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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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zw. ihre Abwesenheit – <strong>die</strong> Stille – als ein wesentlicher und bestimmen<strong>de</strong>r Faktor <strong>de</strong>r Handlung<br />

– bzw. <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m literarischen Werk zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Weltanschauung – zu verstehen ist, wobei<br />

es unerheblich ist, ob <strong>die</strong> Sprache als Ursache o<strong>de</strong>r als Folge <strong>de</strong>s Geschehens – bzw. <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />

Gefühle und Vorstellungen – fungiert. Dies wird von <strong>de</strong>r sachlichen Analyse <strong>de</strong>s Textes<br />

unterstützt und begrün<strong>de</strong>t durch:<br />

● <strong>die</strong> Tatsache, dass <strong>die</strong> Häufigkeit <strong>de</strong>r relevanten Verwendungen <strong>de</strong>r aufgelisteten Wörter<br />

und Stellen überwältigend groß ist;<br />

● <strong>die</strong> Tatsache, dass gera<strong>de</strong> <strong>die</strong>se relevant gebrauchten Wörter und Stellen <strong>die</strong> Höhepunkte<br />

<strong>de</strong>r Handlung – bzw. <strong>de</strong>r dargestellten Gefühle und I<strong>de</strong>en – begleiten und bestimmen;<br />

● <strong>die</strong> im dritten Kapitel ausgeführte konkrete Textanalyse, <strong>die</strong> in je<strong>de</strong>m einzelnen Fall in<br />

<strong>die</strong> Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s höl<strong>de</strong>rlinischen Begriffes 'Sprache' einzudringen versucht.<br />

Anschließend folgt eine Zusammenfassung <strong>de</strong>s Themas 'Sprache' bei Höl<strong>de</strong>rlin. Zuerst wird <strong>de</strong>r<br />

Inhalt <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Korpora in seinem Bezug zur Sprache ge<strong>de</strong>utet, und dann wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> wichtigsten<br />

Aspekte, <strong>die</strong> aus <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Sprachvorstellungen hervorgehen, zusammengefasst.<br />

Das Hauptthema <strong>de</strong>s Romans ist <strong>die</strong> Suche Hyperions nach innerem Frie<strong>de</strong>n, nach Vereinigung<br />

mit <strong>de</strong>m All. Er versucht, <strong>die</strong>s durch <strong>die</strong> Beziehung zu Diotima zustan<strong>de</strong> zu bringen, bis er von<br />

ihrem Tod erfährt. Dann besinnt sich Hyperion und versteht, dass auch <strong>die</strong> Bäche und Wäl<strong>de</strong>r<br />

dasselbe vermitteln können wie Diotimas Liebe. So direkt scheint also <strong>die</strong> Sprache nicht thematisiert<br />

zu sein. Aber wenn man etwas genauer hinsieht, merkt man, dass man bei <strong>die</strong>ser Suche entwe<strong>de</strong>r<br />

mit Hilfe von Sprache o<strong>de</strong>r von Stille verfährt, weil es keinen an<strong>de</strong>ren Weg, kein an<strong>de</strong>res<br />

Mittel, kein an<strong>de</strong>res Instrument gibt. Alle Höhepunkte <strong>de</strong>r Handlung wer<strong>de</strong>n von Sprache o<strong>de</strong>r<br />

Stille begleitet und bestimmt.<br />

Bei <strong>de</strong>n Gedichten gibt es verschie<strong>de</strong>ne Hauptthemen: Anbetung <strong>de</strong>r göttlichen Natur, <strong>die</strong> das<br />

Einzige ist, woran sich <strong>de</strong>r Dichter festhalten kann; Verherrlichung Diotimas, weil sie weit und<br />

breit <strong>de</strong>r einzige Mensch ist, <strong>de</strong>r in sich <strong>die</strong> Reinheit <strong>de</strong>r alten Göttermenschen erhalten hat; bittere<br />

Desillusionierung angesichts <strong>de</strong>r materialistischen und unterdrücken<strong>de</strong>n Gegenwart in <strong>de</strong>r<br />

Heimat; Verherrlichung <strong>de</strong>r griechischen Antike, <strong>die</strong> das verlorene gol<strong>de</strong>ne Zeitalter <strong>de</strong>r Menscheit<br />

verkörpert; <strong>die</strong> Rolle <strong>de</strong>s Dichters als Vermittler göttlicher Wahrheit; seine Isolierung unter<br />

<strong>de</strong>n Menschen, <strong>die</strong> ihn nicht verstehen; Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Hoffnung<br />

auf eine bessere Zukunft; tragisches Schicksal <strong>de</strong>s Menschen, <strong>de</strong>r dazu verdammt ist, sein<br />

Leben lang zu irren und zu lei<strong>de</strong>n. Die Sprache steht da gewissermaßen im Mittelpunkt: für <strong>die</strong><br />

kaltherzigen Menschen als Anzeichen ihrer Gottlosigkeit und für <strong>die</strong> sensiblen Menschen als Anzeichen<br />

<strong>de</strong>r mystischen Entzückungsaugenblicke, <strong>die</strong> sie in <strong>de</strong>r Natur erleben. Der Dichter versteht<br />

sich als Verfechter <strong>de</strong>r neuen Religion, <strong>de</strong>r neuen Götter, <strong>de</strong>r Allnatur, und betrachtet <strong>die</strong><br />

heilige Dichtung, <strong>die</strong> das vermitteln soll, als seine Lebensaufgabe. Darüber hinaus soll <strong>die</strong> heilige<br />

Sprache <strong>de</strong>n Leser sensibilisieren, damit <strong>die</strong>ser <strong>die</strong> heilige Mutter Natur lieben lernt.<br />

Die Erörterung <strong>de</strong>r einzelnen Vorstellungen hat gezeigt, wie komplex <strong>die</strong> Lebenswelt Höl<strong>de</strong>rlins<br />

in Bezug auf seine Sprachauffassung ist. Sie bil<strong>de</strong>t ein harmonisches Ganzes, das aus vielen Elementen<br />

besteht, <strong>die</strong> in vielseitigen Beziehungen zueinan<strong>de</strong>r stehen. Beson<strong>de</strong>rs auffällig und bemerkenswert<br />

sind <strong>die</strong> Wi<strong>de</strong>rsprüche, <strong>die</strong> in bei<strong>de</strong>n analysierten Korpora genauso ausgeprägt vorhan<strong>de</strong>n<br />

sind. Verallgemeinernd kann man auf einen großen wesentlichen Gegensatz schließen:<br />

Auf <strong>de</strong>r einen Seite meint Höl<strong>de</strong>rlin augenscheinlich, <strong>die</strong> Sprache könne mystische Gefühle und<br />

göttliche Wahrheit darstellen, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite meint er aber genau das Gegenteil. Am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s ersten Kapitels wur<strong>de</strong> bereits auf <strong>die</strong>se wesentliche Wi<strong>de</strong>rsprüchlichkeit <strong>de</strong>r Sprachvorstellungen<br />

Höl<strong>de</strong>rlins hingewiesen. Höl<strong>de</strong>rlin versucht, durch <strong>die</strong> Sprache eine Brücke zu schlagen,<br />

<strong>die</strong> von einem Pol zum an<strong>de</strong>ren führt. Um es mit <strong>de</strong>r dialektischen Terminologie Hegels auszu­<br />

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