die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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Die Vorstellung »B.I.b.3.4. Die Natur als Sprache, welche <strong>die</strong> Menschen miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>t«<br />
wi<strong>de</strong>rspricht eigentlich nicht <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung von »B.II.b.2.4. Die heilige Sprache verbin<strong>de</strong>t<br />
<strong>de</strong>n Menschen mit <strong>de</strong>r Natur bzw. Gottheit«, son<strong>de</strong>rn ergänzt sie durch <strong>die</strong> eine weitere Kommunikationsmöglichkeit,<br />
nämlich durch wortlose Verständigung.<br />
Bei <strong>de</strong>r Vorstellung »B.I.b.3.5. Der göttliche Mensch als Sprache, welche <strong>die</strong> Natur mit <strong>de</strong>m<br />
Menschen verbin<strong>de</strong>t« ist Diotima bzw. <strong>die</strong> natürlichen Menschen bzw. <strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r sich wie<br />
Hyperion als Priester und Vermittler <strong>de</strong>s Göttlichen versteht, gemeint. Er zeugt durch sein Dasein,<br />
seine Haltung, seine Handlungen und seine Worte von <strong>de</strong>r Gottheit und fungiert als lebendiges<br />
Zeichen, das sie verkün<strong>de</strong>t.<br />
Die Vorstellung »B.II.a.1.1. Sprache in ihrer Wirklichkeit schaffen<strong>de</strong>n Funktion« unterschei<strong>de</strong>t<br />
sich von »B.II.a.1.2. Durch Sprache kann man einen Menschen dazu bringen, etwas zu tun«<br />
dadurch, das Erstere <strong>die</strong> performative Funktion <strong>de</strong>r Sprache im Sinne <strong>de</strong>r Sprechakttheorie<br />
meint, während Letztere sich auf <strong>die</strong> Möglichkeiten <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>s Imperativmodus bezieht,<br />
d.h. auf <strong>die</strong> verschie<strong>de</strong>nen sprachlichen Wege und Mittel, wie ein Mensch einen an<strong>de</strong>ren zu einer<br />
bestimmten Handlung überre<strong>de</strong>n kann. Diese Vorstellung »B.II.a.1.1.« unterschei<strong>de</strong>t sich auch<br />
von »B.II.a.1.3. Versprachlichung als Anerkennung eines Tatbestands« dadurch, dass bei Letzterer<br />
<strong>die</strong> Wirklichkeit von <strong>de</strong>r Sprache nicht erzeugt, son<strong>de</strong>rn nur anerkannt wird. Des Weiteren<br />
unterschei<strong>de</strong>t sich »B.II.a.1.1.« von »B.II.b.1.1. Innerhalb <strong>de</strong>r Sprache spiegelt sich <strong>die</strong> Wirklichkeit<br />
wi<strong>de</strong>r«, dadurch, dass bei Letzterer <strong>die</strong> Sprache ein Abbild <strong>de</strong>r Wirklichkeit ist – o<strong>de</strong>r<br />
umgekehrt –, während bei Ersterer <strong>die</strong> Sprache vermag, <strong>die</strong> Wirklichkeit entstehen zu lassen.<br />
Schließlich unterschei<strong>de</strong>t <strong>die</strong>se sich von <strong>de</strong>n mythologisierten Vorstellungen unter »B.II.c.1.<br />
Sprache und Wirklichkeit« dadurch, dass <strong>die</strong> Sprache bei Ersterer im Gegensatz zu Letzterer<br />
keine son<strong>de</strong>rbare bzw. übernatürliche Komponente besitzt.<br />
Die Vorstellung »B.II.a.1.2. Durch Sprache kann man einen Menschen dazu bringen, etwas<br />
zu tun« weist auf <strong>die</strong> Überredungsfähigkeit <strong>de</strong>r Sprache hin und unterschei<strong>de</strong>t sich von<br />
»B.II.a.3.3. Durch Sprache kann man einen gewissen Einfluss auf <strong>die</strong> Menschen ausüben«<br />
dadurch, dass Erstere bestimmte konkrete Handlungen und Letztere Gefühle und Haltungen<br />
meint.<br />
Die Vorstellung »B.II.a.1.3. Versprachlichung als Anerkennung eines Tatbestands« unterschei<strong>de</strong>t<br />
sich von »B.II.a.1.4. Die Sprache kann <strong>die</strong> Wirklichkeit getreu darstellen« dadurch,<br />
dass bei Ersterer eine konkrete sprachliche Handlung eines o<strong>de</strong>r mehrerer Menschen erfor<strong>de</strong>rlich<br />
ist, damit etwas als existent gelten und wahrgenommen wer<strong>de</strong>n kann, während Letztere allgemein<br />
besagt, dass <strong>die</strong> Sprache <strong>die</strong> Fähigkeit besitzt, <strong>de</strong>r Wirklichkeit genau zu entsprechen.<br />
Die Vorstellung »B.II.a.1.4. Die Sprache kann <strong>die</strong> Wirklichkeit getreu darstellen« kann durch<br />
<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n umgangssprachlichen Satz wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n: „Wenn ich es sage, dann ist es<br />
tatsächlich auch so“. Sie unterschei<strong>de</strong>t sich von »B.II.b.1.1. Innerhalb <strong>de</strong>r Sprache spiegelt sich<br />
<strong>die</strong> Wirklichkeit wi<strong>de</strong>r« dadurch, dass Erstere <strong>de</strong>n Anspruch darauf erhebt, <strong>die</strong> Wirklichkeit genau<br />
darstellen, abbil<strong>de</strong>n bzw. beschreiben zu können, während bei Letzterer <strong>die</strong> viel transzen<strong>de</strong>ntalere<br />
Vorstellung vertreten ist, nach welcher <strong>die</strong> Wirklichkeit eine tiefe Struktur hat, <strong>die</strong> im Wesentlichen<br />
mit <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>r Sprache i<strong>de</strong>ntisch ist, so dass Wirklichkeit und Sprache wie Zwillingswelten<br />
sind und keine von ihnen einen höheren Rang als <strong>die</strong> an<strong>de</strong>re hat.<br />
Die Vorstellung »B.II.a.1.5. Durch Sprache können Erinnerungen hervorgerufen wer<strong>de</strong>n« be<strong>de</strong>utet,<br />
dass <strong>die</strong> Sprache Träger und Speicherplatz <strong>de</strong>r Erinnerung ist, wobei <strong>die</strong> Erinnerung keine<br />
Wirklichkeit, wohl aber eine genaue Abbildung <strong>de</strong>r vergangenen Wirklichkeit ausmacht.<br />
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