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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Hier wi<strong>de</strong>rsprechen sich <strong>die</strong> Einheit und <strong>die</strong> Vielfalt.<br />

Wir trennen uns nur, um inniger einig zu sein, göttlicher friedlich mit allem, mit uns. Wir sterben, um zu leben.<br />

(Schmidt, 1994: 162)<br />

Gottheit als reine Negation:<br />

das ist <strong>die</strong> heilige Bergeshöhe, <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r ewigen Ruhe, wo <strong>de</strong>r Mittag seine Schwüle und <strong>de</strong>r Donner seine<br />

Stimme verliert und das kochen<strong>de</strong> Meer <strong>de</strong>r Woge <strong>de</strong>s Kornfel<strong>de</strong>s gleicht. (Schmidt, 1994: 16)<br />

Die Ruhe ist <strong>die</strong> Negation <strong>de</strong>r Bewegung, <strong>die</strong> das übliche Leben kennzeichnet. Der Mittag in<br />

Griechenland präsupponiert Schwüle, ohne sie ist er kein richtiger Mittag. Der Donner präsupponiert<br />

großen Lärm, sonst wäre er kein Donner. Das kochen<strong>de</strong> Meer präsupponiert große Wellen,<br />

ohne sie ist es eine glatte Fläche, und es sieht nicht mehr wie ein Meer, son<strong>de</strong>rn wie ein Kornfeld<br />

aus. Alle <strong>die</strong>se Verneinungen sollen <strong>die</strong> heilige Höhe beschreiben, d.h. <strong>de</strong>n erleuchteten Zustand<br />

<strong>de</strong>r Verbun<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>r Gottheit.<br />

ich hab es gefühlt, das Leben <strong>de</strong>r Natur, das höher ist, <strong>de</strong>nn alle Gedanken [...] wie sollt ich schei<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r <strong>die</strong> Wesen alle verknüpft? Der bricht so leicht nicht, wie <strong>die</strong> losen Ban<strong>de</strong> <strong>die</strong>ser Zeit. Der<br />

ist nicht, wie ein Markttag, wo das Volk zusammenläuft und lärmt und auseinan<strong>de</strong>r geht. Nein! [...] nein!<br />

nein! im Bun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Natur ist Treue kein Traum. Wir trennen uns nur, um inniger einig zu sein, göttlicher<br />

friedlich mit allem, mit uns. Wir sterben, um zu leben.<br />

Ich wer<strong>de</strong> sein; ich frage nicht, was ich wer<strong>de</strong>. [...] und darum ist sich alles gleich, was nur ein Leben ist, in<br />

<strong>de</strong>r göttlichen Welt, und es gibt in ihr nicht Herren und Knechte. (Schmidt, 1994: 162)<br />

Alle Gedanken, durch <strong>die</strong> das Leben, d.h. das Göttliche, bestimmt und beschrieben wer<strong>de</strong>n könnte,<br />

wer<strong>de</strong>n abgelehnt, also negiert.<br />

mitten im seufzen<strong>de</strong>n Chaos erschien mir Urania. (Schmidt, 1994: 68)<br />

Der unüberbietbare Chaos ist <strong>die</strong> Negation von absolut allem, was or<strong>de</strong>ntlich, vernünftig und<br />

menschlich ist. Und trotz<strong>de</strong>m nimmt Hyperion ausgerechnet auf <strong>die</strong>se Weise <strong>de</strong>n Kontakt mit<br />

<strong>de</strong>r Gottheit auf.<br />

Seligkeit <strong>de</strong>s Erleuchteten:<br />

Wir stellen im Wechsel das Vollen<strong>de</strong>te dar; in wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Melo<strong>die</strong>n teilen wir <strong>die</strong> großen Akkor<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Freu<strong>de</strong>. (Schmidt, 1994: 163)<br />

Der weitere Kontext <strong>die</strong>ser Stelle lässt erkennen, dass Diotima ganz beson<strong>de</strong>rs erleuchtet ist, als<br />

sie <strong>die</strong>se Worte schreibt.<br />

in seliger Selbstvergessenheit wie<strong>de</strong>rzukehren ins All <strong>de</strong>r Natur, das ist <strong>de</strong>r Gipfel <strong>de</strong>r Gedanken und Freu<strong>de</strong>n<br />

(Schmidt, 1994: 16)<br />

Die selige Verbindung mit <strong>de</strong>r Allnatur durch Selbstvergessenheit ist eine gute Beschreibung <strong>de</strong>r<br />

Erleuchtung.<br />

Tod <strong>de</strong>r individuellen Seele bei ihrer Auflösung ins Göttliche:<br />

ein Feuer in mir hat mählich mich verzehrt [...] und überall win<strong>de</strong>t <strong>die</strong> Blüte <strong>de</strong>s Lebens freier und freier vom<br />

gröberen Stoffe sich los. [...] Wir trennen uns nur, um inniger einig zu sein, göttlicher friedlich mit allem, mit<br />

uns. Wir sterben, um zu leben.<br />

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