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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Hyperion schreibt <strong>die</strong>s an Diotima, als er seine kriegerische Revolution plant. Durch Sprache<br />

will er dazu beitragen, <strong>die</strong> Welt zu befrem<strong>de</strong>n und <strong>die</strong> Vergangenheit zu überwin<strong>de</strong>n, d.h. eine<br />

geistige Revolution zu vollbringen.<br />

Dann fang’ ich an, von besseren Tagen zu re<strong>de</strong>n, und glänzend gehn <strong>die</strong> Augen ihnen auf, wenn sie <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>s ge<strong>de</strong>nken, <strong>de</strong>r uns einigen soll, und das stolze Bild <strong>de</strong>s wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Freistaats dämmert vor ihnen.<br />

Alles für je<strong>de</strong>n und je<strong>de</strong>r für alle! Es ist ein freudiger Geist in <strong>de</strong>n Worten und er ergreift auch immer meine<br />

Menschen, wie Göttergebot. O Diotima! so zu sehn, wie von Hoffnungen da <strong>die</strong> starre Natur erweicht<br />

und all ihre Pulse mächtiger schlagen und von Entwürfen <strong>die</strong> verdüsterte Stirne sich entfaltet und glänzt<br />

(Schmidt, 1994: 125 f.)<br />

Hyperion predigt vor seinen Soldaten von seinen hohen I<strong>de</strong>alen, und vermag, seine Hörer zu begeistern.<br />

Er erzählt Diotima, wie er mit seinen Re<strong>de</strong>n auf <strong>die</strong> Soldaten wirkt.<br />

Du hättest mich besänftigen sollen, meine Diotima! hättest sagen sollen, ich möchte mich nicht übereilen,<br />

möchte <strong>de</strong>m Schicksal nach und nach <strong>de</strong>n Sieg abnötigen, wie kargen Schuldnern <strong>die</strong> Summe. O Mädchen!<br />

stille zu stehn, ist schlimmer, wie alles. (Schmidt, 1994: 129)<br />

Dies schreibt Hyperion an Diotima. Der Konjunktiv präsupponiert zwar, dass sie es nicht „gesagt“<br />

hat, dass sie es aber hätte tun können, und in solchem Fall hätte sie mit ihren Worten <strong>die</strong><br />

besagte Wirkung erzielen können, dass Hyperion sich nämlich sein Vorhaben noch einmal überlegt.<br />

In <strong>de</strong>r Tat schwieg sie „still“, so dass <strong>die</strong> nun erwünschte Wirkung ausblieb.<br />

ich hoffte, nun meine Diotima bald zu sehn, nun bald mit ihr in stillem Glücke zu leben. Alabanda hatte <strong>die</strong><br />

Zweifel alle mir ausgere<strong>de</strong>t (Schmidt, 1994: 148)<br />

Alabanda macht Hyperion durch seine Re<strong>de</strong> Hoffnung auf ein künftiges Zusammenleben mit<br />

Diotima und beseitigt alle Zweifel, <strong>die</strong> Hyperion noch hegte.<br />

Lass mich dir erzählen, sagt’ er. Ich habe noch nie dir ganz von einer gewissen Sache gesprochen. Und<br />

dann – so stillt es auch dich und mich ein wenig, wenn wir sprechen von Vergangenem. (Schmidt, 1994:<br />

151)<br />

Das sagt Alabanda zu Hyperion. Durch <strong>die</strong> Erzählung können bei<strong>de</strong> Männer beruhigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ich wollte mich stärken, ich nahm mein längstvergessenes Lautenspiel hervor, um mir ein Schicksalslied<br />

zu singen, das ich einst in glücklicher unverständiger Jugend meinem Adamas nachgesprochen. (Schmidt,<br />

1994: 157)<br />

Hyperion will sich stärken und dazu singt er sich selbst ein Lied.<br />

Ach! oft mit schwerer süßer Mühe bin ich noch, so lang ich’s konnte, auf <strong>die</strong> Höhe gegangen, wo du bei<br />

Notara gewohnt, und habe von dir mit <strong>de</strong>m Freun<strong>de</strong> gesprochen, so leichten Sinns, als möglich war, damit<br />

er nichts von mir dir schreiben sollte; bald aber, wenn das Herz zu laut ward, schlich <strong>die</strong> Heuchlerin sich<br />

hinaus in <strong>de</strong>n Garten (Schmidt, 1994: 159)<br />

Diotima versucht, banal von Hyperion zu sprechen, aber bald wer<strong>de</strong>n ihre Gefühle zu stark und<br />

sie kann es nicht mehr ertragen, muss <strong>die</strong> Flucht ergreifen. Die Sprache erweckt Erinnerungen in<br />

Diotima, welche dann ihr Herz bewegen, so dass ihr <strong>die</strong> Situation unerträglich wird.<br />

Höre mich, Lieber! um <strong>de</strong>iner schönen Seele willen! klage du dich über meinem To<strong>de</strong> nicht an!<br />

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