die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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Vollen<strong>de</strong>te! rief ich<br />
[...]<br />
Das sei er! sprach sie mit einem langsamen nie gehörten Tone.<br />
[...]<br />
Lieber Bellarmin! ich habe eine Weile geruht; wie ein Kind, hab’ ich unter <strong>de</strong>n stillen Hügeln von Salamis<br />
gelebt, vergessen <strong>de</strong>s Schicksals und <strong>de</strong>s Strebens <strong>de</strong>r Menschen. Seit<strong>de</strong>m ist manches an<strong>de</strong>rs in meinem<br />
Auge gewor<strong>de</strong>n, und ich habe nun so viel Frie<strong>de</strong>n in mir, um ruhig zu bleiben, bei je<strong>de</strong>m Blick ins<br />
menschliche Leben. O Freund! am En<strong>de</strong> söhnet <strong>de</strong>r Geist mit allem uns aus. Du wirst’s nicht glauben, wenigstens<br />
von mir nicht. Aber ich meine, du solltest sogar meinen Briefen es ansehn, wie meine Seele täglich<br />
stiller wird und stiller. (Schmidt, 1994: 115)<br />
Die Verben „rufen, sprechen“ leiten hier lediglich <strong>die</strong> direkte Re<strong>de</strong> ein. Die Adverbien „still“<br />
und „ruhig“, <strong>die</strong> sich auf Hyperion beziehen, be<strong>de</strong>uten 'sorgenfrei, friedlich, gesetzt'. Das Adverb<br />
„still“, das sich auf <strong>die</strong> „Hügel“ bezieht, be<strong>de</strong>utet 'friedlich, beschaulich, geräuschlos'. Das Verb<br />
„ruhen“ ist hier synonym für 'sich erholen, sich entspannen, rasten'.<br />
Ich schreibe dir von einer Spitze <strong>de</strong>r Epidaurischen Berge.<br />
[...]<br />
Wie saß ich da so glücklich auf <strong>de</strong>r Bank vor <strong>de</strong>m Hause und lauschte <strong>de</strong>m Geläute <strong>de</strong>r fernher kommen<strong>de</strong>n<br />
Karawane, und <strong>de</strong>m Geplätscher <strong>de</strong>s nahen Brunnens, <strong>de</strong>r unter blühen<strong>de</strong>n Akazien sein silbern Gewässer<br />
ins Becken goss. (Schmidt, 1994: 116)<br />
Hyperion schreibt <strong>die</strong>s an Diotima. Das Verb „schreiben“ hat hier eine metasprachliche Be<strong>de</strong>utung<br />
und ist für <strong>die</strong> Zwecke <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit irrelevant. Das Verb „lauschen“ be<strong>de</strong>utet<br />
hier 'auf ein Geräusch aufmerksam sein, um es akustisch zu vernehmen'.<br />
Und doch liegt alles bereit. Voll rächerischer Kräfte ist das Bergvolk hieherum, liegt da, wie eine schweigen<strong>de</strong><br />
Wetterwolke, <strong>die</strong> nur <strong>de</strong>s Sturmwinds wartet, <strong>de</strong>r sie treibt.<br />
[...]<br />
Morgen bin ich bei Alabanda. Es ist mir eine Lust, <strong>de</strong>n Weg nach Koron zu erfragen, und ich frage öfter,<br />
als nötig ist. Ich möchte <strong>die</strong> Flügel <strong>de</strong>r Sonne nehmen und hin zu ihm und doch zaudr’ ich auch so gerne<br />
und frage: wie wird er sein? (Schmidt, 1994: 117)<br />
Das Verb „fragen“ heißt hier so viel wie 'sich selbst fragen' und ist somit für <strong>die</strong> Belange <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />
Arbeit irrelevant, weil ohne Empfänger keine wahre Kommunikation stattfin<strong>de</strong>t. Das<br />
Verb „schweigen“ hat hier seine zweite Be<strong>de</strong>utung: 'nicht (mehr) tönen, keine Klänge, Geräusche<br />
(mehr) hervorbringen'.<br />
Ich hab’ ihn, teure Diotima!<br />
Leicht ist mir <strong>die</strong> Brust und schnell sind meine Sehnen, ha! und <strong>die</strong> Zukunft reizt mich, wie eine klare Wassertiefe<br />
uns reizt, hinein zu springen und das übermütige Blut im frischen Ba<strong>de</strong> zu kühlen. Aber das ist<br />
Geschwätz. Wir sind uns lieber, als je, mein Alabanda und ich. Wir sind freier umeinan<strong>de</strong>r und doch ist’s<br />
alle <strong>die</strong> Fülle und Tiefe <strong>de</strong>s Lebens, wie sonst.<br />
[...]<br />
Nun, wie geht es? rief er. So ziemlich! sagt’ ich. Aber das Heucheln war umsonst. Meine Stimme war voll<br />
geheimen Frohlockens. Was ist das? fuhr er auf; bist du’s? Ja wohl, du Blin<strong>de</strong>r! rief ich, und flog ihm in<br />
<strong>die</strong> Arme. O nun! rief Alabanda endlich, nun soll es an<strong>de</strong>rs wer<strong>de</strong>n, Hyperion!<br />
Das <strong>de</strong>nk’ ich, sagt’ ich und schüttelte freudig seine Hand. (Schmidt, 1994: 118)<br />
Das Substantiv „Geschwätz“ wird hier metasprachlich benutzt und be<strong>de</strong>utet 'dummes Zeug,<br />
falsche Vorstellung, schlechte I<strong>de</strong>e', so dass es für <strong>die</strong> vorliegen<strong>de</strong> Arbeit irrelevant ist. Die Verben<br />
„rufen, sagen“ leiten hier <strong>die</strong> direkte Sprache ein.<br />
Wie? rief ich, fragt <strong>die</strong>s Alabanda? Das war nicht stolz gesprochen, Alabanda. Aber es ist das Zeichen <strong>die</strong>ser<br />
Zeit, dass <strong>die</strong> alte Heroennatur um Ehre betteln geht<br />
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