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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Diotima versucht, leichten Sinns von Hyperion zu sprechen, aber bald wird ihr das Herz zu laut,<br />

und sie kann es nicht mehr aushalten, muss fliehen. Durch Sprache versucht sie, vorgetäuschte<br />

Gefühle zu vermitteln.<br />

Ich will es dir gera<strong>de</strong> sagen, was ich glaube. Dein Feuer lebt’ in mir, <strong>de</strong>in Geist war in mich übergegangen<br />

(Schmidt, 1994: 161)<br />

Dies schreibt Diotima an Hyperion. Ausdrücklich behauptet sie, dass sie ihm durch ihre Worte<br />

ihre Gefühle mitteilen will.<br />

Ich habe dich in Augenblicken gesehn, Hyperion! wo du mir ein höher Wesen schienst. Du bist nun auf <strong>de</strong>r<br />

Probe, und es muss sich zeigen, wer du bist. Leb wohl.<br />

So schrieb Notara; und du fragst, mein Bellarmin! wie jetzt mir ist, in<strong>de</strong>m ich <strong>die</strong>s erzähle?<br />

Bester! ich bin ruhig, <strong>de</strong>nn ich will nichts Bessers haben, als <strong>die</strong> Götter. Muss nicht alles lei<strong>de</strong>n? Und je<br />

trefflicher es ist, je tiefer! Lei<strong>de</strong>t nicht <strong>die</strong> heilige Natur? (Schmidt, 1994: 164)<br />

Durch Schreiben, Fragen und Erzählen tauschen sich <strong>die</strong> Freun<strong>de</strong> gefühlsmäßig aus.<br />

Ein je<strong>de</strong>r treibt das Seine, wirst du sagen, und ich sag’ es auch. (Schmidt, 1994: 168)<br />

Dies schreibt Hyperion an Bellarmin am Anfang seiner Re<strong>de</strong> über <strong>die</strong> Deutschen. Durch das „Sagen“<br />

drückt hier Hyperion seine lei<strong>de</strong>nschaftliche Meinung aus, und nimmt an, Bellarmin wer<strong>de</strong><br />

es auch tun.<br />

Es ist auf Er<strong>de</strong>n alles unvollkommen, ist das alte Lied <strong>de</strong>r Deutschen. (Schmidt, 1994: 170)<br />

Obwohl es sich um eine feste Re<strong>de</strong>wendung han<strong>de</strong>lt, kann man hier nicht ausschließen, dass <strong>de</strong>r<br />

Autor sich ihrer ursprünglichen Be<strong>de</strong>utung bewusst war, nach <strong>de</strong>r man mit einem Lied seine eigenen<br />

Gefühle am besten zum Ausdruck bringen kann, um sie an<strong>de</strong>ren Leuten zu vermitteln.<br />

B.II.a.3.3. Durch Sprache kann man einen gewissen Einfluss<br />

auf <strong>die</strong> Menschen ausüben<br />

und wenn mich einer einen Griechen nennt, so wird mir immer, als schnürt’ er mit <strong>de</strong>m Halsband eines<br />

Hun<strong>de</strong>s mir <strong>die</strong> Kehle zu. (Schmidt, 1994: 14)<br />

Dies behauptet Hyperion. Wenn man ihm <strong>die</strong>ses Wort sagt, gerät er in einen solchen emotionalen<br />

Zustand.<br />

Du kannst niemand überzeugen, sagt’ ich jetzt mit inniger Liebe, du überre<strong>de</strong>st, du bestichst <strong>die</strong> Menschen,<br />

ehe du anfängst; man kann nicht zweifeln, wenn du sprichst, und wer nicht zweifelt, wird nicht überzeugt.<br />

(Schmidt, 1994: 39)<br />

Hyperion sagt zu Alabanda, er kann an<strong>de</strong>re Leute nicht überzeugen, weil er zu feurig und zu bestimmt<br />

ist. Dies präsupponiert, dass es unter an<strong>de</strong>ren Umstän<strong>de</strong>n doch möglich wäre, jeman<strong>de</strong>n<br />

durch Sprechen zu überzeugen. Somit vermag <strong>die</strong> Sprache manchmal, Menschen zum Um<strong>de</strong>nken<br />

zu bringen.<br />

Es war entzückend anzusehn! Wie, wenn <strong>die</strong> Mutter schmeichelnd fragt, wo um sie her ihr Liebstes sei,<br />

und alle Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Schoß ihr stürzen, und das Kleinste noch <strong>die</strong> Arme aus <strong>de</strong>r Wiege streckt, so flog<br />

und sprang und strebte je<strong>de</strong>s Leben in <strong>die</strong> göttliche Luft hinaus (Schmidt, 1994: 59)<br />

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