die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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B.II.a.3.5. Durch eine große geistige Erregung kann man<br />
zum Sprechen gebracht wer<strong>de</strong>n<br />
Und siehe, mein Bellarmin! wenn manchmal mir so ein Wort entfuhr, wohl auch im Zorne mir eine Träne<br />
ins Auge trat (Schmidt, 1994: 14)<br />
Hyperion versucht, Kontakt mit seinen Mitmenschen aufzunehmen, aber es ist unmöglich, er<br />
stößt immer auf Unverständnis. Da überwältigen ihn seine Gefühle manchmal, er verliert <strong>die</strong><br />
Selbstbeherrschung und ein Wort enfährt ihm.<br />
O du, zu <strong>de</strong>m ich rief, als wärst du über <strong>de</strong>n Sternen, <strong>de</strong>n ich Schöpfer <strong>de</strong>s Himmels nannte und <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>,<br />
freundlich Idol meiner Kindheit, du wirst nicht zürnen, dass ich <strong>de</strong>iner vergaß! – Warum ist <strong>die</strong> Welt nicht<br />
dürftig genug, um außer ihr noch Einen zu suchen?*) Es ist wohl nicht nötig, zu erinnern, dass <strong>de</strong>rlei Äußerungen<br />
als bloße Phänomene <strong>de</strong>s menschlichen Gemüts von Rechts wegen niemand skandalisieren sollten.<br />
(Schmidt, 1994: 19)<br />
Der Mo<strong>de</strong>llautor Höl<strong>de</strong>rlin ergreift hier das Wort und entschuldigt Hyperion für seinen Übermut,<br />
<strong>de</strong>nn solche Äußerungen seien seiner Meinung nach einfach <strong>die</strong> Folge <strong>de</strong>r erregten Gefühlslage<br />
eines jungen Menschen.<br />
Wir sind am Abend unsrer Tage. Wir irrten oft, wir hofften viel und taten wenig. Wir wagten lieber, als wir<br />
uns besannen. Wir waren gerne bald am En<strong>de</strong> und trauten auf das Glück. Wir sprachen viel von Freu<strong>de</strong><br />
und Schmerz, und liebten, hassten bei<strong>de</strong>. Wir spielten mit <strong>de</strong>m Schicksal und es tat mit uns ein Gleiches.<br />
Vom Bettelstabe bis zur Krone warf es uns auf und ab. Es schwang uns, wie man ein glühend Rauchfass<br />
schwingt, und wir glühten, bis <strong>die</strong> Kohle zu Asche ward. Wir haben aufgehört von Glück und Missgeschick<br />
zu sprechen. Wir sind emporgewachsen über <strong>die</strong> Mitte <strong>de</strong>s Lebens, wo es grünt und warm ist. Aber es ist<br />
nicht das Schlimmste, was <strong>die</strong> Jugend überlebt. Aus heißem Metalle wird das kalte Schwert geschmie<strong>de</strong>t.<br />
Auch sagt man, auf verbrannten abgestorbenen Vulkanen ge<strong>de</strong>ihe kein schlechter Most. (Schmidt, 1994:<br />
42)<br />
Die finsteren alten Freun<strong>de</strong> Alabandas erzählen Hyperion ihre Geschichte. Am Anfang irrten sie<br />
oft, hofften viel, besannen sich nicht, hofften auf das Glück, hatten Freu<strong>de</strong> und Schmerz, liebten<br />
und hassten, spielten mit <strong>de</strong>m Schicksal. Dies sind alles Ausdrücke einer starken Irrationalität<br />
und Emotionalität, im Gegensatz zur Vernunft und Beherrschtheit. Sie sprachen viel von ihren<br />
Lei<strong>de</strong>nschaften, weil ihre starken Gefühle sie gleichsam dazu trieben.<br />
Oft, wenn ich <strong>de</strong>s Morgens dastand unter meinem Fenster und <strong>de</strong>r geschäftige Tag mir entgegenkam,<br />
konnt’ auch ich mich augenblicklich vergessen, konnte mich umsehn, als möcht’ ich etwas vornehmen,<br />
woran mein Wesen seine Lust noch hätte, wie ehmals, aber da schalt ich mich, da besann ich mich, wie einer,<br />
<strong>de</strong>m ein Laut aus seiner Muttersprache entfährt, in einem Lan<strong>de</strong>, wo sie nicht verstan<strong>de</strong>n wird – wohin,<br />
mein Herz? sagt’ ich verständig zu mir selber und gehorchte mir. (Schmidt, 1994: 49)<br />
Hyperion lebt auf <strong>de</strong>r Insel Tina und fühlt sich unter seinen Leuten isoliert. Manchmal überkommt<br />
ihn ein Gefühl <strong>de</strong>r Begeisterung, und er möchte etwas unternehmen. Dann ist es, als ob<br />
ihm ein Laut aus seiner Muttersprache entführe. Dies ist ein Vergleich, <strong>de</strong>r sich auf <strong>die</strong> alltägliche<br />
Begebenheit als bekanntes Vergleichsobjekt bezieht, wo einem ein Wort ungewollt entfährt.<br />
Im Alltag geschieht <strong>die</strong>s meistens, wenn man beson<strong>de</strong>rs aufgeregt ist, o<strong>de</strong>r wenn einen eine starke<br />
Gemütsregung plötzlich überkommt. Der Kontext lässt erkennen, dass <strong>die</strong>s auch hier bei Hyperion<br />
<strong>de</strong>r Fall gewesen ist.<br />
Es tat uns wohl, <strong>de</strong>n Überfluss unsers Herzens <strong>de</strong>r guten Mutter in <strong>de</strong>n Schoß zu streuen. Wir fühlten uns<br />
dadurch erleichtert, wie <strong>die</strong> Bäume, wenn ihnen <strong>de</strong>r Sommerwind <strong>die</strong> fruchtbaren Äste schüttelt, und ihre<br />
süßen Äpfel in das Gras gießt.<br />
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