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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Hyperion ist dabei, sich von Diotima und allen an<strong>de</strong>ren zu verabschie<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>n Krieg zu<br />

ziehen. Die an<strong>de</strong>ren tauschen beim Gespräch Informationen und Meinungen mit <strong>de</strong>n Gelehrten<br />

aus.<br />

Ich habe dir’s schon einmal gesagt, ich brauche <strong>die</strong> Götter und <strong>die</strong> Menschen nicht mehr. (Schmidt, 1994:<br />

98)<br />

Dies sagt Hyperion zu Diotima. Da er es ihr schon einmal gesagt, sollte sie es bereits wissen.<br />

Durch Sprache hat er ihr <strong>die</strong>se Information schon mitgeteilt.<br />

Ich will umsonst nicht müßig gegangen sein, und mein Schlaf soll wer<strong>de</strong>n, wie Öl, wenn <strong>die</strong> Flamme darein<br />

kommt. Ich will nicht zusehn, wo es gilt, will nicht umhergehn und <strong>die</strong> Neuigkeit erfragen, wann Alabanda<br />

<strong>de</strong>n Lorbeer nimmt. (Schmidt, 1994: 107)<br />

Dies sagt Hyperion, nach<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>n Brief Alabandas bekommen hat, <strong>de</strong>r ihn zum Mitkämpfen<br />

einlädt. An <strong>die</strong>ser Stelle ist klar ersichtlich, dass man durch Sprache, und noch konkreter durch<br />

Fragen, Information herausbekommen kann.<br />

Diotimas Erblassen, da sie Alabandas Brief las, ging mir durch <strong>die</strong> Seele. Drauf fing sie an, gelassen und<br />

ernst, <strong>de</strong>n Schritt mir abzuraten und wir sprachen manches hin und wi<strong>de</strong>r. O ihr Gewaltsamen! rief sie<br />

endlich, <strong>die</strong> ihr so schnell zum Äußersten seid, <strong>de</strong>nkt an <strong>die</strong> Nemesis! (Schmidt, 1994: 108)<br />

Durch <strong>die</strong>ses „Sprechen“ tauschen <strong>die</strong> Diotima und Hyperion Argumente und Meinungen über<br />

<strong>die</strong> Richtigkeit von Alabandas Entschluss, am Krieg teilzunehmen, aus.<br />

Er riet mir, nicht nach Tina zu gehn, gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Peloponnes hinab zu reisen, und durchaus so unbemerkt,<br />

als möglich. Meinem Vater sollt’ ich unterweges schreiben, meint’ er, <strong>de</strong>r bedächtige Alte wür<strong>de</strong> leichter<br />

einen geschehenen Schritt verzeihn, als einen ungeschehenen erlauben.<br />

[...]<br />

Darum geb’ ich dir, was nebenbei doch nötig ist für dich, um einige Zeit in allen Fällen zu leben und zu<br />

wirken. Kannst du einst, so zahlst du mir es zurück, wo nicht, so war das meine auch <strong>de</strong>in. Schäme <strong>de</strong>s<br />

Gelds dich nicht, setzt’ er lächelnd hinzu; auch <strong>die</strong> Rosse <strong>de</strong>s Phöbus leben von <strong>de</strong>r Luft nicht allein, wie<br />

uns <strong>die</strong> Dichter erzählen. (Schmidt, 1994: 110 f.)<br />

Hyperion erzählt, was Notara ihm geraten hat. Durch <strong>de</strong>n Brief an <strong>de</strong>n Vater soll Hyperion seinem<br />

Vater mitteilen, dass er in <strong>de</strong>n Befreiungskrieg ziehen will, und ihn außer<strong>de</strong>m um Erlaubnis<br />

bitten. Dann spricht Notara zu Hyperion in direkter Re<strong>de</strong>. Die Dichter erzählen – das heißt vermitteln<br />

– mithilfe ihrer Werke alltägliche Lebensweisheiten.<br />

Morgen bin ich bei Alabanda. Es ist mir eine Lust, <strong>de</strong>n Weg nach Koron zu erfragen, und ich frage öfter,<br />

als nötig ist. Ich möchte <strong>die</strong> Flügel <strong>de</strong>r Sonne nehmen und hin zu ihm und doch zaudr’ ich auch so gerne<br />

und frage: wie wird er sein? (Schmidt, 1994: 117)<br />

Durch Fragen kann Hyperion so eine praktische und nützliche Information herausfin<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>n<br />

Weg nach Koron. Zu <strong>die</strong>sem Zweck sind eine bestimmte Menge Worte nötig, und nicht mehr,<br />

aber Hyperion freut sich so sehr darauf, dass er wie ein fröhliches Kind aus reiner Lebensfreu<strong>de</strong><br />

Unnützes tut, und öfter fragt als nötig.<br />

Vergib mir! <strong>die</strong> Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> leben durch <strong>die</strong> Sonne allein; ich lebe durch dich, ich habe andre Freu<strong>de</strong>n,<br />

ist es <strong>de</strong>nn ein Wun<strong>de</strong>r, wenn ich andre Trauer habe? und muss ich trauern? muss ich <strong>de</strong>nn?<br />

Mutiger! lieber! sollt’ ich welken, wenn du glänzest? sollte mir das Herz ermatten, wenn <strong>die</strong> Siegslust dir in<br />

allen Sehnen erwacht? Hätt’ ich eh’mals gehört, ein griechischer Jüngling mache sich auf, das gute Volk<br />

aus seiner Schmach zu ziehn, es <strong>de</strong>r mütterlichen Schönheit, <strong>de</strong>r es entstammte, wie<strong>de</strong>r zu bringen, wie<br />

hätt’ ich aufgestaunt aus <strong>de</strong>m Traume <strong>de</strong>r Kindheit und gedürstet nach <strong>de</strong>m Bil<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Teuren? und nun er<br />

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