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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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An <strong>die</strong> jungen Dichter+<br />

Lieben Brü<strong>de</strong>r! es reift unsere Kunst+ vielleicht,<br />

da, <strong>de</strong>m Jünglinge gleich, lange sie schon gegärt,<br />

bald zur Stille+ <strong>de</strong>r Schönheit;<br />

seid nur fromm, wie <strong>de</strong>r Grieche war!<br />

#*202*#Liebt <strong>die</strong> Götter und <strong>de</strong>nkt freundlich <strong>de</strong>r Sterblichen!<br />

Hasst <strong>de</strong>n Rausch, wie <strong>de</strong>n Frost! lehrt und beschreibet nicht!<br />

Wenn <strong>de</strong>r Meister euch ängstigt,<br />

fragt+ <strong>die</strong> große Natur um Rat.<br />

An <strong>die</strong> Deutschen<br />

Spottet ja nicht <strong>de</strong>s Kinds, wenn es mit Peitsch’ und Sporn<br />

auf <strong>de</strong>m Rosse von Holz mutig und groß sich dünkt,<br />

<strong>de</strong>nn, ihr Deutschen, auch ihr seid<br />

tatenarm und gedankenvoll.<br />

Aber kommt, wie <strong>de</strong>r Strahl aus <strong>de</strong>m Gewölke kommt,<br />

aus Gedanken <strong>die</strong> Tat? Leben <strong>die</strong> Bücher+ bald?<br />

O ihr Lieben, so nehmt mich,<br />

dass ich büße <strong>die</strong> Lästerung.<br />

Die scheinheiligen Dichter+<br />

Ihr kalten Heuchler+, sprecht+ von <strong>de</strong>n Göttern nicht!<br />

Ihr habt Verstand! ihr glaubt nicht an Helios,<br />

noch an <strong>de</strong>n Donnerer und Meergott;<br />

tot ist <strong>die</strong> Er<strong>de</strong>, wer mag ihr danken? –<br />

Getrost, ihr Götter! zieret ihr doch das Lied+,<br />

wenn schon aus euren Namen+ <strong>die</strong> Seele schwand,<br />

und ist ein großes Wort+ vonnöten,<br />

Mutter Natur! so ge<strong>de</strong>nkt man <strong>de</strong>iner.<br />

#*203*#Dem Sonnengott<br />

Wo bist du? trunken dämmert <strong>die</strong> Seele mir<br />

von aller <strong>de</strong>iner Wonne; <strong>de</strong>nn eben ist’s,<br />

dass ich gesehn, wie, mü<strong>de</strong> seiner<br />

Fahrt, <strong>de</strong>r entzücken<strong>de</strong> Götterjüngling<br />

<strong>die</strong> jungen Locken ba<strong>de</strong>t’ im Goldgewölk;<br />

und jetzt noch blickt mein Auge von selbst nach ihm;<br />

doch fern ist er zu frommen Völkern,<br />

<strong>die</strong> ihn noch ehren, hinweggegangen.<br />

Dich lieb’ ich, Er<strong>de</strong>! trauerst du doch mit mir!<br />

Und unsre Trauer wan<strong>de</strong>lt, wie Kin<strong>de</strong>rschmerz,<br />

in Schlummer sich, und wie <strong>die</strong> Win<strong>de</strong><br />

flattern und flüstern+ im Saitenspiele+,<br />

bis ihm <strong>de</strong>s Meisters Finger <strong>de</strong>n schönern Ton+<br />

entlockt, so spielen Nebel und Träum’ um uns,<br />

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