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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Kennst du mich <strong>de</strong>nn noch, fuhr Alabanda fort nach einer Weile, hast du <strong>de</strong>n alten frommen Glauben noch<br />

an Alabanda? Großmütiger! mir ist es nimmer in<strong>de</strong>s so wohl gegangen, als da ich im Lichte <strong>de</strong>iner Liebe<br />

mich fühlte.<br />

Wie? rief ich, fragt <strong>die</strong>s Alabanda? Das war nicht stolz gesprochen, Alabanda. Aber es ist das Zeichen <strong>die</strong>ser<br />

Zeit, dass <strong>die</strong> alte Heroennatur um Ehre betteln geht, und das lebendige Menschenherz, wie eine Waise,<br />

um einen Tropfen Liebe sich kümmert. (Schmidt, 1994: 118 f.)<br />

Hyperion meint hier, dass er es für unmöglich und sogar un<strong>de</strong>nkbar hält, dass Alabanda an Hyperions<br />

Liebe zu ihm zweifelt. Demnach kann man <strong>de</strong>n Text folgen<strong>de</strong>rweise umschreiben: 'Wie<br />

kannst du nur so was fragen? Wie kannst du bloß dran <strong>de</strong>nken, und noch schlimmer, wie kannst<br />

du es sogar zur Sprache bringen?' Themen, <strong>die</strong> tabu sind, darf man nicht nennen.<br />

bald! in einer Woche vielleicht ist er befreit, <strong>de</strong>r alte, edle, heilige Peloponnes.<br />

O dann, du Teure! lehre mich fromm sein! dann lehre mein überwallend Herz ein Gebet! Ich sollte schweigen,<br />

<strong>de</strong>nn was hab’ ich getan? und hätt’ ich etwas getan, wovon ich sprechen möchte, wie viel ist <strong>de</strong>nnoch<br />

übrig? (Schmidt, 1994: 127)<br />

Hyperion erzählt Diotima von seinen militärischen Erfolgen. Aber dann besinnt er sich, merkt,<br />

dass <strong>die</strong> Gewalt eine scheußliche Sache ist und will <strong>de</strong>shalb gar nicht mehr darüber sprechen.<br />

Sprichst du von <strong>de</strong>inen Bun<strong>de</strong>sbrü<strong>de</strong>rn? rief ich; o mein Alabanda! tue das nicht! (Schmidt, 1994: 153)<br />

Die ehemaligen Freun<strong>de</strong> Alabandas fin<strong>de</strong>t Hyperion schlimm, <strong>de</strong>swegen will er nichts von ihnen<br />

hören.<br />

O Hyperion! was soll ich weiter sagen? (Schmidt, 1994: 164)<br />

Notara schreibt an Hyperion und erzählt ihm von Diotimas Tod. Als er fertig ist, fragt er sich, ob<br />

er weiter darüber re<strong>de</strong>n soll, <strong>de</strong>nn das Thema ist so unangenehm.<br />

B.II.a.2.3. Stille als fehlen<strong>de</strong> Kommunikation o<strong>de</strong>r als Mittel<br />

<strong>de</strong>s Verbergens<br />

Fern und tot sind meine Geliebten, und ich vernehme durch keine Stimme von ihnen nichts mehr.<br />

(Schmidt, 1994: 15)<br />

Hyperion weiß, dass er seine geliebten Menschen verloren hat, weil er ihre Stimme nicht mehr<br />

hören kann. Die Sprache verbin<strong>de</strong>t sie nicht mehr miteinan<strong>de</strong>r, <strong>die</strong> Kommunikation ist abgebrochen,<br />

ihm bleibt nur seine Einsamkeit.<br />

Wo möglich, lehnt man sanft sie auf <strong>die</strong> Seite, fiel ich ein.<br />

Alabanda schwieg eine Weile.<br />

Ich habe meine Lust an <strong>de</strong>r Zukunft, begann er endlich wie<strong>de</strong>r, und fasste feurig meine bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>.<br />

(Schmidt, 1994: 37)<br />

Hyperion hat Alabanda einen sanften Vorwurf gemacht. Da unterbricht Alabanda <strong>die</strong> Kommunikation,<br />

in<strong>de</strong>m er schweigt. Schließlich nimmt er sie wie<strong>de</strong>r auf und wechselt das Thema. „Endlich“<br />

schreibt Hyperion, und das präsupponiert, dass er sich nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufnahme <strong>de</strong>r Sprache<br />

gesehnt hatte, was wie<strong>de</strong>rum impliziert, dass es ohne Sprache keine Kommunikation gibt<br />

und daher Distanziertheit und Unnahbarkeit.<br />

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