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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Ziemlich ein<strong>de</strong>utig wird hier ausgedrückt, dass <strong>die</strong> Menschen hauptsächlich durch Sprache kommunizieren.<br />

Sonst gibt es nur vage An<strong>de</strong>utungen und unklare Hinweise.<br />

Ich trieb mein wan<strong>de</strong>rnd schuldlos Tagewerk mit Lust, doch wurd’ es endlich mir verbittert.<br />

Man nahm es für Maske, weil ich nicht gemein genug daneben aussehn mochte, man bil<strong>de</strong>te sich ein, ich<br />

treib’ im Stillen ein gefährlicher Geschäft (Schmidt, 1994: 152)<br />

Alabanda erzählt von seiner Vergangenheit. Das „Stille“ ist hier das Geheime, was man nicht<br />

verrät, in<strong>de</strong>m man es verschweigt.<br />

Sein Herz fing an, ihn zu überwältigen und er riss sich von mir und sprang ins Schiff, um sich und mir <strong>de</strong>n<br />

Abschied abzukürzen. Ich fühlte <strong>die</strong>sen Augenblick, wie einen Wetterschlag, <strong>de</strong>m Nacht und Totenstille<br />

folgte, aber mitten in <strong>die</strong>ser Vernichtung raffte meine Seele sich auf, ihn zu halten (Schmidt, 1994: 156)<br />

Alabanda verabschie<strong>de</strong>t sich für immer von Hyperion. Die „Totenstille“ ist hier sowohl Reglosigkeit<br />

als auch Sprachlosigkeit. Da, wo es keinen Gesprächspartner gibt, kann keine Kommunikation<br />

stattfin<strong>de</strong>n, weswegen absolute Stille herrscht.<br />

Es ist auf Er<strong>de</strong>n alles unvollkommen, ist das alte Lied <strong>de</strong>r Deutschen. Wenn doch einmal <strong>die</strong>sen Gottverlassnen<br />

einer sagte, dass bei ihnen nur so unvollkommen alles ist, weil sie nichts Reines unverdorben,<br />

nichts Heiliges unbetastet lassen mit <strong>de</strong>n plumpen Hän<strong>de</strong>n, dass bei ihnen nichts ge<strong>de</strong>iht, weil sie <strong>die</strong> Wurzel<br />

<strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>ihns, <strong>die</strong> göttliche Natur nicht achten, dass bei ihnen eigentlich das Leben schal und sorgenschwer<br />

und übervoll von kalter stummer Zwietracht ist, weil sie <strong>de</strong>n Genius verschmähn, <strong>de</strong>r Kraft und<br />

A<strong>de</strong>l in ein menschlich Tun, und Heiterkeit ins Lei<strong>de</strong>n und Lieb’ und Brü<strong>de</strong>rschaft <strong>de</strong>n Städten und <strong>de</strong>n<br />

Häusern bringt. (Schmidt, 1994: 170 f.)<br />

Hyperion schreibt an Bellarmin über <strong>die</strong> Deutschen. Die „Zwietracht“ ist „stumm“, weil <strong>de</strong>r<br />

Streit eigentlich darauf zurückgeführt wer<strong>de</strong>n kann, dass <strong>die</strong> Menschen sich nicht verständigen,<br />

sie kommunizieren nicht, sie tauschen keine Argumente aus, son<strong>de</strong>rn sie verprügeln sich lieber<br />

als vernünftig durch Sprache zu verhan<strong>de</strong>ln.<br />

B.II.a.2.4. Phatische Funktion <strong>de</strong>r Sprache<br />

da besann ich mich, wie einer, <strong>de</strong>m ein Laut aus seiner Muttersprache entfährt, in einem Lan<strong>de</strong>, wo sie<br />

nicht verstan<strong>de</strong>n wird (Schmidt, 1994: 49)<br />

Wenn man sich in einem Land befin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ssen Sprache man versteht, be<strong>de</strong>utet <strong>die</strong>s, dass man<br />

immer <strong>die</strong> Möglichkeit haben wird, mit <strong>de</strong>n Menschen zu kommunizieren, dass also <strong>de</strong>r Kommunikationskanal<br />

offen ist. Ist <strong>die</strong>s aber nicht <strong>de</strong>r Fall, dann ist <strong>die</strong>ser Kanal verschlossen und<br />

schon aus <strong>die</strong>sem Grund ist <strong>die</strong> Kommunikation verhin<strong>de</strong>rt.<br />

Mein fröhlicher Schiffer hätte gerne mit mir gesprochen, aber ich war sehr einsilbig. (Schmidt, 1994: 58)<br />

Der Schiffer kannte Hyperion gar nicht. Er hätte gerne mit Hyperion gesprochen, weil er fröhlich<br />

war, und wahrscheinlich auch offen und gesellig. Eine solche Gesprächssorte <strong>die</strong>nt nicht hauptsächlich<br />

<strong>de</strong>m Austausch von Information o<strong>de</strong>r Gefühlen, son<strong>de</strong>rn vor allem dazu, <strong>die</strong> Kommunikation<br />

aufrechtzuerhalten. Und eben darin besteht <strong>die</strong> phatische Funktion <strong>de</strong>r Sprache.<br />

Und wenn ich dann wie<strong>de</strong>r zu ihr hinabging – ich hätte das Lüftchen fragen mögen und <strong>de</strong>m Zuge <strong>de</strong>r Wolken<br />

es ansehn, wie es mit mir sein wer<strong>de</strong> in einer Stun<strong>de</strong>! und wie es mich freute, wenn irgend ein freundlich<br />

Gesicht mir auf <strong>de</strong>m Wege begegnete, und nur nicht gar zu trocken sein ›schönen Tag!‹ mir zurief!<br />

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