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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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A. Irrelevanter Gebrauch <strong>de</strong>r Wörter<br />

Kennst du sie, <strong>die</strong> selig, wie <strong>die</strong> Sterne,<br />

von <strong>de</strong>s Lebens dunkler Woge ferne<br />

wan<strong>de</strong>llos in stiller Schöne lebt (Schmidt, 1992: 169)<br />

Der Ausdruck „dunkler Woge“ wird <strong>de</strong>r „stillen Schöne“ gegenübergestellt, und das impliziert,<br />

dass das Adjektiv „still“ hier synonym für 'reglos, friedlich' ist und nichts mit Sprache zu tun hat.<br />

<strong>die</strong> <strong>de</strong>m Lebenslie<strong>de</strong> seine Weise,<br />

<strong>die</strong> das Maß <strong>de</strong>r Ruhe, wie <strong>de</strong>m Fleiße<br />

durch <strong>de</strong>n Mittler unsern Geist bestimmt? (Schmidt, 1992: 169)<br />

Die „Ruhe“ wird hier offensichtlich <strong>de</strong>m „Fleiße“ entgegengestellt, so dass sie als Antonyme<br />

funktionieren. Sie ist hier <strong>die</strong> Pause bzw. Rast bei <strong>de</strong>r Arbeit.<br />

Habe, wenn in reicher Stille<br />

wenn in einem Blick und Laut<br />

seine Ruhe, seine Fülle<br />

mir ihr Genius vertraut (Schmidt, 1992: 174)<br />

Ältere Fassung <strong>de</strong>s Gedichts. Das Wort „Ruhe“ be<strong>de</strong>utet hier 'Seelenfrie<strong>de</strong>n' und hat nichts mit<br />

Sprache zu tun.<br />

Habe, wenn in reicher Stille,<br />

wenn in einem Blick und Laut<br />

seine Ruhe, seine Fülle<br />

mir ihr Genius vertraut (Schmidt, 1992: 177)<br />

Mittlere Fassung <strong>de</strong>s Gedichts. Das Wort „Ruhe“ be<strong>de</strong>utet hier 'Seelenfrie<strong>de</strong>n'.<br />

Wie <strong>de</strong>r Stern <strong>de</strong>r Tyndari<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r in leichter Majestät<br />

seine Bahn, wie wir, zufrie<strong>de</strong>n<br />

dort in dunkler Höhe geht,<br />

nun in heitre Meereswogen,<br />

wo <strong>die</strong> schöne Ruhe winkt,<br />

von <strong>de</strong>s Himmels steilem Bogen<br />

klar und groß hinuntersinkt; (Schmidt, 1992: 178)<br />

Das Wort „Ruhe“ be<strong>de</strong>utet hier 'Seelenfrie<strong>de</strong>n' und hat nichts mit Sprache zu tun.<br />

und mit je<strong>de</strong>m Stun<strong>de</strong>nschlage<br />

werd’ ich wun<strong>de</strong>rbar gemahnt<br />

an <strong>de</strong>r Kindheit stille Tage,<br />

seit ich Sie, <strong>die</strong> Eine, fand. (Schmidt, 1992: 179)<br />

Das Adjektiv „still“ be<strong>de</strong>utet hier 'friedlich, glücklich'.<br />

Damals schon, da ich in Träumen,<br />

mir entlockt vom heitren Tag,<br />

unter meines Gartens Bäumen,<br />

ein zufriedner Knabe lag,<br />

da in leiser Lust und Schöne<br />

meiner Seele Mai begann (Schmidt, 1992: 179)<br />

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