die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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Vernunft ist ohne Geistes, ohne Herzensschönheit, wie ein Treiber, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Herr <strong>de</strong>s Hauses über <strong>die</strong><br />
Knechte gesetzt hat; <strong>de</strong>r weiß, so wenig, als <strong>die</strong> Knechte, was aus all <strong>de</strong>r unendlichen Arbeit wer<strong>de</strong>n soll,<br />
und ruft nur: tummelt euch, und siehet es fast ungern, wenn es vor sich geht, <strong>de</strong>nn am En<strong>de</strong> hätt’ er ja<br />
nichts mehr zu treiben, und seine Rolle wäre gespielt.<br />
[...]<br />
Wie bin ich doch, rief ich, auf <strong>die</strong> trocknen Berggipfel geraten, worauf ihr mich saht? (Schmidt, 1994: 94)<br />
Das Verb „rufen“ leitet <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein.<br />
Es ist schön, dass es <strong>de</strong>m Menschen so schwer wird, sich vom To<strong>de</strong> <strong>de</strong>ssen, was er liebt, zu überzeugen,<br />
und es ist wohl keiner noch zu seines Freun<strong>de</strong>s Grabe gegangen, ohne <strong>die</strong> leise Hoffnung, da <strong>de</strong>m Freun<strong>de</strong><br />
wirklich zu begegnen.<br />
[...]<br />
O Parthenon! rief ich, Stolz <strong>de</strong>r Welt! zu <strong>de</strong>inen Füßen liegt das Reich <strong>de</strong>s Neptun, wie ein bezwungener<br />
Löwe, und wie Kin<strong>de</strong>r, sind <strong>die</strong> an<strong>de</strong>rn Tempel um dich versammelt, und <strong>die</strong> beredte Agora und <strong>de</strong>r Hain<br />
<strong>de</strong>s Aka<strong>de</strong>mus –<br />
Kannst du so dich in <strong>die</strong> alte Zeit versetzen, sagte Diotima.<br />
[...]<br />
O siehe! rief jetzt Diotima mir plötzlich zu. (Schmidt, 1994: 95)<br />
Das Adjektiv „leise“ be<strong>de</strong>utet hier 'leicht, klein, minimal'. Die Verben „rufen, sagen“ leiten <strong>die</strong><br />
direkte Re<strong>de</strong> ein.<br />
Ich sah, und hätte vergehen mögen vor <strong>de</strong>m allmächtigen Anblick.<br />
Wie ein unermesslicher Schiffbruch, wenn <strong>die</strong> Orkane verstummt sind und <strong>die</strong> Schiffer entflohn, und <strong>de</strong>r<br />
Leichnam <strong>de</strong>r zerschmetterten Flotte unkenntlich auf <strong>de</strong>r Sandbank liegt, so lag vor uns Athen, und <strong>die</strong> verwaisten<br />
Säulen stan<strong>de</strong>n vor uns, wie <strong>die</strong> nackten Stämme eines Walds, <strong>de</strong>r am Abend noch grünte, und <strong>de</strong>s<br />
Nachts darauf im Feuer aufging.<br />
Hier, sagte Diotima, lernt man stille sein über sein eigen Schicksal, es seie gut o<strong>de</strong>r böse.<br />
Hier lernt man stille sein über Alles, fuhr ich fort.<br />
[...]<br />
O, ja! rief ich, sie haben <strong>die</strong> Säulen und Statuen weggeschleift und aneinan<strong>de</strong>r verkauft<br />
[...]<br />
Ja wohl! rief ich.<br />
[...]<br />
Wer jenen Geist hat, sagte Diotima<br />
[...]<br />
Wir gingen <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>rn Tages früh aus, sahn <strong>die</strong> Ruinen <strong>de</strong>s Parthenon, <strong>die</strong> Stelle <strong>de</strong>s alten Bacchustheaters,<br />
<strong>de</strong>n Theseustempel, <strong>die</strong> sechszehn Säulen, <strong>die</strong> noch übrig stehn vom göttlichen Olympion; am meisten aber<br />
ergriff mich das alte Tor, wodurch man ehmals aus <strong>de</strong>r alten Stadt zur neuen herauskam, wo gewiss einst<br />
tausend schöne Menschen an Einem Tage sich grüßten. Jetzt kommt man we<strong>de</strong>r in <strong>die</strong> alte noch in <strong>die</strong> neue<br />
Stadt durch <strong>die</strong>ses Tor, und stumm und ö<strong>de</strong> stehet es da, wie ein vertrockneter Brunnen, aus <strong>de</strong>ssen Röhren<br />
einst mit freundlichem Geplätscher das klare frische Wasser sprang.<br />
[...]<br />
Ach! sagt’ ich, in<strong>de</strong>s wir so herumgingen<br />
[...]<br />
Guter Hyperion! rief Diotima, es ist Zeit, dass du weggehst (Schmidt, 1994: 96 f.)<br />
Die Verben „sagen, rufen“ leiten hier <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein. Das Verb „verstummen“ hat mit Geräuschen,<br />
nicht mit Sprache zu tun. Ebenso das Adverb „still“, das hier 'friedlich, geruhsam' be<strong>de</strong>utet.<br />
Das Adverb „stumm“ be<strong>de</strong>utet hier 'ohne Sprache', wird aber metaphorisch auf ein Tor<br />
angewandt, wobei nicht gemeint ist, dass das Tor ehemals sprach, son<strong>de</strong>rn dass <strong>die</strong> Menschen in<br />
<strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Tors sprachen. Deswegen ist <strong>de</strong>r Bezug auf <strong>die</strong> Sprachauffassung hier unecht und<br />
irrelevant.<br />
Bist du schon wie<strong>de</strong>r getröstet, Leichtsinniger? sagte Diotima.<br />
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