22.11.2013 Aufrufe

die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Himmel! wie war das eine Scha<strong>de</strong>nfreu<strong>de</strong>, dass <strong>de</strong>r stolze Son<strong>de</strong>rling nun Einmal war, wie ihrer einer,<br />

gewor<strong>de</strong>n! wie #*53*#hatten sie ihren Scherz daran, dass <strong>de</strong>n Hirsch <strong>de</strong>s Wal<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Hunger trieb, in ihren<br />

Hühnerhof zu laufen! –<br />

Ach! meinen Adamas sucht’ ich, meinen Alabanda, aber es erschien mir keiner.<br />

Endlich schrieb+ ich auch nach Smyrna, und es war, als sammelt’ alle Zärtlichkeit und alle Macht <strong>de</strong>s<br />

Menschen in Einen Moment sich, da ich schrieb+; so schrieb+ ich dreimal, aber keine Antwort+, ich flehte,<br />

drohte, mahnt’ an alle Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Liebe und <strong>de</strong>r Kühnheit, aber keine Antwort+ von <strong>de</strong>m<br />

Unvergesslichen, bis in <strong>de</strong>n Tod geliebten – Alabanda! rief+ ich, o mein Alabanda! du hast <strong>de</strong>n Stab<br />

gebrochen über mich. Du hieltest mich noch aufrecht, warst <strong>die</strong> letzte Hoffnung meiner Jugend! Nun will<br />

ich nichts mehr! nun ist’s heilig und gewiss!<br />

Wir bedauern <strong>die</strong> Toten, als fühlten sie <strong>de</strong>n Tod, und <strong>die</strong> Toten haben doch Frie<strong>de</strong>n. Aber das, das ist <strong>de</strong>r<br />

Schmerz, <strong>de</strong>m keiner gleichkommt, das ist unaufhörliches Gefühl <strong>de</strong>r gänzlichen Zernichtung, wenn unser<br />

Leben seine Be<strong>de</strong>utung+ so verliert, wenn so das Herz sich sagt+, du musst hinunter und nichts bleibt übrig<br />

von dir; keine Blume hast du gepflanzt, keine Hütte gebaut, nur dass du sagen+ könntest: ich lasse eine<br />

Spur zurück auf Er<strong>de</strong>n. Ach! und <strong>die</strong> Seele kann immer so voll Sehnens sein, bei <strong>de</strong>m, dass sie so mutlos<br />

ist!<br />

Ich suchte immer etwas, aber ich wagte das Auge nicht aufzuschlagen vor <strong>de</strong>n Menschen. Ich hatte<br />

Stun<strong>de</strong>n, wo ich das Lachen eines Kin<strong>de</strong>s fürchtete.<br />

Dabei war ich meist sehr still+ und geduldig, hatte oft auch einen wun<strong>de</strong>rbaren Aberglauben an <strong>die</strong><br />

Heilkraft mancher Dinge; von einer Taube, <strong>die</strong> ich kaufte, von einer Kahnfahrt, von einem Tale, das <strong>die</strong><br />

Berge mir verbargen, konnt’ ich Trost erwarten.<br />

Genug! genug! wär’ ich mit Themistokles aufgewachsen, hätt’ ich unter <strong>de</strong>n Scipionen gelebt, meine Seele<br />

hätte sich wahrlich nie von <strong>die</strong>ser Seite kennen gelernt.<br />

#*54*# HYPERION AN BELLARMIN<br />

Zuweilen regte noch sich eine Geisteskraft in mir. Aber freilich nur zerstörend!<br />

Was ist <strong>de</strong>r Mensch? konnt’ ich beginnen; wie kommt es, dass so etwas in <strong>de</strong>r Welt ist, das, wie ein Chaos,<br />

gärt, o<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rt, wie ein fauler Baum, und nie zu einer Reife ge<strong>de</strong>iht? Wie dul<strong>de</strong>t <strong>die</strong>sen Heerling <strong>die</strong><br />

Natur bei ihren süßen Trauben?<br />

Zu <strong>de</strong>n Pflanzen spricht+ er, ich war auch einmal, wie ihr! und zu <strong>de</strong>n reinen Sternen, ich will wer<strong>de</strong>n, wie<br />

ihr, in einer andren Welt! inzwischen bricht er auseinan<strong>de</strong>r und treibt hin und wie<strong>de</strong>r seine Künste+ mit<br />

sich selbst, als könnt’ er, wenn es einmal sich aufgelöst, Lebendiges zusammensetzen, wie ein Mauerwerk;<br />

aber es macht ihn auch nicht irre, wenn nichts gebessert wird durch all sein Tun; es bleibt doch immerhin<br />

ein Kunststück, was er treibt.<br />

O ihr Armen, <strong>die</strong> ihr das fühlt, <strong>die</strong> ihr auch nicht sprechen+ mögt von menschlicher Bestimmung, <strong>die</strong> ihr<br />

auch so durch und durch ergriffen seid vom Nichts, das über uns waltet, so gründlich einseht, dass wir<br />

geboren wer<strong>de</strong>n für Nichts, dass wir lieben ein Nichts, glauben ans Nichts, uns abarbeiten für Nichts, um<br />

mählich überzugehen ins Nichts – was kann ich dafür, dass euch <strong>die</strong> Knie brechen, wenn ihr’s ernstlich<br />

be<strong>de</strong>nkt? Bin ich doch auch schon manchmal hingesunken in <strong>die</strong>sen Gedanken, und habe gerufen+, was<br />

legst du <strong>die</strong> Axt mir an <strong>die</strong> Wurzel, grausamer Geist? und bin noch da.<br />

O einst, ihr finstern Brü<strong>de</strong>r! war es an<strong>de</strong>rs. Da war es über uns so schön, so schön und froh vor uns; auch<br />

<strong>die</strong>se Herzen wallten über vor <strong>de</strong>n fernen seligen Phantomen, und kühn frohlockend drangen auch unsere<br />

Geister aufwärts und durchbrachen <strong>die</strong> Schranke, und wie sie sich umsahn, wehe, da war es eine unendliche<br />

Leere.<br />

O! auf <strong>die</strong> Knie kann ich mich werfen und meine Hän<strong>de</strong> ringen und flehen, ich weiß nicht wen? um andre<br />

Gedanken. #*55*#Aber ich überwältige sie nicht, <strong>die</strong> schreien<strong>de</strong>+ Wahrheit. Hab’ ich mich nicht zwiefach<br />

überzeugt? Wenn ich hinsehe ins Leben, was ist das Letzte von allem? Nichts. Wenn ich aufsteige im<br />

Geiste, was ist das Höchste von allem? Nichts.<br />

Aber stille+, mein Herz! Es ist ja <strong>de</strong>ine letzte Kraft, <strong>die</strong> du verschwen<strong>de</strong>st! <strong>de</strong>ine letzte Kraft? und du, du<br />

willst <strong>de</strong>n Himmel stürmen? wo sind <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>ine hun<strong>de</strong>rt Arme, Titan, wo <strong>de</strong>in Pelion und Ossa, <strong>de</strong>ine<br />

Treppe zu <strong>de</strong>s Göttervaters Burg hinauf, damit du hinaufsteigst und <strong>de</strong>n Gott und seinen Göttertisch und all<br />

<strong>die</strong> unsterblichen Gipfel <strong>de</strong>s Olymps herabwirfst und <strong>de</strong>n Sterblichen predigest+: bleibt unten, Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Augenblicks! strebt nicht in <strong>die</strong>se Höhen herauf, <strong>de</strong>nn es ist nichts hier oben.<br />

Das kannst du lassen, zu sehn, was über an<strong>de</strong>re waltet. Dir gilt <strong>de</strong>ine neue Lehre. Über dir und vor dir ist es<br />

freilich leer und ö<strong>de</strong>, weil es in dir leer und öd ist.<br />

Freilich, wenn ihr reicher seid, als ich, ihr an<strong>de</strong>rn, könntet ihr doch wohl auch ein wenig helfen.<br />

Wenn euer Garten so voll Blumen ist, warum erfreut ihr Atem mich nicht auch? – Wenn ihr so voll <strong>de</strong>r<br />

Gottheit seid, so reicht sie mir zu trinken. An Festen darbt ja niemand, auch <strong>de</strong>r Ärmste nicht. Aber Einer<br />

nur hat seine Feste unter euch; das ist <strong>de</strong>r Tod.<br />

301

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!