22.11.2013 Aufrufe

die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2. ZWEITES KAPITEL. Zusammenhänge<br />

2.1. Höl<strong>de</strong>rlin und sein Werk im historisch­literarischen<br />

Kontext<br />

Höl<strong>de</strong>rlin wur<strong>de</strong> 1770 geboren 99 . Er stu<strong>die</strong>rte als Stipendiat Theologie im Tübinger Stift und sollte<br />

Pfarrer wer<strong>de</strong>n. Die religiöse Kultur, insbeson<strong>de</strong>re <strong>die</strong> Frömmigkeit <strong>de</strong>s Pietismus, übten einen<br />

großen Einfluss auf ihn 100 aus. Er beherrschte <strong>die</strong> lateinische und <strong>die</strong> altgriechische Sprache.<br />

Ganz beson<strong>de</strong>rs begeistert war er von <strong>de</strong>r griechischen Antike, <strong>die</strong> für ihn das gol<strong>de</strong>ne Zeitalter<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit darstellte. Nicht umsonst schrieb er 1790 seine Magisterarbeit zu folgen<strong>de</strong>m<br />

Thema: Geschichte <strong>de</strong>r schönen Künste unter <strong>de</strong>n Griechen 101 . Ebenso übersetzte er viel aus <strong>de</strong>m<br />

Lateinischen und vor allem aus <strong>de</strong>m Griechischen 102 . Auch <strong>die</strong> Philosophie interessierte ihn auch<br />

sehr: Er las Kant 103 und ließ sich von Fichtes um 1794 entwickelte Wissenschaftslehre begeistern<br />

104 . Spinoza und Jakobi, zwei Vertreter <strong>de</strong>s Pantheismus, waren ihm ebenfalls wichtige Begriffe.<br />

1790 verfasste Höl<strong>de</strong>rlin einen Aufsatz mit <strong>de</strong>m Titel Zu Jakobis Briefen über <strong>die</strong> Lehre<br />

<strong>de</strong>s Spinoza 105 . Hegel und Schelling teilten zeitweise ein Zimmer mit ihm im Tübinger Stift. Das<br />

älteste Systemprogramm <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen I<strong>de</strong>alismus 106 , wohl 1795 entstan<strong>de</strong>n, liegt in Hegels<br />

Handschrift vor, aber <strong>die</strong> Forscher sind sich einig, dass Schelling und Höl<strong>de</strong>rlin Anteil an <strong>de</strong>r<br />

Verfasserschaft hatten 107 . Schiller war <strong>de</strong>r verehrte Mentor Höl<strong>de</strong>rlins, <strong>de</strong>r 1794 in seiner Zeitschrift<br />

Thalia <strong>die</strong> erste erhaltene Fassung <strong>de</strong>s Hyperion 108 veröffentlichte. Schillers 1795 erschienene<br />

Briefe über <strong>die</strong> ästhetische Erziehung <strong>de</strong>s Menschen fin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlichen Anklang in Höl<strong>de</strong>rlins<br />

philosophischen Vorstellungen 109 , z.B. in seinem Schönheitsbegriff. 110<br />

Höl<strong>de</strong>rlin war 19 Jahre alt, als <strong>die</strong> Französische Revolution ausbrach. In seiner frühen Jugend<br />

war er ein Anhänger <strong>de</strong>r Jakobiner, wie seine Freundschaft mit Isaac von Sinclair belegt 111 . Literarische<br />

Zeugen <strong>die</strong>ser revolutionären I<strong>de</strong>en sind in <strong>de</strong>n zwischen 1788 und 1793 verfassten<br />

Hymnen an <strong>die</strong> Freiheit 112 zu fin<strong>de</strong>n. Als Einleitung in <strong>die</strong> Hymne an <strong>die</strong> Menschheit 113 führt<br />

Höl<strong>de</strong>rlin ein französisches Zitat Rousseaus an. Silvio Vietta bestätigt <strong>die</strong>se frühe<br />

Anhänglichkeit Höl<strong>de</strong>rlins, stellt aber fest, dass <strong>die</strong> Forschung zu <strong>de</strong>m Konsens gekommen ist,<br />

dass Höl<strong>de</strong>rlin nach 1792 im politischen Sinne kein Jakobiner mehr war, son<strong>de</strong>rn eher<br />

Girondist 114 .<br />

99<br />

Zu <strong>die</strong>ser und <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n biografischen Angaben, vgl.: Schmidt, 1992b: 1012 ff.<br />

100<br />

Schmidt, 1992a: 486.<br />

101<br />

Schmidt, 1994: 473 ff.<br />

102<br />

Schmidt, 1994: 601­912.<br />

103<br />

Schmidt, 1992a: 486.<br />

104<br />

Schmidt, 1994: 930.<br />

105<br />

Schmidt, 1994: 492 ff.<br />

106<br />

Schmidt, 1994: 575 ff.<br />

107<br />

Schmidt, 1994: 1258.<br />

108<br />

Schmidt, 1994: 177 ff.<br />

109<br />

Bo<strong>de</strong>i, 1990: 32.<br />

110<br />

Vgl. dazu im literarischen Zusammenhang <strong>de</strong>s Hyperion <strong>die</strong> Stellen (Schmidt, 1994: 62, 14) und (Schmidt, 1994:<br />

90, 5) und im theoretischen Kontext <strong>de</strong>s ältesten Systemprogramm <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen I<strong>de</strong>alismus <strong>die</strong> Stelle (Schmidt,<br />

1994: 576, 22).<br />

111<br />

Bertaux, 1973.<br />

112<br />

Schmidt, 1992a: 118 ff. u. Schmidt, 1992a: 134 ff.<br />

113<br />

Schmidt, 1992a: 125 ff.<br />

114<br />

Vietta, 1992: 54 f.<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!