die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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Wir haben unsre Bräutigamstage zusammen, rief ich erheitert, da darf es wohl noch lauten, als wäre man<br />
in Arka<strong>die</strong>n. (Schmidt, 1994: 39)<br />
Das Verb „lauten“ heißt hier so viel wie 'aussehen, erscheinen'. Das Adverb „ruhig“ be<strong>de</strong>utet<br />
hier 'gefasst, gemessen, besonnen' und hat somit nichts mit <strong>de</strong>r Sprache zu tun. Die Verben „sagen,<br />
rufen“ leiten hier immer <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein.<br />
o Begeisterung! Du wirst <strong>de</strong>n Frühling <strong>de</strong>r Völker uns wie<strong>de</strong>rbringen. Dich kann <strong>de</strong>r Staat nicht hergebieten.<br />
Aber er störe dich nicht, so wirst du kommen, kommen wirst du, mit <strong>de</strong>inen allmächtigen Wonnen, in<br />
goldne Wolken wirst du uns hüllen und empor uns tragen über <strong>die</strong> Sterblichkeit, und wir wer<strong>de</strong>n staunen<br />
und fragen, ob wir es noch seien, wir, <strong>die</strong> Dürftigen, <strong>die</strong> wir <strong>die</strong> Sterne fragten, ob dort uns ein Frühling<br />
blühe – fragst du mich, wann <strong>die</strong>s sein wird? Dann, wann <strong>die</strong> Lieblingin <strong>de</strong>r Zeit, <strong>die</strong> jüngste, schönste<br />
Tochter <strong>de</strong>r Zeit, <strong>die</strong> neue Kirche, hervorgehn wird aus <strong>die</strong>sen befleckten veralteten Formen<br />
[...]<br />
Komm! rief ich, und fasst’ Alabanda beim Gewan<strong>de</strong>, komm (Schmidt, 1994: 40)<br />
Hier schwärmt Alabanda im Gespräch mit Hyperion über ihre geplante Revolution. Das Verb<br />
„fragen“ hat hier <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung von 'staunen, sich wun<strong>de</strong>rn, sich fragen'. Es hat mit <strong>de</strong>r Sprachauffassung<br />
eigentlich nichts zu tun, <strong>de</strong>nn es gibt keine wahre Kommunikation. Das Verb „rufen“<br />
leitet hier <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein.<br />
Geh! sagt’ ich, du bist ein kleiner Mensch!<br />
In <strong>de</strong>mselben Augenblicke traten etliche Frem<strong>de</strong>n ins Zimmer, auffallen<strong>de</strong> Gestalten, meist hager und<br />
blass, so viel ich im Mondlicht sehen konnte, ruhig, aber in ihren Mienen war etwas, das in <strong>die</strong> Seele ging,<br />
wie ein Schwert, und es war, als stün<strong>de</strong> man vor <strong>de</strong>r Allwissenheit; man hätte gezweifelt, ob <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Außenseite<br />
wäre von bedürftigen Naturen, hätte nicht hie und da <strong>de</strong>r getötete Affekt seine Spuren zurückgelassen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs einer fiel mir auf. Die Stille seiner Züge war <strong>die</strong> Stille eines Schlachtfelds. Grimm und Liebe<br />
hatt’ in <strong>die</strong>sem Menschen gerast, und <strong>de</strong>r Verstand leuchtete über <strong>de</strong>n Trümmern <strong>de</strong>s Gemüts, wie das<br />
Auge eines Habichts, <strong>de</strong>r auf zerstörten Palästen sitzt. Tiefe Verachtung war auf seinen Lippen. Man ahnete,<br />
dass <strong>die</strong>ser Mensch mit keiner unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Absicht sich befasse.<br />
Ein andrer mochte seine Ruhe mehr einer natürlichen Herzenshärte danken. Man fand an ihm fast keine<br />
Spur einer Gewaltsamkeit, von Selbstmacht o<strong>de</strong>r Schicksal verübt.<br />
[...]<br />
Wir suchten dich, rief einer von ihnen.<br />
Ihr wür<strong>de</strong>t mich fin<strong>de</strong>n, sagt’ er lachend, wenn ich in <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> mich verbärge.<br />
[...]<br />
Sie schienen mich ziemlich scharf ins Auge zu fassen. Das ist auch einer von <strong>de</strong>nen, <strong>die</strong> es gerne besser haben<br />
möchten in <strong>de</strong>r Welt, rief Alabanda nach einer Weile, und wies auf mich.<br />
Das ist <strong>de</strong>in Ernst? fragt’ einer mich von <strong>de</strong>n Dreien.<br />
Es ist kein Scherz, <strong>die</strong> Welt zu bessern, sagt’ ich.<br />
Du hast viel mit einem Worte gesagt! rief wie<strong>de</strong>r einer von ihnen. Du bist unser Mann! ein andrer.<br />
Ihr <strong>de</strong>nkt auch so? fragt’ ich.<br />
Frage, was wir tun! war <strong>die</strong> Antwort.<br />
[...]<br />
Wir sagen das nicht um unsertwillen, rief ein an<strong>de</strong>rer jetzt etwas rascher, wir sagen es um euertwillen!<br />
(Schmidt, 1994: 41 f.)<br />
Hyperion beschreibt zuerst einen von Alabandas finsteren Freun<strong>de</strong>n. Das Adverb „ruhig“ be<strong>de</strong>utet<br />
hier 'gelassen, gefasst' und hat somit nichts mit <strong>de</strong>r Sprache zu tun. Das Substantiv „Ruhe“<br />
be<strong>de</strong>utet hier 'Gelassenheit, Gefasstheit'. Das Substantiv „Stille“ ist hier ein Synonym für 'Ruhe,<br />
Gelassenheit, Gefasstheit', nicht von 'Schweigen, Lautlosigkeit'. Die „Lippen“ sind hier nicht als<br />
Sprachorgan, son<strong>de</strong>rn als Teil <strong>de</strong>s Gesichts zu verstehen. Die Verben „rufen, fragen, sagen“ und<br />
das Substantiv „Antwort“ leiten hier <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein. Das Verb „weisen“ be<strong>de</strong>utet 'auf etwas<br />
zeigen'.<br />
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