hingerichtet wur<strong>de</strong>.<br />

206

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