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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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[...]<br />

Ja! stirb nur, rief ich<br />

[...]<br />

Er schmeichelt, rief ich<br />

[...]<br />

Sie wer<strong>de</strong>n es nicht, dacht’ ich mitunter, sie können es nicht. Es ist zu sinnlos, solch ein herrlich Leben hinzuschlachten,<br />

wie ein Opfertier, und <strong>die</strong>ser Glaube machte mich ruhig. (Schmidt, 1994: 153 f.)<br />

Das Verb „rufen“ leitet hier <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein. Hyperion hat Angst, dass <strong>die</strong> alten Freun<strong>de</strong><br />

Alabandas ihn töten könnten, aber endlich beruhigt er sich. Das Adjektiv „ruhig“ ist hier synonym<br />

für 'angstlos, friedlich' und hat somit nichts mit Sprache zu tun.<br />

Weißt du, sagt’ er unter andrem<br />

[...]<br />

Ja wohl, rief er, wächst doch kein Grashalm auf, wenn nicht ein eigner Lebenskeim in ihm ist! wie viel<br />

mehr in mir! und darum, Lieber! weil ich frei im höchsten Sinne, weil ich anfangslos mich fühle, darum<br />

glaub’ ich, dass ich endlos, dass ich unzerstörbar bin. Hat mich eines Töpfers Hand gemacht, so mag er sein<br />

Gefäß zerschlagen, wie es ihm gefällt. Doch was da lebt, muss unerzeugt, muss göttlicher Natur in seinem<br />

Keime sein, erhaben über alle Macht, und alle Kunst, und darum unverletzlich, ewig. (Schmidt, 1994: 155)<br />

Dies sagt Alabanda zu Hyperion, als er sich endgültig von ihm verabschie<strong>de</strong>t, weil er seinem<br />

Tod entgegengehen will. Mit <strong>de</strong>m Substantiv „Kunst“ meint er hier <strong>die</strong> menschliche schöne<br />

Handwerkarbeit im Gegensatz zur göttlichen Natur, <strong>die</strong> als Einzige <strong>die</strong> echte Schönheit und das<br />

Leben zustan<strong>de</strong> bringen kann. Die Verben „sagen, rufen“ leiten hier <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein.<br />

Alabanda! rief ich<br />

[...]<br />

Lieber! rief er<br />

[...]<br />

Noch Eines! sagt’ er, da wir nun bei seinem Schiffe waren. Grüße <strong>de</strong>ine Diotima! Liebt euch! wer<strong>de</strong>t<br />

glücklich, schöne Seelen!<br />

O mein Alabanda! rief ich<br />

[...]<br />

Weh! Alabanda! Alabanda! rief ich, und ein dumpfes Lebewohl hört’ ich vom Schiffe herüber. (Schmidt,<br />

1994: 156)<br />

Alabanda verabschie<strong>de</strong>t sich für immer von Hyperion. Er hat Diotima nie persönlich kennengelernt,<br />

<strong>de</strong>swegen ist sein Gruß eine Höflichkeitsfloskel, ein Kommunikationsprozess ohne Inhalt.<br />

Die Verben „rufen, sagen“ leiten <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein. Das Verb „hören“ be<strong>de</strong>utet hier so viel<br />

wie 'akustisch wahrnehmen'.<br />

Ihr wan<strong>de</strong>lt droben im Licht<br />

auf weichem Bo<strong>de</strong>n, selige Genien!<br />

[...]<br />

Doch uns ist gegeben,<br />

auf keiner Stätte zu ruhn,<br />

[...]<br />

So sang ich in <strong>die</strong> Saiten.<br />

[...]<br />

So bist du noch auf Er<strong>de</strong>n? schrieb sie (Schmidt, 1994: 157 f.)<br />

Die Worte „singen“ und „Saiten“ leiten hier nur <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein. Das Verb „ruhen“ be<strong>de</strong>utet<br />

hier 'friedlich da sein' und hat somit nichts mit Sprache zu tun. Das Verb „schreiben“ leitet hier<br />

<strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein.<br />

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