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die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València

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Ungestörter in je<strong>de</strong>m Betracht, von gewaltsamem Einfluss freier, als irgen<strong>de</strong>in Volk <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, erwuchs das<br />

Volk <strong>de</strong>r Athener. [...] Man hört beinahe nichts von ihnen, bis in <strong>die</strong> Zeiten <strong>de</strong>s Pisistratus und Hipparch.<br />

(Schmidt, 1994: 29 f.)<br />

„Hören“ präsupponiert in <strong>de</strong>r Regel gesprochene Sprache, aber das ist hier nicht <strong>de</strong>r Fall. Der<br />

Kontext impliziert, dass das Verb hier so viel wie 'erfahren' o<strong>de</strong>r 'Nachricht erhalten' be<strong>de</strong>utet,<br />

und noch konkreter, dass Auskunft über <strong>die</strong> alten Athener überliefert wird.<br />

Die Einzigen, <strong>de</strong>ren zuweilen ich mich be<strong>die</strong>nte, waren <strong>die</strong> Erzähler, <strong>die</strong> lebendigen Namenregister von<br />

frem<strong>de</strong>n Städten und Län<strong>de</strong>rn, <strong>die</strong> re<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rkasten, wo man Potentaten auf Rossen und Kirchtürme<br />

und Märkte sehn kann. (Schmidt, 1994: 30)<br />

Ein<strong>de</strong>utig sind „Erzähler“ Menschen, <strong>die</strong> sehr genau beschreiben, was sie kennen, und <strong>die</strong>s <strong>de</strong>m<br />

Zuhörer vermitteln, so dass er durch ihre „Re<strong>de</strong>“ <strong>die</strong> Wirklichkeit „sehen“ kann. Entschei<strong>de</strong>nd ist<br />

hier, dass Hyperion nicht <strong>de</strong>r Ansicht ist, dass <strong>die</strong>se Erzählungen bloß seine Fantasie erregen,<br />

son<strong>de</strong>rn wie ein Lexikon <strong>die</strong> Namen vieler Städte und Leute kennen und ihm darüber Auskunft<br />

geben können.<br />

Er erzählte mir nun sein Schicksal; mir war dabei, als säh’ ich einen jungen Herkules mit <strong>de</strong>r Megära im<br />

Kampfe.<br />

Wirst du mir jetzt verzeihen, schloss er <strong>die</strong> Erzählung seines Ungemachs, wirst du jetzt ruhiger sein, wenn<br />

ich oft rau bin und anstößig und unverträglich!<br />

[...]<br />

Aber auf unser vorig Gespräch zu kommen!<br />

Du räumst <strong>de</strong>m Staate <strong>de</strong>nn doch zu viel Gewalt ein. (Schmidt, 1994: 39)<br />

Alabanda erstattet Hyperion Bericht über sein Leben. Dann tauschen Hyperion und Alabanda politische<br />

Meinungen und I<strong>de</strong>en aus. Dies alles fin<strong>de</strong>t mittels <strong>de</strong>r Sprache statt.<br />

o Begeisterung! Du wirst <strong>de</strong>n Frühling <strong>de</strong>r Völker uns wie<strong>de</strong>rbringen. Dich kann <strong>de</strong>r Staat nicht hergebieten.<br />

Aber er störe dich nicht, so wirst du kommen, kommen wirst du, mit <strong>de</strong>inen allmächtigen Wonnen, in<br />

goldne Wolken wirst du uns hüllen und empor uns tragen über <strong>die</strong> Sterblichkeit, und wir wer<strong>de</strong>n staunen<br />

und fragen, ob wir es noch seien, wir, <strong>die</strong> Dürftigen, <strong>die</strong> wir <strong>die</strong> Sterne fragten, ob dort uns ein Frühling<br />

blühe – fragst du mich, wann <strong>die</strong>s sein wird? Dann, wann <strong>die</strong> Lieblingin <strong>de</strong>r Zeit, <strong>die</strong> jüngste, schönste<br />

Tochter <strong>de</strong>r Zeit, <strong>die</strong> neue Kirche, hervorgehn wird aus <strong>die</strong>sen befleckten veralteten Formen (Schmidt,<br />

1994: 41)<br />

Alabanda schwärmt im Gespräch mit Hyperion über ihre geplante Revolution. Durch <strong>die</strong>se Frage<br />

und ihre entsprechen<strong>de</strong> Antwort tauschen <strong>die</strong> Bei<strong>de</strong>n Information aus.<br />

Es ist kein Scherz, <strong>die</strong> Welt zu bessern, sagt’ ich.<br />

Du hast viel mit einem Worte gesagt! rief wie<strong>de</strong>r einer von ihnen. Du bist unser Mann! ein andrer.<br />

Ihr <strong>de</strong>nkt auch so? fragt’ ich.<br />

Frage, was wir tun! war <strong>die</strong> Antwort.<br />

Und wenn ich fragte?<br />

So wür<strong>de</strong>n wir dir sagen, dass wir da sind, aufzuräumen auf Er<strong>de</strong>n, dass wir <strong>die</strong> Steine vom Acker lesen<br />

(Schmidt, 1994: 42)<br />

Das Substantiv „Wort“ be<strong>de</strong>utet hier eigentlich 'Satz', <strong>de</strong>r hier voller Inhalt gewesen sein soll.<br />

Das „Fragen“ veranlasst als Antwort ein „Sagen“. Dadurch tauschen Hyperion und Alabandas<br />

finstere Freun<strong>de</strong> Information aus.<br />

Er ist schlecht, rief ich, ja, er ist schlecht. Er heuchelt grenzenlos Vertrauen und lebt mit solchen – und verbirgt<br />

es dir. (Schmidt, 1994: 43)<br />

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