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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Hyperion hat Alabanda nach langer Suche endlich wie<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n. Er versucht, durch Sprache<br />

seine Gefühle, seine große Freu<strong>de</strong>, zu verbergen, aber es ist vergebens, <strong>de</strong>nn seine Stimme verrät<br />

ihn und vermittelt seine Stimmungslage.<br />

Das war nicht stolz gesprochen, Alabanda. (Schmidt, 1994: 119)<br />

Dies sagt Hyperion zu Alabanda. Dieser Satz präsupponiert, dass man in an<strong>de</strong>ren Fällen stolz<br />

sprechen kann, dass also durch Sprache eine stolze Haltung vermittelt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

wie selig ist’s da, in solchem Momente sich <strong>die</strong> Hän<strong>de</strong> zu reichen!<br />

Dann spricht wohl Alabanda noch von manchem, <strong>de</strong>n <strong>die</strong> Langeweile <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts peinigt, von so<br />

mancher wun<strong>de</strong>rbaren krummen Bahn, <strong>die</strong> sich das Leben bricht, seit<strong>de</strong>m sein gra<strong>de</strong>r Gang gehemmt ist,<br />

dann fällt mir auch mein Adamas ein, mit seinen Reisen, seiner eignen Sehnsucht in das innere Asien hinein<br />

– das sind nur Notbehelfe, guter Alter! möcht’ ich dann ihm rufen, komm! und baue <strong>de</strong>ine Welt! mit<br />

uns! <strong>de</strong>nn unsre Welt ist auch <strong>die</strong> <strong>de</strong>ine. (Schmidt, 1994: 127)<br />

Hyperion erzählt von <strong>de</strong>n glücklichen Momenten, <strong>die</strong> er beim Gespräch mit Alabanda erlebt hat.<br />

Er ist von seinem Befreiungskrieg begeistert und wür<strong>de</strong> gerne mit Adamas sprechen. Wenn das<br />

möglich wäre, wür<strong>de</strong> er ihm dadurch seine Wünsche, Absichten und Gefühle mitteilen.<br />

Ach! ich habe dir ein Griechenland versprochen und du bekommst ein Klaglied nun dafür. Sei selbst <strong>de</strong>in<br />

Trost!<br />

[...]<br />

Glaube mir und <strong>de</strong>nk, ich sag’s aus tiefer Seele dir: (Schmidt, 1994: 131)<br />

Dies schreibt Hyperion an Diotima. Er drückt durch das „Klagelied“ seine Gefühle aus und vermittelt<br />

sie Diotima dadurch, <strong>de</strong>nn mehr kann er nicht tun, um <strong>die</strong> Welt so zu gestalten, wie er<br />

will. Wenn Hyperion Diotima etwas „aus tiefer Seele“ sagt, be<strong>de</strong>utet das, er vermittelt ihr nicht<br />

nur objektive Inhalte, son<strong>de</strong>rn vor allem grundlegen<strong>de</strong> Überzeugungen, <strong>die</strong> für ihn wesentlich<br />

sind.<br />

Ich habe lange gewartet, ich will es dir gestehn, ich habe sehnlich auf ein Abschiedswort aus <strong>de</strong>inem Herzen<br />

gehofft, aber du schweigst. (Schmidt, 1994: 134)<br />

Normalerweise wird präsupponiert, dass Worte nicht aus <strong>de</strong>m Herzen, son<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m Mund<br />

kommen. In <strong>die</strong>sem Fall wird impliziert, dass das Wort mit reiner Absicht und mit vollkommener<br />

Ehrlichkeit <strong>die</strong> Gefühle Diotimas darstellt.<br />

Lass uns im Sonnenlicht, o Kind! <strong>die</strong> Knechtschaft dul<strong>de</strong>n, sagte zu Polyxena <strong>die</strong> Mutter, und ihre Lebensliebe<br />

konnte nicht schöner sprechen. (Schmidt, 1994: 135)<br />

Hyperion ist lebensmü<strong>de</strong> und schreibt Diotima von seinen Gefühlen. Er erzählt von Polyxenas<br />

Mutter, <strong>die</strong> ihre Lebensliebe sprechen ließ. In an<strong>de</strong>ren Worten: Sie ließ ihr Herz sprechen und<br />

teilte dadurch Polyxena ihre Gefühle mit.<br />

Nun schreib’ ich wie<strong>de</strong>r dir, mein Bellarmin! und führe weiter dich hinab, hinab bis in <strong>die</strong> tiefste Tiefe<br />

meiner Lei<strong>de</strong>n (Schmidt, 1994: 137)<br />

Hyperion richtet <strong>die</strong>se Worte, <strong>die</strong> nicht ein<strong>de</strong>utiger sein können, an Bellarmin.<br />

Und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn Brief, wo vom Entsagen <strong>die</strong> Re<strong>de</strong> war, versteht, vergibt <strong>die</strong> gute Seele dir leicht, setzt’ er<br />

hinzu. (Schmidt, 1994: 141)<br />

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