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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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dass gift’ger Tod in Jugenda<strong>de</strong>rn schleicht,<br />

dass bittre Trennung selbst <strong>de</strong>n Freun<strong>de</strong>n oft<br />

<strong>de</strong>n armen Trost versagt, <strong>de</strong>n Schmerz zu teilen!<br />

Da bau’n wir Plane, träumen so entzückt<br />

vom nahen Ziel, und plötzlich, plötzlich zuckt<br />

ein Blitz herab, und öffnet uns das Grab.<br />

Ich sah im Geist <strong>de</strong>in Lei<strong>de</strong>n all. Da ging<br />

ich trüben Blicks hinab am Maingesta<strong>de</strong>,<br />

sah in <strong>die</strong> Wogen, bis mir schwin<strong>de</strong>lte,<br />

und kehrte still+ und voll <strong>de</strong>r dunkeln Zukunft,<br />

und voll <strong>de</strong>s Schicksals, welches unser wartet,<br />

beim Untergang <strong>de</strong>r Sonn’ in meine Klause.<br />

O Bru<strong>de</strong>r, komm nach jahrelanger Trennung<br />

an meine Brust! Vielleicht gelingt es uns<br />

noch einen jener schönen Aben<strong>de</strong>,<br />

<strong>die</strong> wir so oft am Herzen <strong>de</strong>r Natur<br />

mit reinem Sinn und mit Gesang+ gefeiert,<br />

zurück zu zaubern, und noch einmal froh<br />

hinein zu schauen in das Leben! Komm,<br />

es wartet <strong>de</strong>in ein eigen Deckelglas,<br />

stiefmütterlich soll nicht mein Fässchen fließen.<br />

Es wartet <strong>de</strong>in ein freundliches Gemach,<br />

wo unsre Herzen liebend sich ergießen!<br />

Komm, eh <strong>de</strong>r Herbst <strong>de</strong>r Gärten Schmuck ver<strong>de</strong>rbt,<br />

#*195*#bevor <strong>die</strong> schönen Tage von uns eilen,<br />

und lass durch Freundschaft uns <strong>de</strong>s Herzens Wun<strong>de</strong>n heilen.<br />

Die Muße<br />

Sorglos schlummert <strong>die</strong> Brust und es ruhn+ <strong>die</strong> strengen Gedanken.<br />

Auf <strong>die</strong> Wiese geh’ ich hinaus, wo das Gras aus <strong>de</strong>r Wurzel<br />

frisch, wie <strong>die</strong> Quelle mir keimt, wo <strong>die</strong> liebliche Lippe+ <strong>de</strong>r Blume<br />

mir sich öffnet und stumm+ mit süßem Atem mich anhaucht,<br />

und an tausend Zweigen <strong>de</strong>s Hains, wie an brennen<strong>de</strong>n Kerzen<br />

mir das Flämmchen <strong>de</strong>s Lebens glänzt, <strong>die</strong> rötliche Blüte,<br />

wo im sonnigen Quell <strong>die</strong> zufriednen Fische sich regen,<br />

wo <strong>die</strong> Schwalbe das Nest mit <strong>de</strong>n törichten Jungen umflattert,<br />

und <strong>die</strong> Schmetterlinge sich freun und <strong>die</strong> Bienen, da wandl’ ich<br />

mitten in ihrer Lust; ich steh’ im friedlichen Fel<strong>de</strong><br />

Wie ein lieben<strong>de</strong>r Ulmbaum da, und wie Reben und Trauben<br />

schlingen sich rund um mich <strong>die</strong> süßen Spiele <strong>de</strong>s Lebens.<br />

O<strong>de</strong>r schau’ ich hinauf zum Berge, <strong>de</strong>r mit Gewölken<br />

sich <strong>die</strong> Scheitel umkränzt und <strong>die</strong> düstern Locken im Win<strong>de</strong><br />

schüttelt, und wenn er mich trägt auf seiner kräftigen Schulter,<br />

wenn <strong>die</strong> leichtere Luft mir alle Sinne bezaubert<br />

und das unendliche Tal, wie eine farbige Wolke<br />

unter mir liegt, da werd’ ich zum Adler, und ledig <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns<br />

#*196*#wechselt mein Leben im All <strong>de</strong>r Natur wie Noma<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Wohnort.<br />

Und nun führt mich <strong>de</strong>r Pfad zurück ins Leben <strong>de</strong>r Menschen,<br />

fernher dämmert <strong>die</strong> Stadt, wie eine eherne Rüstung<br />

gegen <strong>die</strong> Macht <strong>de</strong>s Gewittergotts und <strong>de</strong>r Menschen geschmie<strong>de</strong>t,<br />

majestätisch herauf, und ringsum ruhen+ <strong>die</strong> Dörfchen;<br />

und <strong>die</strong> Dächer umhüllt, vom Abendlichte gerötet<br />

freundlich <strong>de</strong>r häusliche Rauch; es ruhn+ <strong>die</strong> sorglich umzäunten<br />

Gärten, es schlummert <strong>de</strong>r Pflug auf <strong>de</strong>n geson<strong>de</strong>rten Fel<strong>de</strong>rn.<br />

Aber ins Mondlicht steigen herauf <strong>die</strong> zerbrochenen Säulen<br />

und <strong>die</strong> Tempeltore, <strong>die</strong> einst <strong>de</strong>r Furchtbare traf, <strong>de</strong>r geheime<br />

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