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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Semiotik hat M.A.K. Halliday 86 tabellarisch <strong>die</strong> komplexen Strukturen und<br />

Beziehungen <strong>de</strong>r Sprachwissenschaften und ihrer Bereiche dargestellt. Seiner Theorie nach kann<br />

<strong>die</strong> Sprache auf vielerlei Art und Weise verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n:<br />

● als Kunst: Daraus ergibt sich <strong>die</strong> Literaturwissenschaft.<br />

● als System: Daraus ergeben sich einerseits <strong>die</strong> Linguistik, an<strong>de</strong>rerseits <strong>die</strong> Logik und <strong>die</strong><br />

Philosophie.<br />

● als Verhaltensweise: Daraus ergeben sich <strong>die</strong> Anthropologie und <strong>die</strong> Soziolinguistik.<br />

● als Wissen o<strong>de</strong>r Gesamtheit <strong>de</strong>r Kenntnisse und Erkenntnisse: Daraus ergeben sich auf<br />

<strong>de</strong>r einen Seite <strong>die</strong> Psycholinguistik und <strong>die</strong> Psychologie. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite erfüllt<br />

<strong>die</strong> Sprache zwei weitere Funktionen: Sie <strong>die</strong>nt erstens als Mittel <strong>de</strong>r Verinnerlichung <strong>de</strong>r<br />

Begriffe, zweitens als Ausdrucksmittel <strong>de</strong>r individuellen Auffassungen <strong>die</strong>ser Begriffe.<br />

Dieser letzte Bereich <strong>de</strong>r Wissenschaften, <strong>die</strong> sich mit sprachlichen Phänomenen befassen,<br />

ist <strong>de</strong>r Rahmen, in <strong>de</strong>m sich <strong>die</strong> vorliegen<strong>de</strong> Arbeit bewegt.<br />

Umberto Eco schlägt in <strong>de</strong>r Einleitung seines Buches über <strong>die</strong> Suche nach <strong>de</strong>r vollkommenen<br />

Sprache 87 ein semiotisches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r natürlichen Sprachen vor, und somit legt er <strong>die</strong> linguistische<br />

Grundlage fest, auf <strong>de</strong>r seine Ausführungen im Laufe <strong>de</strong>s gesamten Buches basieren wer<strong>de</strong>n.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich nämlich um <strong>die</strong> Unterscheidung zwischen Inhalt und Ausdruck, <strong>die</strong> aus <strong>de</strong>m<br />

im Jahre 1943 veröffentlichten Werk Hjelmslevs stammt. Eco unterteilt mit Hjelmslev bei<strong>de</strong><br />

Ebenen in je drei Stufen: Kontinuum, Substanz und Form. Die Form <strong>de</strong>s Ausdrucks besteht bei<br />

einer natürlichen Sprache aus ihrem phonologischen System, ihrem Wortschatz und ihren<br />

syntaktischen Regeln. Die Substanz <strong>de</strong>s Ausdrucks sind z.B. <strong>die</strong> Wörter und <strong>die</strong> Texte. Das<br />

Kontinuum <strong>de</strong>s Ausdrucks sind <strong>die</strong> Laute, <strong>die</strong> in einer bestimmten Sprache hervorgebracht<br />

wer<strong>de</strong>n. Das Kontinuum <strong>de</strong>s Inhalts ist dagegen <strong>die</strong> Gesamtheit all <strong>de</strong>ssen, was gesagt und<br />

gedacht wer<strong>de</strong>n kann, d.h. das ganze physische und mentale Universum. Die Form <strong>de</strong>s Inhalts ist<br />

<strong>die</strong> Organisation <strong>die</strong>ses Universums in Systemen, Oppositionen, und so weiter, wie z.B. <strong>die</strong><br />

Opposition zwischen ‚oben‘ und ‚unten‘, zwischen ‚Liebe‘ und ‚Hass‘, das System <strong>de</strong>r Farben,<br />

<strong>die</strong> Unterteilung <strong>de</strong>r Tiere in Familien, Gattungen, und Arten. Die Substanz <strong>de</strong>s Inhalts stellt <strong>de</strong>n<br />

Sinn <strong>de</strong>r einzelnen Äußerungen dar, <strong>die</strong> man als Substanz <strong>de</strong>s Ausdrucks vorbringt. Die<br />

Tatsache, dass <strong>die</strong>se theoretische Basis aus <strong>de</strong>m Jahre 1943 stammt, und dass Eco ihr trotz<strong>de</strong>m<br />

noch im Jahre 1994 folgt, legt nahe, dass sie sich durch <strong>die</strong> Jahrzehnte bewährt hat und es sich<br />

nicht um eine bloß flüchtig in Mo<strong>de</strong> gekommene semiotische Theorie han<strong>de</strong>lt. Sie wird also auch<br />

<strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit als semiotischer Rahmen <strong>die</strong>nen, auf <strong>de</strong>n <strong>die</strong> Arbeit sich wird stützen<br />

können. Denn hier soll bei <strong>de</strong>n ausgewählten Werken Höl<strong>de</strong>rlins <strong>die</strong> Substanz <strong>de</strong>s Inhalts (= <strong>de</strong>n<br />

Sinn <strong>de</strong>r einzelnen Äußerungen Höl<strong>de</strong>rlins) analysiert wer<strong>de</strong>n, um zu Schlussfolgerungen zu<br />

kommen, <strong>die</strong> einen bestimmten Bereich <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>s Inhalts (= <strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>s höl<strong>de</strong>rlinischen<br />

Universums) ver<strong>de</strong>utlichen können: <strong>de</strong>n Begriff 'Sprache' und <strong>die</strong> ihm nahe stehen<strong>de</strong>n Begriffe.<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit darf sich allerdings auf jene Theorie stützen, weil sie nicht rein<br />

linguistisch ist, son<strong>de</strong>rn allgemein semiotisch, und <strong>de</strong>shalb kann <strong>die</strong> Grundlage <strong>die</strong>ser literaturwissenschaftlichen<br />

Analyse innerhalb jenes Rahmens gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

1.3.2. Praktisch angewandte linguistische Begriffe<br />

Van Dijk 88 stellt fest, dass <strong>die</strong> menschliche Sprache normalerweise nicht alle dazugehören<strong>de</strong>n Informationen<br />

explizit ausdrückt, son<strong>de</strong>rn viele implizit zu verstehen gibt. Hernán<strong>de</strong>z Sacristán 89<br />

86<br />

Halliday, 1978: 20 f.<br />

87<br />

Eco, 1994: 33 ff.<br />

88<br />

Dijk, 1988: 169 f.<br />

89<br />

Hernán<strong>de</strong>z Sacristán, 1990: 258.<br />

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