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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Einige Augenblicke darauf, da ich eben an Diotima schreiben wollte, trat Alabanda freudig wie<strong>de</strong>r ins<br />

Zimmer. Ein Brief, Hyperion! rief er; ich schrak zusammen und flog hinzu.<br />

Wie lange, schrieb Diotima, musst’ ich leben ohne ein Zeichen von dir! Du schriebst mir von <strong>de</strong>m Schicksalstage<br />

in Misistra und ich antwortete schnell; doch allem nach erhieltst du meinen Brief nicht. Du<br />

schriebst mir bald darauf wie<strong>de</strong>r, kurz und düster, und sagtest mir, du seiest gesonnen, auf <strong>die</strong> russische<br />

Flotte zu gehn; ich antwortete wie<strong>de</strong>r; doch auch <strong>die</strong>sen Brief erhieltst du nicht; nun harrt’ auch ich vergebens,<br />

vom Mai bis jetzt zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sommers, bis vor einigen Tagen <strong>de</strong>r Brief kommt, <strong>de</strong>r mir sagt, ich<br />

möchte dir entsagen, Lieber! (Schmidt, 1994: 141 f.)<br />

Das Schreiben, <strong>die</strong> Zeichen und <strong>die</strong> Antworten <strong>die</strong>nen <strong>de</strong>r Kommunikation zwischen Diotima<br />

und Hyperion. Und wenn sie nicht ankommen o<strong>de</strong>r sich verspäten, wird <strong>die</strong>se Kommunikation<br />

gestört.<br />

Ich wollte nicht auf Diotimas Antwort warten, wollte fort zu ihr, es war, als wenn ein Gott nach Kalaurea<br />

mich triebe. Wie das Alabanda von mir hörte, verän<strong>de</strong>rte sich seine Farbe und er sah wehmütig mich an.<br />

So leicht wird’s meinem Hyperion, rief er, seinen Alabanda zu verlassen? (Schmidt, 1994: 149)<br />

Es hätte hier genauso gut lauten können: Als Alabanda es von mir erfuhr.<br />

Was ich in <strong>die</strong>ser Zeit erfuhr, wie an <strong>de</strong>r Knechtschaft tausendfältigen Gestalten meine Freiheitsliebe sich<br />

schärft’ und wie aus mancher harten Not mir Lebensmut und kluger Sinn erwuchs, das hab’ ich oft mit<br />

Freu<strong>de</strong> dir gesagt.<br />

[...]<br />

Er freute sich son<strong>de</strong>rbar, mich wie<strong>de</strong>r zu sehen, sagte mir, dass er sich meiner oft erinnert und fragte mich,<br />

wie mir’s in<strong>de</strong>s ergangen sei. Ich sagt’ ihm alles.<br />

[...]<br />

Der Mann, Hyperion, von <strong>de</strong>m ich spreche, war von jenen einer, <strong>die</strong> du in Smyrna bei mir sahst.<br />

[...]<br />

Ich hab’s dir oft gesagt, ich war wie ohne Luft und Sonne, da du fort warst (Schmidt, 1994: 152 f.)<br />

Alabanda erzählt Hyperion von seiner Jugend. Das Verb „sagen“ be<strong>de</strong>utet hier 'berichten, erzählen,<br />

Auskunft geben'. Das Verb „sprechen“ be<strong>de</strong>utet hier genau dasselbe.<br />

O um <strong>de</strong>iner Treue willen, Alabanda! rief ich vor ihm nie<strong>de</strong>rgeworfen, muss es, muss es <strong>de</strong>nn sein? Du<br />

übertäubtest mich unredlicherweise, du rissest in einen Taumel mich hin. Bru<strong>de</strong>r! nicht so viel Besinnung<br />

ließest du mir, um eigentlich zu fragen, wohin gehst du?<br />

Ich darf <strong>de</strong>n Ort nicht nennen, liebes Herz! erwi<strong>de</strong>rt’ er (Schmidt, 1994: 156)<br />

Alabanda verabschie<strong>de</strong>t sich für immer von Hyperion. Durch seine Frage versucht Hyperion,<br />

herauszufin<strong>de</strong>n, wohin Alabanda geht. Wenn Alabanda <strong>de</strong>n Ort nennen wür<strong>de</strong>, dann wür<strong>de</strong> er<br />

ihm <strong>die</strong>se Auskunft erteilen.<br />

mein Lieber! Ich habe früher, als du nachher wünschtest, <strong>de</strong>n Brief erhalten, <strong>de</strong>n du vor <strong>de</strong>r Schlacht bei<br />

Tschesme schriebst und so lebt’ ich eine Woche lang in <strong>de</strong>r Meinung, du habst <strong>de</strong>m Tod dich in <strong>die</strong> Arme<br />

geworfen, ehe <strong>de</strong>in Diener ankam mit <strong>de</strong>r frohen Botschaft, dass du noch lebest. Ich hatt’ auch ohne<strong>die</strong>s<br />

noch einige Tage nach <strong>de</strong>r Schlacht gehört, das Schiff, worauf ich dich wusste, sei mit aller Mannschaft in<br />

<strong>die</strong> Luft geflogen. (Schmidt, 1994: 158)<br />

Dies schreibt Diotima an Hyperion. „Hören“ be<strong>de</strong>utet hier so viel wie 'erfahren' und „schreiben“,<br />

wie 'mitteilen'.<br />

Ach! oft mit schwerer süßer Mühe bin ich noch, so lang ich’s konnte, auf <strong>die</strong> Höhe gegangen, wo du bei<br />

Notara gewohnt, und habe von dir mit <strong>de</strong>m Freun<strong>de</strong> gesprochen, so leichten Sinns, als möglich war, damit<br />

er nichts von mir dir schreiben sollte (Schmidt, 1994: 159)<br />

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