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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Da flogen wir, Diotima und ich, da wan<strong>de</strong>rten wir, wie Schwalben, von einem Frühling <strong>de</strong>r Welt zum an<strong>de</strong>rn,<br />

durch <strong>de</strong>r Sonne weites Gebiet und drüber hinaus, zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn Inseln <strong>de</strong>s Himmels, an <strong>de</strong>s Sirius<br />

goldne Küsten, in <strong>die</strong> Geistertale <strong>de</strong>s Arcturs –<br />

O es ist doch wohl wünschenswert, so aus Einem Kelche mit <strong>de</strong>r Geliebten <strong>die</strong> Wonne <strong>de</strong>r Welt zu trinken!<br />

Berauscht vom seligen Wiegenlie<strong>de</strong>, das ich mir sang, schlief ich ein, mitten unter <strong>de</strong>n herrlichen Phantomen.<br />

(Schmidt, 1994: 80)<br />

Hyperion ist allein in <strong>de</strong>r Natur und erinnert sich an seine Zeit mit Diotima. Da fühlt er eine solche<br />

Wonne, dass er berauscht einschläft. Dass er sich selbst „ein Wiegenlied singt“ ist also hier<br />

nicht wörtlich zu verstehen, son<strong>de</strong>rn als Metapher für <strong>die</strong> heilige Sprache, <strong>die</strong> <strong>die</strong>smal Hyperion<br />

mit seiner inneren Welt in Verbindung bringt und <strong>die</strong> Erinnerung heraufbeschwört, welche <strong>die</strong><br />

heiligen Momente wie<strong>de</strong>r aufleben lässt. Nur so ist das Substantiv „Phantome“ zu verstehen: Als<br />

er sich z.B. mit Diotima fliegen sieht, sieht er <strong>die</strong>s natürlich nicht mit seinen Augen, son<strong>de</strong>rn mit<br />

seiner Fantasie, als sprachliches Bildnis <strong>de</strong>r Empfindung, <strong>die</strong> er beim echten Zusammensein mit<br />

Diotima gefühlt hatte.<br />

Ich sollte schweigen, sollte vergessen und schweigen.<br />

Aber <strong>die</strong> reizen<strong>de</strong> Flamme versucht mich, bis ich mich ganz in sie stürze, und, wie <strong>die</strong> Fliege, vergehe.<br />

(Schmidt, 1994: 85)<br />

Hyperion <strong>de</strong>nkt an <strong>die</strong> tote Diotima und <strong>die</strong> Liebesbeziehung, <strong>die</strong> er verloren hat. Wenn er darüber<br />

spricht, flammt <strong>die</strong> Erinnerung in ihm wie<strong>de</strong>r auf. Deswegen sollte er lieber schweigen.<br />

Warum erzähl’ ich dir und wie<strong>de</strong>rhole mein Lei<strong>de</strong>n und rege <strong>die</strong> ruhelose Jugend wie<strong>de</strong>r auf in mir? Ist’s<br />

nicht genug, Einmal das Sterbliche durchwan<strong>de</strong>rt zu haben? warum bleib’ ich im Frie<strong>de</strong>n meines Geistes<br />

nicht stille? (Schmidt, 1994: 115)<br />

Hyperion fragt sich, warum er mit Bellarmin darüber spricht, warum er nicht einfach schweigt,<br />

<strong>de</strong>nn beim Erzählen wie<strong>de</strong>rholt er <strong>die</strong> Erinnerung, das Erlebnis und <strong>die</strong> damit verbun<strong>de</strong>nen Gefühle.<br />

aber davon schweig’ ich, <strong>de</strong>nn ich weine nur <strong>die</strong> Kraft mir vollends aus, wenn ich an Alles <strong>de</strong>nke.<br />

(Schmidt, 1994: 166)<br />

Nach Diotimas Tod ist Hyperion trostlos. Er <strong>de</strong>nkt an <strong>die</strong> Antike und wird noch wehmütiger,<br />

<strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>r heutigen Gesellschaft kann er seinen Platz nicht fin<strong>de</strong>n. Deshalb will er <strong>die</strong>se Themen<br />

gar nicht ansprechen, da er sich sonst nie<strong>de</strong>rgeschlagen fühlt.<br />

B.II.a.2. Sprache und Kommunikation<br />

B.II.a.2.1. Durch Sprache können <strong>die</strong> Menschen Information<br />

austauschen<br />

Noch seh’ ich ihn vor mich treten in lächeln<strong>de</strong>r Betrachtung, noch hör’ ich seinen Gruß und seine Fragen.<br />

Wie eine Pflanze, wenn ihr Frie<strong>de</strong> <strong>de</strong>n streben<strong>de</strong>n Geist besänftigt, und <strong>die</strong> einfältige Genügsamkeit wie<strong>de</strong>rkehrt<br />

in <strong>die</strong> Seele – so stand er vor mir. (Schmidt, 1994: 21)<br />

Durch Fragen tauschen Adamas und Hyperion Informationen aus.<br />

Aber was half mir das? Es wollte ja mich niemand.<br />

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