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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Kennst du mich <strong>de</strong>nn noch, fuhr Alabanda fort nach einer Weile, hast du <strong>de</strong>n alten frommen Glauben noch<br />

an Alabanda? Großmütiger! mir ist es nimmer in<strong>de</strong>s so wohl gegangen, als da ich im Lichte <strong>de</strong>iner Liebe<br />

mich fühlte.<br />

#*119*#Wie? rief+ ich, fragt+ <strong>die</strong>s Alabanda? Das war nicht stolz gesprochen+, Alabanda. Aber es ist das<br />

Zeichen+ <strong>die</strong>ser Zeit, dass <strong>die</strong> alte Heroennatur um Ehre betteln geht, und das lebendige Menschenherz,<br />

wie eine Waise, um einen Tropfen Liebe sich kümmert.<br />

Lieber Junge! rief+ er; ich bin eben alt gewor<strong>de</strong>n. Das schlaffe Leben überall und <strong>die</strong> Geschichte mit <strong>de</strong>n<br />

Alten, zu <strong>de</strong>nen ich in Smyrna dich in <strong>die</strong> Schule bringen wollte –<br />

O es ist bitter, rief+ ich; auch an <strong>die</strong>sen wagte sich <strong>die</strong> To<strong>de</strong>sgöttin, <strong>die</strong> Namenlose+, <strong>die</strong> man Schicksal<br />

nennt+.<br />

Es wur<strong>de</strong> Licht gebracht und wir sahn von neuem mit leisem+ lieben<strong>de</strong>m Forschen uns an. Die Gestalt <strong>de</strong>s<br />

Teuren war sehr an<strong>de</strong>rs gewor<strong>de</strong>n seit <strong>de</strong>n Tagen <strong>de</strong>r Hoffnung. Wie <strong>die</strong> Mittagssonne vom bleichen<br />

Himmel, funkelte sein großes ewig leben<strong>de</strong>s Auge vom abgeblühten Gesichte mich an.<br />

Guter! rief+ Alabanda mit freundlichem Unwillen, da ich ihn so ansah, lass <strong>die</strong> Wehmutsblicke, guter<br />

Junge! Ich weiß es wohl, ich bin herabgekommen. O mein Hyperion! ich sehne mich sehr nach etwas<br />

Großem und Wahrem und ich hoff’ es zu fin<strong>de</strong>n mit dir. Du bist mir über <strong>de</strong>n Kopf gewachsen, du bist<br />

freier und stärker, wie ehmals und siehe! das freut mich herzlich. Ich bin das dürre Land und du kommst,<br />

wie ein glücklich Gewitter – o es ist herrlich, dass du da bist!<br />

Stille+! sagt’+ ich, du nimmst mir <strong>die</strong> Sinnen, und wir sollten gar nicht von uns sprechen+, bis wir im<br />

Leben, unter <strong>de</strong>n Taten sind.<br />

Ja wohl! rief+ Alabanda freudig, erst, wenn das Jagdhorn schallt, da fühlen sich <strong>die</strong> Jäger.<br />

Wird’s <strong>de</strong>nn bald angehn? sagt’+ ich.<br />

Es wird, rief+ Alabanda, und ich sage+ dir, Herz! es soll ein ziemlich Feuer wer<strong>de</strong>n. Ha! mag’s doch<br />

reichen bis an <strong>die</strong> Spitze <strong>de</strong>s Turms und seine Fahne schmelzen und um ihn wüten und wogen, bis er berstet<br />

und stürzt! – und stoße dich nur an unsern Bundsgenossen nicht. Ich weiß es wohl, <strong>die</strong> guten Russen<br />

möchten uns gerne, wie Schießgewehre, #*120*#brauchen. Aber lass das gut sein! haben nur erst unsere<br />

kräftigen Spartaner bei Gelegenheit erfahren, wer sie sind und was sie können, und haben wir so <strong>de</strong>n<br />

Peloponnes erobert, so lachen wir <strong>de</strong>m Nordpol ins Angesicht und bil<strong>de</strong>n uns ein eigenes Leben.<br />

Ein eignes Leben, rief+ ich, ein neu, ein ehrsames Leben. Sind wir <strong>de</strong>nn, wie ein Irrlicht aus <strong>de</strong>m Sumpfe<br />

geboren o<strong>de</strong>r stammen wir von <strong>de</strong>n Siegern bei Salamis ab? Wie ist’s <strong>de</strong>nn nun? wie bist du <strong>de</strong>nn zur Magd<br />

gewor<strong>de</strong>n, griechische freie Natur? wie bist du so herabgekommen, väterlich Geschlecht, von <strong>de</strong>m das<br />

Götterbild <strong>de</strong>s Jupiter und <strong>de</strong>s Apoll einst nur <strong>die</strong> Kopie war? – Aber höre+ mich, Joniens Himmel! höre+<br />

mich, Vaterlandser<strong>de</strong>, <strong>die</strong> du dich halbnackt, wie eine Bettlerin, mit <strong>de</strong>n Lappen <strong>de</strong>iner alten Herrlichkeit<br />

umklei<strong>de</strong>st, ich will es länger nicht dul<strong>de</strong>n!<br />

O Sonne, <strong>die</strong> uns erzog! rief+ Alabanda, zusehn sollst du, wenn unter <strong>de</strong>r Arbeit uns <strong>de</strong>r Mut wächst, wenn<br />

unter <strong>de</strong>n Schlägen <strong>de</strong>s Schicksals unser Entwurf, wie das Eisen unter <strong>de</strong>m Hammer sich bil<strong>de</strong>t.<br />

Es entzün<strong>de</strong>te einer <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn.<br />

Und dass nur kein Flecken hängen bleibe, rief+ ich, kein Posse, womit uns das Jahrhun<strong>de</strong>rt, wie <strong>de</strong>r Pöbel<br />

<strong>die</strong> Wän<strong>de</strong>, bemalt! O, rief+ Alabanda, darum ist <strong>de</strong>r Krieg auch so gut –<br />

Recht, Alabanda, rief+ ich, so wie alle große Arbeit, wo <strong>de</strong>s Menschen Kraft und Geist und keine Krücke<br />

und kein wächserner Flügel hilft. Da legen wir <strong>die</strong> Sklavenklei<strong>de</strong>r ab, worauf das Schicksal uns sein<br />

Wappen gedrückt –<br />

Da gilt nichts Eitles und Anerzwungenes mehr, rief+ Alabanda, da gehn wir schmucklos, fessellos, nackt,<br />

wie im Wettlauf zu Nemea, zum Ziele.<br />

Zum Ziele, rief+ ich, wo <strong>de</strong>r junge Freistaat dämmert und das Pantheon alles Schönen aus griechischer<br />

Er<strong>de</strong> sich hebt.<br />

Alabanda schwieg+ eine Weile. Eine neue Röte stieg auf in seinem Gesichte, und seine Gestalt wuchs, wie<br />

<strong>die</strong> erfrischte Pflanze, in <strong>die</strong> Höhe.<br />

O Jugend! Jugend! rief+ er, dann will ich trinken aus #*121*#<strong>de</strong>inem Quell, dann will ich leben und lieben.<br />

Ich bin sehr freudig, Himmel <strong>de</strong>r Nacht, fuhr er, wie trunken, fort, in<strong>de</strong>m er unter das Fenster trat, wie eine<br />

Rebenlaube, überwölbest du mich, und <strong>de</strong>ine Sterne hängen, wie Trauben, herunter.<br />

HYPERION AN DIOTIMA<br />

Es ist mein Glück, dass ich in voller Arbeit lebe. Ich müsst’ in eine Torheit um <strong>die</strong> an<strong>de</strong>re fallen, so voll ist<br />

meine Seele, so berauscht <strong>de</strong>r Mensch mich, <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rbare, <strong>de</strong>r stolze, <strong>de</strong>r nichts liebt, als mich und alle<br />

Demut, <strong>die</strong> in ihm ist, nur auf mich häuft. O Diotima! <strong>die</strong>ser Alabanda hat geweint vor mir, hat, wie ein<br />

Kind, mir’s abgebeten, was er mir in Smyrna getan.<br />

Wer bin ich dann, ihr Lieben, dass ich mein euch nenne+, dass ich sagen+ darf, sie sind mein eigen, dass<br />

ich, wie ein Eroberer, zwischen euch steh’ und euch, wie meine Beute, umfasse.<br />

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