22.11.2013 Aufrufe

die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Will niemand sammeln, wo wir pflügten, wer verargt es uns? Wer flucht <strong>de</strong>m Baume, wenn sein Apfel in<br />

<strong>de</strong>n Sumpf fällt? Ich hab’s mir oft gesagt, du opferst <strong>de</strong>r Verwesung, und ich en<strong>de</strong>te mein Tagwerk doch.<br />

[...]<br />

Das sind Betrüger! riefen alle Wän<strong>de</strong> meinem empfindlichen Sinne zu.<br />

[..]<br />

Er ist schlecht, rief ich, ja, er ist schlecht.<br />

[...]<br />

O es war <strong>de</strong>r Schmerz nicht, <strong>de</strong>n man hegen mag, <strong>de</strong>n man am Herzen trägt, wie ein Kind, und in Schlummer<br />

singt mit Tönen <strong>de</strong>r Nachtigall! (Schmidt, 1994: 43)<br />

Am Anfang spricht <strong>de</strong>r finstere Freund Alabandas zu Hyperion. Er sagt sich selbst etwas. Dies<br />

ist eine übliche Re<strong>de</strong>wendung, <strong>die</strong> eigentlich meint, er hat es bei sich selbst gedacht. Das Verb<br />

„sagen“ hat somit hier nichts mit Sprache zu tun, <strong>die</strong> immer einen Sen<strong>de</strong>r und einen Empfänger<br />

braucht, einen Kommunikationsprozess also. Dann spricht Hyperion. Das Verb „rufen“ leitet<br />

hier <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein. Dieser Satz ist folgen<strong>de</strong>rweise zu verstehen: 'Dies ist nicht <strong>die</strong> Sorte<br />

Schmerz, <strong>de</strong>n man mit Tönen <strong>de</strong>r Nachtigall in Schlummer singen kann'. Kin<strong>de</strong>r bringt man<br />

nämlich u.a. durch Musik zum Schlafen. Hier ist nicht von <strong>de</strong>r heiligen Sprache <strong>die</strong> Re<strong>de</strong>, welche<br />

mit <strong>de</strong>r Musik vergleichbar ist, son<strong>de</strong>rn wörtlich von <strong>de</strong>r alltäglichen Musik.<br />

Da ich einst in heitrer Mitternacht <strong>die</strong> Dioskuren ihm wies, und Alabanda <strong>die</strong> Hand aufs Herz mir legt’und<br />

Alabanda <strong>die</strong> Hand aufs Herz mir legt’ und sagte: Das sind nur Sterne, Hyperion<br />

[...]<br />

Da ich <strong>die</strong> Wäl<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ida mit ihm durchstreifte, und wir herunterkamen ins Tal, um da <strong>die</strong> schweigen<strong>de</strong>n<br />

Grabhügel nach ihren Toten zu fragen, und ich zu Alabanda sagte, dass unter <strong>de</strong>n Grabhügeln einer vielleicht<br />

<strong>de</strong>m Geist Achills und seines Geliebten angehöre, und Alabanda mir vertraute, wie er oft ein Kind sei<br />

und sich <strong>de</strong>nke, dass wir einst in Einem Schlachttal fallen und zusammen ruhen wer<strong>de</strong>n unter Einem Baum<br />

(Schmidt, 1994: 44)<br />

Das Verb „sagen“ leitet hier <strong>die</strong> indirekte Re<strong>de</strong> ein. Das Verb „ruhen“ ist hier synonym für 'tot<br />

begraben liegen'. Das Verb „weisen“ be<strong>de</strong>utet 'auf etwas zeigen'.<br />

Alabanda besuchte mich <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn Tag. Mein Herz kochte, wie er hereintrat, aber ich hielt mich, so sehr<br />

sein Stolz und seine Ruhe mich aufregt’ und erhitzte.<br />

Die Luft ist herrlich, sagt’ er endlich, und <strong>de</strong>r Abend wird sehr schön sein, lass uns zusammen auf <strong>die</strong><br />

Akropolis gehn!<br />

Ich nahm es an. Wir sprachen lange kein Wort. Was willst du? fragt’ ich endlich.<br />

Das kannst du fragen? erwi<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>r wil<strong>de</strong> Mensch mit einer Wehmut, <strong>die</strong> mir durch <strong>die</strong> Seele ging. Ich war<br />

betroffen, verwirrt.<br />

Was soll ich von dir <strong>de</strong>nken? fing ich endlich wie<strong>de</strong>r an.<br />

Das, was ich bin! erwi<strong>de</strong>rt’ er gelassen.<br />

Du brauchst Entschuldigung, sagt’ ich mit verän<strong>de</strong>rter Stimme, und sah mit Stolz ihn an, entschuldige<br />

dich! reinige dich!<br />

Das war zuviel für ihn.<br />

Wie kommt es <strong>de</strong>nn, rief er entrüstet, dass <strong>die</strong>ser Mensch mich beugen soll, wie’s ihm gefällt?<br />

[...]<br />

O Alabanda! Alabanda! rief ich.<br />

[...]<br />

Wir ruhten nicht, bis eine Rückkehr fast unmöglich war.<br />

[...]<br />

Leb wohl! rief ich endlich, und stürzte fort. Unwillkürlich musst’ ich mich umsehn, unwillkürlich war mir<br />

Alabanda gefolgt.<br />

Nicht wahr, Alabanda, rief ich ihm zu, das ist ein son<strong>de</strong>rbarer Bettler? seinen letzten Pfenning wirft er in<br />

<strong>de</strong>n Sumpf!<br />

Wenn’s das ist, mag er auch verhungern, rief er, und ging. (Schmidt, 1994: 45 f.)<br />

64

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!