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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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chen kann, so war doch, wie natürlich, eigentliche Kin<strong>de</strong>reinfalt ganz nicht unter ihnen. (Schmidt, 1994: 88<br />

f.)<br />

Erneut wird hier präsupponiert, dass man nur von etwas sprechen kann, wenn man darüber gut<br />

informiert ist.<br />

Sage das nicht! erwi<strong>de</strong>rte <strong>de</strong>rselbe; und mangelt’ auch wirklich ihnen <strong>de</strong>r Geist von all <strong>de</strong>m Schönen, so<br />

wär’ es, weil <strong>de</strong>r nicht weggetragen wer<strong>de</strong>n konnte und nicht gekauft. (Schmidt, 1994: 96)<br />

Hyperion diskutiert mit Diotima und an<strong>de</strong>ren Freun<strong>de</strong>n über <strong>die</strong> Ruinen <strong>de</strong>s alten Griechenlands.<br />

Einer <strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong> meint, Hyperion soll etwas nicht sagen, weil er <strong>de</strong>nkt, es stimmt nicht. Dies<br />

präsupponiert, dass man nur das sagen soll, was wahr ist, dass also Sprache und Wirklichkeit<br />

übereinstimmen sollen.<br />

kannst du sagen, ich schäme mich <strong>die</strong>ses Stoffs? Ich meine, er wäre doch noch bildsam. (Schmidt, 1994:<br />

99)<br />

Diotima stellt <strong>die</strong>se rhetorische Frage an Hyperion. Sie meint eigentlich, er kann es nicht sagen,<br />

weil es nicht so ist, <strong>de</strong>nn sie schämt sich nicht. Dahinter steckt <strong>die</strong> Vorstellung, dass man nur das<br />

sagen kann, was wirklich so ist, dass also Sprache und Wirklichkeit übereinstimmen müssen.<br />

O Bellarmin! wer darf <strong>de</strong>nn sagen, er stehe fest, wenn auch das Schöne seinem Schicksal so entgegenreift,<br />

wenn auch das Göttliche sich <strong>de</strong>mütigen muss, und <strong>die</strong> Sterblichkeit mit allem Sterblichen teilen! (Schmidt,<br />

1994: 106)<br />

Hyperion meint hier, man darf es nicht sagen, weil es nicht wahr ist. Dies präsupponiert, dass<br />

man nur das sagen darf, was wirklich so ist, also dass Sprache und Wirklichkeit übereinstimmen<br />

müssen.<br />

Stille! sagt’ ich, du nimmst mir <strong>die</strong> Sinnen, und wir sollten gar nicht von uns sprechen, bis wir im Leben,<br />

unter <strong>de</strong>n Taten sind.<br />

Ja wohl! rief Alabanda freudig, erst, wenn das Jagdhorn schallt, da fühlen sich <strong>die</strong> Jäger. (Schmidt, 1994:<br />

119)<br />

Hyperion meint, es ist sinnlos und <strong>de</strong>swegen unangebracht, über Dinge zu sprechen, <strong>die</strong> man<br />

nicht direkt kennt. Das präsupponiert, dass <strong>die</strong> Sprache eines Menschen, <strong>de</strong>r sich in seinem Bereich<br />

gut auskennt, <strong>de</strong>r Wirklichkeit entspricht.<br />

O es wäre schön gewesen, meine Diotima.<br />

Nennst du mich mutlos? Liebes Mädchen! es ist <strong>de</strong>s Unheils zu viel. An allen En<strong>de</strong>n brechen wüten<strong>de</strong><br />

Haufen herein; wie eine Seuche, tobt <strong>die</strong> Raubgier in Morea und wer nicht auch das Schwert ergreift, wird<br />

verjagt, geschlachtet und dabei sagen <strong>die</strong> Rasen<strong>de</strong>n, sie fechten für unsre Freiheit. Andre <strong>de</strong>s rohen Volks<br />

sind von <strong>de</strong>m Sultan bestellt und treiben’s, wie jene. (Schmidt, 1994: 130 f.)<br />

Wenn Diotima Hyperion mutlos nennt, dann <strong>de</strong>shalb, weil sie glaubt, so ist es in Wirklichkeit.<br />

Die „Rasen<strong>de</strong>n“ behaupten, sie kämpfen für <strong>die</strong> Freiheit. In<strong>de</strong>m sie das sagen, erheben sie <strong>de</strong>n<br />

Anspruch darauf, es auch wirklich zu tun, obwohl es doch in <strong>die</strong>sem Fall gar nicht stimmt.<br />

Noch Einmal möcht’ ich wie<strong>de</strong>rkehren an <strong>de</strong>inen Busen, wo es auch wäre! Ätheraugen! Einmal noch mir<br />

wie<strong>de</strong>r begegnen in euch! an <strong>de</strong>inen Lippen hängen, du Liebliche! du Unaussprechliche! und in mich trinken<br />

<strong>de</strong>in entzückend heiligsüßes Leben – aber höre das nicht! ich bitte dich, achte das nicht! Ich wür<strong>de</strong><br />

sagen, ich sei ein Verführer, wenn du es hörtest. (Schmidt, 1994: 134)<br />

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