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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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ANHANG<br />

HYPERION<br />

Erster Band<br />

#*12*#<br />

Non coerceri maximo, contineri minimo, divinum est.<br />

#*13*#<br />

Vorre<strong>de</strong><br />

Ich verspräche+ gerne <strong>die</strong>sem Buche+ <strong>die</strong> Liebe <strong>de</strong>r Deutschen. Aber ich fürchte, <strong>die</strong> einen wer<strong>de</strong>n es<br />

lesen, wie ein Kompendium, und um das fabula docet sich zu sehr bekümmern, in<strong>de</strong>s <strong>die</strong> an<strong>de</strong>rn gar zu<br />

leicht es nehmen, und bei<strong>de</strong> Teile verstehen+ es nicht.<br />

Wer bloß an meiner Pflanze riecht, <strong>de</strong>r kennt sie nicht, und wer sie pflückt, bloß, um daran zu lernen, kennt<br />

sie auch nicht.<br />

Die Auflösung <strong>de</strong>r Dissonanzen in einem gewissen Charakter ist we<strong>de</strong>r für das bloße Nach<strong>de</strong>nken, noch für<br />

<strong>die</strong> leere Lust.<br />

Der Schauplatz, wo sich das Folgen<strong>de</strong> zutrug, ist nicht neu, und ich gestehe, dass ich einmal kindisch genug<br />

war, in <strong>die</strong>ser Rücksicht eine Verän<strong>de</strong>rung mit <strong>de</strong>m Buche+ zu versuchen, aber ich überzeugte mich, dass<br />

er <strong>de</strong>r einzig angemessene für Hyperions elegischen Charakter wäre, und schämte mich, dass mich das<br />

wahrscheinliche Urteil <strong>de</strong>s Publikums so übertrieben geschmeidig gemacht.<br />

Ich bedaure, dass für jetzt <strong>die</strong> Beurteilung <strong>de</strong>s Plans noch nicht je<strong>de</strong>m möglich ist. Aber <strong>de</strong>r zweite Band<br />

soll so schnell, wie möglich, folgen.<br />

#*14*#<br />

Erstes Buch<br />

HYPERION AN BELLARMIN<br />

Der liebe Vaterlandsbo<strong>de</strong>n gibt mir wie<strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong> und Leid.<br />

Ich bin jetzt alle Morgen auf <strong>de</strong>n Höhn <strong>de</strong>s Korinthischen Isthmus, und, wie <strong>die</strong> Biene unter Blumen, fliegt<br />

meine Seele oft hin und her zwischen <strong>de</strong>n Meeren, <strong>die</strong> zur Rechten und zur Linken meinen glühen<strong>de</strong>n<br />

Bergen <strong>die</strong> Füße kühlen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Meerbusen hätte mich freuen sollen, wär’ ich ein Jahrtausend früher hier<br />

gestan<strong>de</strong>n.<br />

Wie ein siegen<strong>de</strong>r Halbgott, wallte da zwischen <strong>de</strong>r herrlichen Wildnis <strong>de</strong>s Helikon und Parnass, wo das<br />

Morgenrot um hun<strong>de</strong>rt überschneite Gipfel spielt, und zwischen <strong>de</strong>r para<strong>die</strong>sischen Ebene von Sicyon <strong>de</strong>r<br />

glänzen<strong>de</strong> Meerbusen herein, gegen <strong>die</strong> Stadt <strong>de</strong>r Freu<strong>de</strong>, das jugendliche Korinth, und schüttete <strong>de</strong>n<br />

erbeuteten Reichtum aller Zonen vor seiner Lieblingin aus.<br />

Aber was soll mir das? Das Geschrei <strong>de</strong>s Schakals, <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>n Steinhaufen <strong>de</strong>s Altertums sein wil<strong>de</strong>s<br />

Grablied+ singt+, schreckt ja aus meinen Träumen mich auf.<br />

Wohl <strong>de</strong>m Manne, <strong>de</strong>m ein blühend Vaterland das Herz erfreut und stärkt! Mir ist, als würd’ ich in <strong>de</strong>n<br />

Sumpf geworfen, als schlüge man <strong>de</strong>n Sarg<strong>de</strong>ckel über mir zu, wenn einer an das Meinige mich mahnt, und<br />

wenn mich einer einen Griechen nennt+, so wird mir immer, als schnürt’ er mit <strong>de</strong>m Halsband eines<br />

Hun<strong>de</strong>s mir <strong>die</strong> Kehle+ zu.<br />

Und siehe, mein Bellarmin! wenn manchmal mir so ein Wort+ entfuhr, wohl auch im Zorne mir eine Träne<br />

ins Auge trat, so kamen dann <strong>die</strong> weisen Herren, <strong>die</strong> unter euch #*15*#Deutschen so gerne spuken, <strong>die</strong><br />

Elen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nen ein lei<strong>de</strong>nd Gemüt so gera<strong>de</strong> recht ist, ihre Sprüche+ anzubringen, <strong>die</strong> taten dann sich<br />

gütlich, ließen sich beigehn, mir zu sagen+: klage+ nicht, handle!<br />

O hätt’ ich doch nie gehan<strong>de</strong>lt! um wie manche Hoffnung wär ich reicher! –<br />

Ja, vergiss nur, dass es Menschen gibt, darben<strong>de</strong>s, angefochtenes, tausendfach geärgertes Herz! und kehre<br />

wie<strong>de</strong>r dahin, wo du ausgingst, in <strong>die</strong> Arme <strong>de</strong>r Natur, <strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>llosen, stillen+ und schönen.<br />

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