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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Dies schreibt Diotima an Hyperion. Sie will verhin<strong>de</strong>rn, dass Hyperion durch <strong>die</strong> geschriebenen<br />

Worte Notaras <strong>die</strong> Information erhält, dass sie todkrank ist.<br />

Und nun sage mir, wo ist noch eine Zuflucht?<br />

[...]<br />

Notara! und nun sage mir, wo ist noch Zuflucht? (Schmidt, 1994: 166)<br />

Nach Diotimas Tod ist Hyperion verzweifelt und nie<strong>de</strong>rgeschlagen. Dies schreibt er an Notara,<br />

in<strong>de</strong>m er ihn um Hilfe bittet, und ihn fragt, wohin er jetzt mit seinem sinnlos gewor<strong>de</strong>nen Leben<br />

soll. Hyperion hofft, durch Notaras „Sagen“ <strong>die</strong> Information zu bekommen, <strong>die</strong> er braucht.<br />

B.II.a.2.2. Einige schlechte Dinge sind nicht <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> wert<br />

Ich war es endlich mü<strong>de</strong>, mich wegzuwerfen, Trauben zu suchen in <strong>de</strong>r Wüste und Blumen über <strong>de</strong>m Eisfeld.<br />

Ich lebte nun entschiedner allein, und <strong>de</strong>r sanfte Geist meiner Jugend war fast ganz aus meiner Seele verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Die Unheilbarkeit <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts war mir aus so manchem, was ich erzähle und nicht erzähle,<br />

sichtbar gewor<strong>de</strong>n, und <strong>de</strong>r schöne Trost, in Einer Seele meine Welt zu fin<strong>de</strong>n, mein Geschlecht in einem<br />

freundlichen Bil<strong>de</strong> zu umarmen, auch <strong>de</strong>r gebrach mir. (Schmidt, 1994: 30 f.)<br />

Hyperion hat gera<strong>de</strong> davon berichtet, wie nie<strong>de</strong>rträchtig <strong>die</strong> meisten Menschen sind. Nicht alles<br />

hat er erzählt, wahrscheinlich weil ein paar Beispiele genügen, weil es sich nicht lohnt, lange<br />

über <strong>die</strong>se Menschen zu re<strong>de</strong>n.<br />

Er erzählte mir nun sein Schicksal; mir war dabei, als säh’ ich einen jungen Herkules mit <strong>de</strong>r Megära im<br />

Kampfe.<br />

Wirst du mir jetzt verzeihen, schloss er <strong>die</strong> Erzählung seines Ungemachs, wirst du jetzt ruhiger sein, wenn<br />

ich oft rau bin und anstößig und unverträglich!<br />

O stille, stille! rief ich innigst bewegt; aber dass du noch da bist, dass du dich erhieltest für mich! (Schmidt,<br />

1994: 39)<br />

Hyperion hat Alabanda vorgeworfen, zu rau zu sein, <strong>de</strong>swegen erzählt er Hyperion von seiner<br />

Vergangenheit, so dass <strong>die</strong>ser Nachsicht mit ihm hat, und will nicht, dass er seine Vorwürfe noch<br />

einmal nennt. Aus <strong>die</strong>sem Grund bittet er ihn, <strong>die</strong> Sache nicht mehr anzusprechen, son<strong>de</strong>rn „still“<br />

zu sein.<br />

O ihr Armen, <strong>die</strong> ihr das fühlt, <strong>die</strong> ihr auch nicht sprechen mögt von menschlicher Bestimmung, <strong>die</strong> ihr<br />

auch so durch und durch ergriffen seid vom Nichts, das über uns waltet, so gründlich einseht, dass wir geboren<br />

wer<strong>de</strong>n für Nichts, dass wir lieben ein Nichts, glauben ans Nichts, uns abarbeiten für Nichts, um<br />

mählich überzugehen ins Nichts – (Schmidt, 1994: 54)<br />

Hyperion und seine Gleichgesinnten sprechen nicht gerne über Begriffe, <strong>die</strong> ihnen zuwi<strong>de</strong>r sind.<br />

Stille, rief sie mit erstickter Stimme, und verbarg ihre Tränen ins Tuch, o stille, und scherze über <strong>de</strong>in<br />

Schicksal, über <strong>de</strong>in Herz nicht! <strong>de</strong>nn ich versteh’ es und besser, als du.<br />

Lieber – lieber Hyperion! Dir ist wohl schwer zu helfen. (Schmidt, 1994: 76)<br />

Diotima bittet Hyperion, still zu schweigen, zu sprechen aufzuhören, <strong>de</strong>nn beim Sprechen hat er<br />

unbesonnen und leichtfertig über eine sehr ernste Angelegenheit gescherzt, nämlich über sein eigenes<br />

tragisches Schicksal.<br />

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