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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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B.II.a.1.2. Durch Sprache kann man einen Menschen dazu<br />

bringen, etwas zu tun<br />

Und ihr, ihr wollt <strong>de</strong>s Rächers Arme lähmen,<br />

<strong>de</strong>m Geiste, <strong>de</strong>r mit Götterrecht gebeut,<br />

be<strong>de</strong>utet ihr, sich knechtisch zu bequemen,<br />

nach eures Pöbels Unerbittlichkeit? (Schmidt, 1992: 188)<br />

Das Verb „be<strong>de</strong>uten“ ist hier synonym für 'empfehlen, auffor<strong>de</strong>rn'. Es präsupponiert, dass <strong>die</strong><br />

Ratgeber es für gut möglich halten, <strong>de</strong>n Dichter durch ihre Worte dazu bewegen zu können, dass<br />

er sich so benimmt, wie sie wollen.<br />

B.II.a.1.3. Versprachlichung als Anerkennung eines Tatbestands<br />

Die ihr meine Klage kanntet,<br />

<strong>die</strong> ihr liebezürnend oft<br />

meines Sinnes Fehle nanntet<br />

und gedul<strong>de</strong>t und gehofft,<br />

eure Not ist aus, ihr Lieben! (Schmidt, 1992: 172)<br />

In<strong>de</strong>m <strong>die</strong> Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dichters ihm seine Mängel „nannten“, also in<strong>de</strong>m sie sie zur Sprache<br />

brachten, versuchten sie, ihm dabei zu helfen, <strong>die</strong>se Mängel zu ent<strong>de</strong>cken und dann sein Leben<br />

zu verbessern. Es wird hier davon ausgegagen, dass <strong>die</strong> Freun<strong>de</strong> <strong>die</strong>s „nannten“, weil es tatsächlich<br />

so war, und weil sie glaubten, dass er es noch nicht eingesehen hatte, dass er es aber nach<br />

<strong>de</strong>r Versprachlichung zugeben müsste und sich selbst danach korrigieren wür<strong>de</strong>.<br />

Noch siehet mein sterblich Lied<br />

<strong>de</strong>n Tag, <strong>de</strong>r, Diotima! nächst <strong>de</strong>n<br />

Göttern mit Hel<strong>de</strong>n dich nennt, und dir gleicht. (Schmidt, 1992: 197)<br />

Eines Tages wird man Diotima eine Göttin und eine Heldin nennen. Dadurch, dass es zur Sprache<br />

gebracht wer<strong>de</strong>n wird, wird es auch anerkannt und bestätigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Du seiest Gottes Stimme, so ahn<strong>de</strong>t’ ich<br />

in heil’ger Jugend; ja, und ich sag’ es noch. (Schmidt, 1992: 198)<br />

Der Dichter hat <strong>die</strong>s früher behauptet. Und er hält daran fest. Durch <strong>die</strong>ses „Sagen“ bekräftigt er<br />

<strong>die</strong> Behauptung und erkennt sie als Tatsache an.<br />

B.II.a.1.4. Die Sprache kann <strong>die</strong> Wirklichkeit getreu<br />

darstellen<br />

Ha! wo keine Macht auf Er<strong>de</strong>n,<br />

keines Gottes Wink uns trennt,<br />

wo wir Eins und Alles wer<strong>de</strong>n,<br />

das ist nun mein Element;<br />

wo wir Not und Zeit vergessen,<br />

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