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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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an<strong>de</strong>rerseits <strong>die</strong> linguistischen Entschlüsselungsverfahren, <strong>die</strong> Sprachkenntnisse voraussetzen<br />

und darüber hinaus pragmatische Fertigkeiten benötigen. Um Einsichten in <strong>die</strong> verborgene Gedankenwelt<br />

zu gewinnen, <strong>die</strong> <strong>de</strong>m höl<strong>de</strong>rlinischen Textkorpus innewohnt, wird hier ganz beson<strong>de</strong>rs<br />

nach subtilen pragmatischen Deutungsmitteln gegriffen: <strong>de</strong>n pragmatischen Inferenzen.<br />

Darunter sind vor allem <strong>die</strong> Präsupposition und <strong>die</strong> Implikation hervorzuheben, <strong>die</strong> aus <strong>die</strong>sem<br />

Grund gera<strong>de</strong> kurz erläutert wur<strong>de</strong>n.<br />

1.4. Konkretes<br />

1.4.1. Auswahl <strong>de</strong>s Textkorpus<br />

In seiner unveröffentlichten Forschungsarbeit hat <strong>de</strong>r Verfasser als Textkorpus ein sehr frühes<br />

Romanfragment, eine Vorphase <strong>de</strong>s Hyperion, und ein paar späte Gedichte untersucht. Die<br />

Analyse ergab einen wesentlichen Unterschied <strong>de</strong>r Sprachauffassungen zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Korpora. Damals wur<strong>de</strong> angenommen, <strong>die</strong>ser sei auf <strong>de</strong>n Zeitabstand zurückzuführen. Aber <strong>de</strong>m<br />

muss nicht unbedingt so sein, <strong>de</strong>nn Höl<strong>de</strong>rlin hat in seinem theoretischen Aufsatz Über <strong>de</strong>n<br />

Unterschied <strong>de</strong>r Dichtarten geschrieben, dass je<strong>de</strong> literarische Gattung ihre eigenen Merkmale<br />

hat. Außer<strong>de</strong>m hat Sabine Doering in ihrer Arbeit über <strong>die</strong> Funktion <strong>de</strong>r Frage bei Höl<strong>de</strong>rlin<br />

einen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Unterschied zwischen <strong>de</strong>n vier von ihr analysierten Gattungen – Lyrik,<br />

Schauspiel, Roman und theoretischen Aufsätzen – festgestellt 93 . Ebenso Peter Reisinger, <strong>de</strong>r sehr<br />

genau <strong>die</strong> poetologischen Aufsätze Höl<strong>de</strong>rlins untersucht und zu <strong>de</strong>m Schluss kommt, dass<br />

Höl<strong>de</strong>rlin aus sehr wohl überlegten und transzen<strong>de</strong>ntalen Grün<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Sprachkunstwerke in drei<br />

Gattungen einteilt: Lyrik, Epos und Drama 94 .<br />

Deswegen ist es auch in <strong>die</strong>ser Arbeit wichtig, <strong>de</strong>n Gattungsunterschied zur Kenntnis zu nehmen<br />

und bei <strong>de</strong>r Analyse zu berücksichtigen, um sicherzugehen, dass <strong>die</strong> hier vorliegen<strong>de</strong>n Ergebnisse<br />

ein Min<strong>de</strong>stmaß an Verlässlichkeit und allgemeiner Gültigkeit besitzen. Aus methodologischen<br />

Grün<strong>de</strong>n kommen aber nur <strong>die</strong> literarischen Gattungen in Frage, <strong>de</strong>nn <strong>die</strong> Briefe gehören<br />

bei Höl<strong>de</strong>rlin nicht zur Kunst, son<strong>de</strong>rn zur privaten Sphäre <strong>de</strong>s Schreibens. Ebenso <strong>die</strong> Aufsätze,<br />

<strong>die</strong> er sicherlich eher <strong>de</strong>r Philosophie zugeordnet hätte, wobei <strong>die</strong> vorliegen<strong>de</strong> Arbeit nur <strong>die</strong><br />

Kunstsprache Höl<strong>de</strong>rlins ins Visier nimmt. Darüber hinaus war es unerlässlich, <strong>de</strong>n Zeitfaktor<br />

auszuschließen, um einwandfrei beweisen zu können, dass <strong>die</strong> eventuell bei <strong>de</strong>n Sprachauffassungen<br />

vorgefun<strong>de</strong>nen Unterschie<strong>de</strong> nur aus <strong>de</strong>m Gattungswechsel hergeleitet wer<strong>de</strong>n können.<br />

An<strong>de</strong>rerseits verlangte auch <strong>die</strong> sprachwissenschaftliche Fun<strong>die</strong>rung, dass <strong>die</strong> Analyse synchron<br />

durchgeführt wird, <strong>de</strong>nn nur unter solcher Bedingung ist es zulässig, <strong>die</strong> verschie<strong>de</strong>nen Korpora<br />

zu vergleichen. Über<strong>die</strong>s gab es ein weiteres unumgängliches Erfor<strong>de</strong>rnis für eine zuverlässige<br />

Korpusanalyse: Ein Textkorpus ist nur dann repräsentativ und ernst zu nehmen, wenn es ein beträchtliches<br />

Ausmaß besitzt. Und schließlich war noch ein letzter einschränken<strong>de</strong>r Faktor da, <strong>de</strong>r<br />

ebenfalls beachtet wer<strong>de</strong>n musste: Viele Texte Höl<strong>de</strong>rlins sind und bleiben schwer zu verstehen,<br />

sind manchmal fast hermetisch. Da sind Interpretationen kaum möglich, allenfalls gewagt und<br />

umstritten. Aber <strong>die</strong> erste Stufe <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Analysemetho<strong>de</strong> basiert auf Textinterpretationen,<br />

<strong>die</strong>, wenn schon nicht objektiv, so doch zumin<strong>de</strong>st intersubjektiv akzeptabel sind und beim<br />

Leser als unproblematisch gelten dürfen.<br />

Aus all <strong>die</strong>sen Grün<strong>de</strong>n ergibt sich, dass für <strong>die</strong> Auswahl <strong>de</strong>s Korpus <strong>die</strong> Briefe und Aufsätze<br />

nicht in Frage kommen, und auch nicht <strong>die</strong> sogenannten späten Gedichte ab <strong>de</strong>m Jahre 1800,<br />

93<br />

Doering, 1992: 343 f.<br />

94<br />

Reisinger, 1979: 43.<br />

23

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