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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Wie selig hing ich oft an ihm, wenn es, in Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ahnens, leise+, wie das Mondlicht, um <strong>die</strong><br />

besänftigte Stirne mir spielte? Schon damals kannt’ ich dich, schon damals blicktest du, wie ein Genius, aus<br />

Wolken mich an, du, <strong>die</strong> mir einst, im Frie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Schönheit, aus <strong>de</strong>r trüben Woge <strong>de</strong>r Welt stieg! Da<br />

kämpfte, da glüht’ es nimmer, <strong>die</strong>s Herz.<br />

Wie in schweigen<strong>de</strong>r+ Luft sich eine Lilie wiegt, so regte sich in seinem Elemente, in <strong>de</strong>n entzücken<strong>de</strong>n<br />

Träumen von ihr, mein Wesen.<br />

HYPERION AN BELLARMIN<br />

Smyrna war mir nun verlei<strong>de</strong>t. Überhaupt war mein Herz allmählich mü<strong>de</strong>r gewor<strong>de</strong>n. Zuweilen konnte<br />

wohl <strong>de</strong>r Wunsch in mir auffahren, um <strong>die</strong> Welt zu wan<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n ersten besten Krieg zu gehn, o<strong>de</strong>r<br />

meinen Adamas aufzusuchen und in seinem Feuer meinen Missmut auszubrennen, aber dabei blieb es, und<br />

mein unbe<strong>de</strong>utend+ welkes Leben wollte nimmer sich erfrischen.<br />

#*32*#Der Sommer war nun bald zu En<strong>de</strong>; ich fühlte schon <strong>die</strong> düstern Regentage und das Pfeifen <strong>de</strong>r<br />

Win<strong>de</strong> und Tosen <strong>de</strong>r Wetterbäche zum voraus, und <strong>die</strong> Natur, <strong>die</strong>, wie ein schäumen<strong>de</strong>r Springquell,<br />

emporgedrungen war in allen Pflanzen und Bäumen, stand jetzt schon da vor meinem verdüsterten Sinne,<br />

schwin<strong>de</strong>nd und verschlossen und in sich gekehrt, wie ich selber.<br />

Ich wollte noch mit mir nehmen, was ich konnte, von all <strong>de</strong>m fliehen<strong>de</strong>n Leben, alles, was ich draußen<br />

liebgewonnen hatte, wollt’ ich noch hereinretten in mich, <strong>de</strong>nn ich wusste wohl, dass mich das<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Jahr nicht wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong> unter <strong>die</strong>sen Bäumen und Bergen, und so ging und ritt ich<br />

jetzt mehr, als gewöhnlich, herum im ganzen Bezirke.<br />

Was aber mich beson<strong>de</strong>rs hinaustrieb, war das geheime Verlangen, einen Menschen zu sehn, <strong>de</strong>r seit<br />

einiger Zeit vor <strong>de</strong>m Tore unter <strong>de</strong>n Bäumen, wo ich vorbei kam, mir alle Tage begegnet war.<br />

Wie ein junger Titan, schritt <strong>de</strong>r herrliche Fremdling unter <strong>de</strong>m Zwergengeschlechte daher, das mit<br />

freudiger Scheue an seiner Schöne sich wei<strong>de</strong>te, seine Höhe maß und seine Stärke, und an <strong>de</strong>m glühen<strong>de</strong>n<br />

verbrannten Römerkopfe, wie an verbotner Frucht mit verstohlnem Blicke sich labte, und es war je<strong>de</strong>smal<br />

ein herrlicher Moment, wann das Auge <strong>die</strong>ses Menschen, für <strong>de</strong>ssen Blick <strong>de</strong>r freie Äther zu enge schien,<br />

so mit abgelegtem Stolze sucht’ und strebte, bis es sich in meinem Auge fühlte und wir errötend uns<br />

einan<strong>de</strong>r nachsahn und vorüber gingen.<br />

Einst war ich tief in <strong>die</strong> Wäl<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Mimas hineingeritten und kehrt’ erst spät abends zurück. Ich war<br />

abgestiegen, und führte mein Pferd einen steilen wüsten Pfad über Baumwurzeln und Steine hinunter, und,<br />

wie ich so durch <strong>die</strong> Sträuche mich wand, in <strong>die</strong> Höhle hinunter, <strong>die</strong> nun vor mir sich öffnete, fielen<br />

plötzlich ein paar karabornische Räuber über mich her, und ich hatte Mühe, für <strong>de</strong>n ersten Moment <strong>die</strong><br />

zwei gezückten Säbel abzuhalten; aber sie waren schon von an<strong>de</strong>rer Arbeit mü<strong>de</strong>, und so half ich doch<br />

#*33*#mir durch. Ich setzte mich ruhig+ wie<strong>de</strong>r aufs Pferd und ritt hinab.<br />

Am Fuße <strong>de</strong>s Berges tat mitten unter <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn und aufgehäuften Felsen sich eine kleine Wiese vor mir<br />

auf. Es wur<strong>de</strong> hell. Der Mond war eben aufgegangen über <strong>de</strong>n finstern Bäumen. In einiger Entfernung sah<br />

ich Rosse auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n ausgestreckt und Männer neben ihnen im Grase.<br />

Wer seid ihr? rief+ ich.<br />

Das ist Hyperion! rief+ eine Hel<strong>de</strong>nstimme, freudig überrascht. Du kennst mich, fuhr <strong>die</strong> Stimme+ fort; ich<br />

begegne dir alle Tage unter <strong>de</strong>n Bäumen am Tore.<br />

Mein Ross flog, wie ein Pfeil, ihm zu. Das Mondlicht schien ihm hell ins Gesicht. Ich kannt’ ihn; ich<br />

sprang herab.<br />

Guten Abend! rief+ <strong>de</strong>r liebe Rüstige, sah mit zärtlich wil<strong>de</strong>m Blicke mich an und drückte mit seiner<br />

nervigen Faust <strong>die</strong> meine, dass mein Innerstes <strong>de</strong>n Sinn davon empfand.<br />

O nun war mein unbe<strong>de</strong>utend+ Leben am En<strong>de</strong>!<br />

Alabanda, so hieß <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong>, sagte+ mir nun, dass er mit seinem Diener von Räubern wäre überfallen<br />

wor<strong>de</strong>n, dass <strong>die</strong> bei<strong>de</strong>n, auf <strong>die</strong> ich stieß, wären fortgeschickt wor<strong>de</strong>n von ihm, dass er <strong>de</strong>n Weg aus <strong>de</strong>m<br />

Wal<strong>de</strong> verloren gehabt und darum wäre genötigt gewesen, auf <strong>de</strong>r Stelle zu bleiben, bis ich gekommen. Ich<br />

habe einen Freund dabei verloren, setzt’ er hinzu, und wies+ sein totes Ross mir.<br />

Ich gab das meine seinem Diener, und wir gingen zu Fuße weiter.<br />

Es geschah uns recht, begann ich, in<strong>de</strong>s wir Arm in Arm zusammen aus <strong>de</strong>m Wal<strong>de</strong> gingen; warum<br />

zögerten wir auch so lange und gingen uns vorüber, bis <strong>de</strong>r Unfall uns zusammenbrachte.<br />

Ich muss <strong>de</strong>nn doch dir sagen+, erwi<strong>de</strong>rt’ Alabanda, dass du <strong>de</strong>r Schuldigere, <strong>de</strong>r Kältere bist. Ich bin dir<br />

heute nachgeritten.<br />

Herrlicher! rief+ ich, siehe nur zu! an Liebe sollst du doch mich nimmer übertreffen.<br />

#*34*#Wir wur<strong>de</strong>n immer inniger und freudiger zusammen.<br />

Wir kamen nahe bei <strong>de</strong>r Stadt an einem wohlgebauten Khan vorbei, das unter plätschern<strong>de</strong>n Brunnen<br />

ruhte+ und unter Fruchtbäumen und duften<strong>de</strong>n Wiesen.<br />

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