die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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<strong>die</strong> eigens für <strong>die</strong>se Stu<strong>die</strong> e<strong>die</strong>rte Version <strong>de</strong>s Originals. Dabei wur<strong>de</strong>n gewisse Zeichen eingefügt:<br />
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Be<strong>de</strong>utung<br />
#*23*# Seite 23 <strong>de</strong>r Werkausgabe von Jochen Schmidt.<br />
Stimme+<br />
Das Wort „Stimme“ ist im dritten und vierten Kapitel analysiert wor<strong>de</strong>n.<br />
1.4.3. Praktische Beschreibung <strong>de</strong>r Arbeitsmetho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
dritten Kapitels<br />
Höl<strong>de</strong>rlin wird bekanntlich sowohl von Philologen als auch von Philosophen untersucht, wie es<br />
im Forschungsbericht kurz dargestellt wur<strong>de</strong>. Es ist schon zum Klischee gewor<strong>de</strong>n, dass man ihn<br />
entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n philosophischen Poeten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n poetischen Philosophen nennt. Die philosophischen<br />
Arbeiten, <strong>die</strong> sich mit ihm beschäftigen, benutzen Arbeitsmetho<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n philologischen<br />
teilweise ähnlich sind. Z.B. berücksichtigt Günter Wohlfart, Professor für Philosophie 97 ,<br />
<strong>die</strong> Textgeschichte, <strong>die</strong> Textkonstitution, <strong>die</strong> Stellung <strong>de</strong>r Wörter, <strong>die</strong> Interpunktion, editorische<br />
Entscheidungen, usw. Und umgekehrt muss auch <strong>die</strong> Philologie nach philosophischen Erklärungen<br />
greifen: Z.B. möchte Zuberbühler Höl<strong>de</strong>rlins Erneuerung <strong>de</strong>r Sprache aus ihren etymologischen<br />
Ursprüngen untersuchen und muss „mit einer Deduktion seiner Sprachtheorie beginnen“ 98 .<br />
Wenn man Höl<strong>de</strong>rlin gerecht wer<strong>de</strong>n will, muss man also unbedingt bei<strong>de</strong> Seiten berücksichtigen,<br />
<strong>die</strong> für ihn untrennbar zusammengehören.<br />
Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeitsmetho<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>mnach we<strong>de</strong>r rein philologisch noch philosophisch, son<strong>de</strong>rn<br />
eine praktische Feldarbeit, <strong>die</strong> sich intensiv mit <strong>de</strong>r Analyse konkreter Stellen aus <strong>de</strong>m<br />
Werk Höl<strong>de</strong>rlins beschäftigt, sich dicht an <strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r vorgefun<strong>de</strong>nen Textstellen hält und<br />
sich ausschließlich darauf beschränkt. Eine solche Interpretation ist unvermeidlich subjektiv,<br />
aber nicht ganz frei o<strong>de</strong>r willkürlich, insofern sie bei je<strong>de</strong>r einzelnen Stelle sorgfältig erläutert<br />
und begrün<strong>de</strong>t wird. Dabei wird eine möglichst einleuchten<strong>de</strong> und akzeptable Auslegung angestrebt,<br />
auch wenn sie natürlich nicht <strong>die</strong> einzig mögliche sein kann. Der Verfasser beansprucht<br />
keine Objektivität, wohl aber eine gewisse Intersubjektivität, <strong>die</strong> er dadurch zu erreichen versucht,<br />
dass er seine Interpretationen so gründlich zu erklären und zu rechtfertigen versucht, dass<br />
sie <strong>de</strong>n Leser überzeugen können. Dadurch wird ein gemeinsamer interpretatorischer Raum <strong>de</strong>s<br />
Konsenses geschaffen. Um seine Schlussfolgerungen zu ziehen, schlägt <strong>de</strong>r Verfasser einen induktiven<br />
Weg ein, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r so erschlossenen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r jeweiligen Stellen basiert.<br />
Der praktischen Analyse <strong>de</strong>s dritten Kapitels wird im zweiten Kapitel eine eher theoretische Einleitung<br />
vorangestellt, <strong>die</strong> kurz <strong>de</strong>n literarischen und i<strong>de</strong>ologischen Rahmen darzustellen versucht,<br />
in <strong>de</strong>m <strong>die</strong> allgemeine Weltanschauung und <strong>die</strong> konkrete Sprachauffassung Höl<strong>de</strong>rlins entstan<strong>de</strong>n<br />
sind und sich entwickeln konnten. Bei <strong>de</strong>r Textstellenanalyse wird <strong>die</strong>ser theoretische Rahmen<br />
<strong>de</strong>s zweiten Kapitels nicht ausdrücklich berücksichtigt, weil es <strong>die</strong> vorliegen<strong>de</strong> Metho<strong>de</strong><br />
nicht vorsieht noch erlaubt. Aber er stellt <strong>de</strong>n kulturellen und begrifflichen Zusammenhang dar,<br />
<strong>de</strong>r als Referenzpunkt nicht vergessen wer<strong>de</strong>n darf, um alles, was dann folgt, richtig einschätzen<br />
und verstehen zu können.<br />
97<br />
Wohlfart, 1986a: 32 und 60.<br />
98<br />
Zuberbühler, 1969: 9.<br />
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