die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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dass auch Bellarmin <strong>die</strong> Sache so gesehen und geschil<strong>de</strong>rt hätte. Denn so steht es für <strong>die</strong> Deutschen,<br />
zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n Augen Hyperions und Bellarmins, und so gestehen sie es ein.<br />
›O du, so dacht’ ich, mit <strong>de</strong>inen Göttern, Natur! ich hab’ ihn ausgeträumt, von Menschendingen <strong>de</strong>n Traum<br />
und sage, nur du lebst, und was <strong>die</strong> Frie<strong>de</strong>nslosen erzwungen, erdacht, es schmilzt, wie Perlen von Wachs,<br />
hinweg von <strong>de</strong>inen Flammen!<br />
Wie lang ist’s, dass sie dich entbehren? o wie lang ist’s, dass ihre Menge dich schilt, gemein nennt dich<br />
und <strong>de</strong>ine Götter, <strong>die</strong> Lebendigen, <strong>die</strong> Seligstillen! (Schmidt, 1994: 174)<br />
Hyperion ist selig, weil er in <strong>de</strong>r Natur das Göttliche und einzig Wahre gefun<strong>de</strong>n hat. Wenn er<br />
sagt, dass nur <strong>die</strong> Natur lebt, dann bestätigt er es und erklärt es für richtig. Dasselbe passiert,<br />
wenn <strong>die</strong> groben Menschen <strong>die</strong> Natur beschimpfen, aber in ihrem Fall irren sie sich. Die Funktion<br />
<strong>de</strong>r Sprache ist in bei<strong>de</strong>n entgegengesetzten Fällen <strong>die</strong>selbe: <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Umstand zuzugestehen.<br />
B.II.a.1.4. Die Sprache kann <strong>die</strong> Wirklichkeit getreu<br />
darstellen<br />
Wohl <strong>de</strong>m Manne, <strong>de</strong>m ein blühend Vaterland das Herz erfreut und stärkt! Mir ist, als würd’ ich in <strong>de</strong>n<br />
Sumpf geworfen, als schlüge man <strong>de</strong>n Sarg<strong>de</strong>ckel über mir zu, wenn einer an das Meinige mich mahnt, und<br />
wenn mich einer einen Griechen nennt, so wird mir immer, als schnürt’ er mit <strong>de</strong>m Halsband eines Hun<strong>de</strong>s<br />
mir <strong>die</strong> Kehle zu.<br />
Und siehe, mein Bellarmin! wenn manchmal mir so ein Wort entfuhr, wohl auch im Zorne mir eine Träne<br />
ins Auge trat, so kamen dann <strong>die</strong> weisen Herren, <strong>die</strong> unter euch Deutschen so gerne spuken, <strong>die</strong> Elen<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>nen ein lei<strong>de</strong>nd Gemüt so gera<strong>de</strong> recht ist, ihre Sprüche anzubringen, <strong>die</strong> taten dann sich gütlich, ließen<br />
sich beigehn, mir zu sagen: klage nicht, handle! (Schmidt, 1994: 14 f.)<br />
Dies schreibt Hyperion an Bellarmin. Er spricht sehr verächtlich über <strong>die</strong> eingebil<strong>de</strong>ten Herren,<br />
aber es wird präsupponiert, dass es auch an<strong>de</strong>re Sprüche gibt, <strong>die</strong> wirklich viel Weisheit enthalten<br />
und somit <strong>de</strong>n wahren Stand <strong>de</strong>r Dinge darstellen.<br />
Aber was sprech’ ich davon? Als hätten wir noch eine Ahnung jener Tage! (Schmidt, 1994: 23)<br />
Die Wendung hier präsupponiert, dass es nur dann sinnvoll wäre, über <strong>die</strong> Tage <strong>de</strong>r Antike zu<br />
sprechen, wenn Hyperion, <strong>de</strong>r Sprechen<strong>de</strong>, min<strong>de</strong>stens eine Ahnung davon hätte. An<strong>de</strong>rs gesagt:<br />
Es ist sinnlos, über Unbekanntes zu sprechen. Denn nur wenn man von Bekanntem spricht, kann<br />
man richtige Information vermitteln.<br />
Aber sage nur niemand, dass uns das Schicksal trenne! Wir sind’s, wir! wir haben unsre Lust daran, uns in<br />
<strong>die</strong> Nacht <strong>de</strong>s Unbekannten, in <strong>die</strong> kalte Frem<strong>de</strong> irgend einer an<strong>de</strong>rn Welt zu stürzen (Schmidt, 1994: 24)<br />
Dies schreibt Hyperion an Bellarmin. Hyperion meint, er soll es nicht sagen, weil es nicht wahr<br />
ist. Dies präsupponiert, dass man nur das sagen darf, was wahr ist, und <strong>de</strong>m Gedanken liegt <strong>die</strong><br />
Vorstellung zugrun<strong>de</strong>, dass <strong>die</strong> Sprache <strong>de</strong>r Wirklichkeit entspricht.<br />
O es ist jämmerlich, so sich vernichtet zu sehn; und wem <strong>die</strong>s unverständlich ist, <strong>de</strong>r frage nicht danach,<br />
und danke <strong>de</strong>r Natur, <strong>die</strong> ihn zur Freu<strong>de</strong>, wie <strong>die</strong> Schmetterlinge, schuf, und geh, und sprech in seinem Leben<br />
nimmermehr von Schmerz und Unglück. (Schmidt, 1994: 26)<br />
Hyperion meint hier, sein Schmerz und Unglück seien so stark, dass alle an<strong>de</strong>ren Schmerzen und<br />
unglücklichen Situationen im Vergleich dazu nichts o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st kein echter Schmerz und<br />
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