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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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So geht’s mit uns. Das ist <strong>de</strong>r Inbegriff von allem, was in schreckend reizen<strong>de</strong>n Mysterien <strong>die</strong> Weisen uns<br />

erzählen+.<br />

Und du? was fragst+ du dich? Dass so zuweilen etwas in dir auffährt, und, wie <strong>de</strong>r Mund+ <strong>de</strong>s Sterben<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>in Herz in Einem Augenblicke so gewaltsam dir sich öffnet und verschließt, das gera<strong>de</strong> ist das böse<br />

Zeichen+.<br />

Sei nur still+, und lass es seinen Gang gehn! künstle nicht! versuche kindisch nicht, um eine Ehle länger<br />

dich zu machen! – Es ist, als wolltest du noch eine Sonne schaffen, und neue Zöglinge für sie, ein<br />

Er<strong>de</strong>nrund und einen Mond erzeugen.<br />

So träumt’ ich hin. Geduldig nahm ich nach und nach von allem Abschied. – O ihr Genossen meiner Zeit!<br />

fragt+ eure Ärzte nicht und nicht <strong>die</strong> Priester+, wenn ihr innerlich vergeht!<br />

Ihr habt <strong>de</strong>n Glauben an alles Große verloren; so müsst, so müsst ihr hin, wenn <strong>die</strong>ser Glaube nicht<br />

wie<strong>de</strong>rkehrt, wie ein Komet aus frem<strong>de</strong>n Himmeln.<br />

#*51*# HYPERION AN BELLARMIN<br />

Es gibt ein Vergessen alles Daseins, ein Verstummen+ unsers Wesens, wo uns ist, als hätten wir alles<br />

gefun<strong>de</strong>n.<br />

Es gibt ein Verstummen+, ein Vergessen alles Daseins, wo uns ist, als hätten wir alles verloren, eine Nacht<br />

unsrer Seele, wo kein Schimmer eines Sterns, wo nicht einmal ein faules Holz uns leuchtet.<br />

Ich war nun ruhig+ gewor<strong>de</strong>n. Nun trieb mich nichts mehr auf um Mitternacht. Nun sengt’ ich mich in<br />

meiner eignen Flamme nicht mehr.<br />

Ich sah nun still+ und einsam vor mich hin, und schweift’ in <strong>die</strong> Vergangenheit und in <strong>die</strong> Zukunft mit <strong>de</strong>m<br />

Auge nicht. Nun drängte Fernes und Nahes sich in meinem Sinne nicht mehr; <strong>die</strong> Menschen, wenn sie mich<br />

nicht zwangen, sie zu sehen, sah ich nicht.<br />

Sonst lag oft, wie das ewig leere Fass <strong>de</strong>r Danai<strong>de</strong>n, vor meinem Sinne <strong>die</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rt, und mit<br />

verschwen<strong>de</strong>rischer Liebe goss meine Seele sich aus, <strong>die</strong> Lücken auszufüllen; nun sah ich keine Lücke<br />

mehr, nun drückte mich <strong>de</strong>s Lebens Langeweile nicht mehr.<br />

Nun sprach+ ich nimmer zu <strong>de</strong>r Blume, du bist meine Schwester! und zu <strong>de</strong>n Quellen, wir sind Eines<br />

Geschlechts! ich gab nun treulich, wie ein Echo, je<strong>de</strong>m Dinge seinen Namen+.<br />

Wie ein Strom an dürren Ufern, wo kein Wei<strong>de</strong>nblatt im Wasser sich spiegelt, lief unverschönert vorüber<br />

an mir <strong>die</strong> Welt.<br />

HYPERION AN BELLARMIN<br />

Es kann nichts wachsen und nichts so tief vergehen, wie <strong>de</strong>r Mensch. Mit <strong>de</strong>r Nacht <strong>de</strong>s Abgrunds<br />

vergleicht er oft sein Lei<strong>de</strong>n und mit <strong>de</strong>m Äther seine Seligkeit, und wie wenig ist dadurch gesagt+?<br />

#*52*#Aber schöner ist nichts, als wenn es so nach langem To<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r in ihm dämmert, und <strong>de</strong>r Schmerz,<br />

wie ein Bru<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r fernher dämmern<strong>de</strong>n Freu<strong>de</strong> entgegengeht.<br />

O es war ein himmlisch Ahnen, womit ich jetzt <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Frühling wie<strong>de</strong>r begrüßte+! Wie fernher in<br />

schweigen<strong>de</strong>r+ Luft, wenn alles schläft, das Saitenspiel+ <strong>de</strong>r Geliebten, so umtönten+ seine leisen+<br />

Melo<strong>die</strong>n+ mir <strong>die</strong> Brust, wie von Elysium herüber, vernahm+ ich seine Zukunft, wenn <strong>die</strong> toten Zweige<br />

sich regten und ein lin<strong>de</strong>s Wehen meine Wange berührte.<br />

Hol<strong>de</strong>r Himmel Ioniens! so war ich nie an dir gehangen, aber so ähnlich war dir auch nie mein Herz<br />

gewesen, wie damals, in seinen heitern zärtlichen Spielen. –<br />

Wer sehnt sich nicht nach Freu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Liebe und großen Taten, wenn im Auge <strong>de</strong>s Himmels und im Busen<br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Frühling wie<strong>de</strong>rkehrt?<br />

Ich erhob mich, wie vom Krankenbette, leise+ und langsam, aber von geheimen Hoffnungen zitterte mir<br />

<strong>die</strong> Brust so selig, dass ich drüber vergaß, zu fragen+, was <strong>die</strong>s zu be<strong>de</strong>uten+ habe.<br />

Schönere Träume umfingen mich jetzt im Schlafe, und wenn ich erwachte, waren sie mir im Herzen, wie<br />

<strong>die</strong> Spur eines Kusses auf <strong>de</strong>r Wange <strong>de</strong>r Geliebten. O das Morgenlicht und ich, wir gingen nun uns<br />

entgegen, wie versöhnte Freun<strong>de</strong>, wenn sie noch etwas frem<strong>de</strong> tun, und doch <strong>de</strong>n nahen unendlichen<br />

Augenblick <strong>de</strong>s Umarmens schon in <strong>de</strong>r Seele tragen.<br />

Es tat nun wirklich einmal wie<strong>de</strong>r mein Auge sich auf, freilich, nicht mehr, wie sonst, gerüstet und erfüllt<br />

mit eigner Kraft, es war bitten<strong>de</strong>r gewor<strong>de</strong>n, es fleht’ um Leben, aber es war mir im Innersten doch, als<br />

könnt’ es wie<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n mit mir, wie sonst, und besser.<br />

Ich sahe <strong>die</strong> Menschen wie<strong>de</strong>r an, als sollt’ auch ich wirken und mich freuen unter ihnen. Ich schloss mich<br />

wirklich herzlich überall an.<br />

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