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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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is <strong>de</strong>r Geliebte wie<strong>de</strong>rkommt und<br />

Leben und Geist sich in uns entzün<strong>de</strong>t.<br />

Sonnenuntergang<br />

Wo bist du? trunken dämmert <strong>die</strong> Seele mir<br />

von aller <strong>de</strong>iner Wonne; <strong>de</strong>nn eben ist’s,<br />

dass ich gelauscht+, wie, goldner Töne+<br />

voll, <strong>de</strong>r entzücken<strong>de</strong> Sonnenjüngling<br />

sein Abendlied+ auf himmlischer Leier+ spielt’;<br />

es tönten+ rings <strong>die</strong> Wäl<strong>de</strong>r und Hügel nach.<br />

Doch fern ist er zu frommen Vökern,<br />

<strong>die</strong> ihn noch ehren, hinweggegangen.<br />

#*204*#Der Mensch<br />

Kaum sprossten aus <strong>de</strong>n Wassern, o Er<strong>de</strong>, dir<br />

<strong>de</strong>r jungen Berge Gipfel und dufteten<br />

lustatmend, immergrüner Haine<br />

voll, in <strong>de</strong>s Ozeans grauer Wildnis<br />

<strong>die</strong> ersten hol<strong>de</strong>n Inseln; und freudig sah<br />

<strong>de</strong>s Sonnengottes Auge <strong>die</strong> Neulinge<br />

<strong>die</strong> Pflanzen, seiner ew’gen Jugend<br />

lächeln<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r, aus dir geboren.<br />

Da auf <strong>de</strong>r Inseln schönster, wo immerhin<br />

<strong>de</strong>n Hain in zarter Ruhe+ <strong>die</strong> Luft umfloss,<br />

lag unter Trauben einst, nach lauer<br />

Nacht, in <strong>de</strong>r dämmern<strong>de</strong>n Morgenstun<strong>de</strong><br />

geboren, Mutter Er<strong>de</strong>! <strong>de</strong>in schönstes Kind;–<br />

und auf zum Vater Helios sieht bekannt<br />

<strong>de</strong>r Knab’, und wacht und wählt <strong>die</strong> süßen<br />

Beere versuchend, <strong>die</strong> heil’ge Rebe<br />

zur Amme sich; und bald ist er groß; ihn scheun<br />

<strong>die</strong> Tiere, <strong>de</strong>nn ein an<strong>de</strong>rer ist, wie sie<br />

<strong>de</strong>r Mensch; nicht dir und nicht <strong>de</strong>m Vater<br />

gleicht er, <strong>de</strong>nn kühn ist in ihm und einzig<br />

<strong>de</strong>s Vaters hohe Seele mit <strong>de</strong>iner Lust,<br />

O Erd’! und <strong>de</strong>iner Trauer von je vereint;<br />

<strong>de</strong>r Göttermutter, <strong>de</strong>r Natur, <strong>de</strong>r<br />

Allesumfassen<strong>de</strong>n möcht’ er gleichen!<br />

Ach! darum treibt ihn, Er<strong>de</strong>! vom Herzen dir<br />

sein Übermut, und <strong>de</strong>ine Geschenke sind<br />

umsonst und <strong>de</strong>ine zarten Ban<strong>de</strong>;<br />

sucht er ein Besseres doch, <strong>de</strong>r Wil<strong>de</strong>!<br />

#*205*#Von seines Ufers duften<strong>de</strong>r Wiese muss<br />

ins blütenlose Wasser hinaus <strong>de</strong>r Mensch,<br />

und glänzt auch, wie <strong>die</strong> Sternenacht, von<br />

gol<strong>de</strong>nen Früchten sein Hain, doch gräbt er<br />

sich Höhlen in <strong>de</strong>n Bergen und späht im Schacht<br />

von seines Vaters heiterem Lichte fern,<br />

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