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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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nebeneinan<strong>de</strong>r. Allen <strong>die</strong>sen Phasen gemeinsam sei <strong>die</strong> Seligkeit und Fülle <strong>de</strong>s Erleuchteten in<br />

<strong>de</strong>r Vereinigung mit Gott, wobei <strong>die</strong> individuelle Seele sich ins All auflöse und ihren Tod fin<strong>de</strong>.<br />

Es befriedige aber das Gemüt nicht, vom Höchsten und am innigsten Begehrten nicht sprechen<br />

zu können, und wenn <strong>de</strong>r Weise bei <strong>de</strong>r Sprachlosigkeit und Unbewusstheit angekommen und<br />

seine Brücke zurück zum Leben also abgebrochen sei, müsse <strong>de</strong>r Dichter kommen, um sie wie<strong>de</strong>raufzubauen<br />

und Früchte für <strong>die</strong> Kultur zu tragen 192 .<br />

Aus alle<strong>de</strong>m kann man zusammenfassend <strong>die</strong> Eigenschaften <strong>de</strong>r Mystik auflisten:<br />

– Streben nach einer erfahrbaren Verbindung mit <strong>de</strong>r Gottheit<br />

– paradoxes Streben danach, das Unaussprechliche auszudrücken<br />

– Darstellung <strong>de</strong>s Göttlichen als ewig, unendlich, unaussprechlich, unermesslich, unerschöpflich,<br />

unmittelbar<br />

– pantheistische All­Ausdrücke<br />

– positive Naturbildnisse zum Ausdruck <strong>de</strong>s Göttlichen: das Ganze, das Eine, das Licht, <strong>die</strong><br />

schwin<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Höhe<br />

– negative Naturbildnisse zum Ausdruck <strong>de</strong>s Göttlichen: <strong>die</strong> Stille, <strong>die</strong> Leere, <strong>die</strong> Wüste, <strong>die</strong><br />

Dunkelheit, <strong>de</strong>r bo<strong>de</strong>nlose Abgrund<br />

– Paradoxe, <strong>die</strong> das Göttliche beschreiben sollen<br />

– Gottheit als reine Negation<br />

– Seligkeit <strong>de</strong>s Erleuchteten<br />

– Tod <strong>de</strong>r individuellen Seele bei ihrer Auflösung ins Göttliche<br />

– Gott lebt in <strong>de</strong>r Seele <strong>de</strong>s einzelnen Menschen<br />

– Dichtung als einziges Ausdrucksmittel nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkehr aus <strong>de</strong>r göttlichen Sprachlosigkeit<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n Zitate Höl<strong>de</strong>rlins angeführt, <strong>die</strong> je<strong>de</strong>r aufgelisteten Eigenschaft <strong>de</strong>r Mystik<br />

entsprechen. Oft han<strong>de</strong>lt es sich um Textstellen, <strong>die</strong> nicht <strong>de</strong>m für <strong>die</strong> vorliegen<strong>de</strong> Arbeit ausgewählten<br />

Korpus angehören.<br />

Streben nach einer erfahrbaren Verbindung mit <strong>de</strong>r Gottheit:<br />

So gab ich mehr und mehr <strong>de</strong>r seligen Natur mich hin und fast zu endlos. Wäre ich so gerne doch [...] gewor<strong>de</strong>n,<br />

wie <strong>de</strong>r reine Lichtstrahl, um ihr näher zu kommen! (Schmidt, 1994: 173)<br />

Durch <strong>de</strong>n Konjunktiv II wird hier <strong>de</strong>r Wunsch ausgedrückt, <strong>de</strong>r Natur, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Gottheit steht,<br />

näher zu kommen.<br />

Eines zu sein mit Allem, das ist Leben <strong>de</strong>r Gottheit, das ist <strong>de</strong>r Himmel <strong>de</strong>s Menschen.<br />

Eines zu sein mit Allem, was lebt, in seliger Selbstvergessenheit wie<strong>de</strong>rzukehren ins All <strong>de</strong>r Natur, das ist<br />

<strong>de</strong>r Gipfel <strong>de</strong>r Gedanken und Freu<strong>de</strong>n, das ist <strong>die</strong> heilige Bergeshöhe, <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r ewigen Ruhe (Schmidt,<br />

1994: 16)<br />

Das Eine, das alles ist, ist <strong>die</strong> Natur und <strong>die</strong> Gottheit. In sie zurückzukehren ist <strong>de</strong>r Gipfel <strong>de</strong>r<br />

Gedanken und Freu<strong>de</strong>n, das heißt, das Beste, was man sich wünschen kann.<br />

dass wir uns versammeln und vereinen in <strong>de</strong>n Armen unserer Gottheit, <strong>de</strong>r Natur (Schmidt, 1994: 24)<br />

Mit <strong>die</strong>sem dass­Satz wird ausgedrückt, dass es sich hier um einen Wunsch han<strong>de</strong>lt.<br />

192<br />

Huizinga, 1941: 258­265.<br />

46

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