die immanente sprachauffassung - Roderic - Universitat de València
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Sprachvorstellungen<br />
alltäglich<br />
philosophisch<br />
Gedichte<br />
Roman<br />
mythologisiert<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
Die alltäglichen Vorstellungen sind, wie <strong>de</strong>r Name bereits sagt, nicht ausschließlich Höl<strong>de</strong>rlin<br />
zuzuweisen, son<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n meisten Menschen als Axiome angenommen. Zu <strong>de</strong>n seltenen<br />
Vorstellungen, <strong>die</strong> für Höl<strong>de</strong>rlin charakteristisch sind, zählen <strong>die</strong> philosophischen. Und <strong>die</strong><br />
mythologisierten sind noch außergewöhnlicher und typischer für Höl<strong>de</strong>rlin.<br />
Trotz aller Unterschie<strong>de</strong> ist <strong>die</strong> sich auf Seite 253 befin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Tabelle 16 ein geeignetes Schema,<br />
um <strong>de</strong>r Sprachi<strong>de</strong>ologie Höl<strong>de</strong>rlins gerecht zu wer<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> sich in seinen literarischen Prosa und<br />
Lyrikwerken <strong>de</strong>r Jahre 17961798 implizit manifestiert. Dass fast ein Drittel <strong>de</strong>r dort aufgelisteten<br />
Sprachvorstellungen nicht in <strong>de</strong>n Gedichten belegt sind, ist eine Tatsache, <strong>die</strong> nicht darauf<br />
hinweisen soll, dass <strong>die</strong> Tabelle unangemessen für <strong>die</strong> Gedichte sei, son<strong>de</strong>rn darauf, dass <strong>die</strong> Tabelle<br />
erkennen lässt, was <strong>die</strong> Gedichte sagen und auch, was sie nicht sagen. Sie <strong>die</strong>nt nämlich als<br />
passen<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ologischer Rahmen, durch <strong>de</strong>n sich <strong>die</strong> lyrischen Sprachvorstellungen ebenso gut<br />
anordnen und erklären lassen. In <strong>die</strong>sem Sinne darf man schon von einer einzigen und überall im<br />
Gesamtkorpus anzutreffen<strong>de</strong>n Sprachi<strong>de</strong>ologie Höl<strong>de</strong>rlins re<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> sich aber in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n literarischen<br />
Gattungen unterschiedlich ausprägt.<br />
Bei <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>r Tabelle 16 schien es erstens angebracht, <strong>die</strong> relevanten Verwendungen in<br />
zwei große Gruppen einzuteilen: auf <strong>de</strong>r einen Seite <strong>die</strong>jenigen Stellen, an <strong>de</strong>nen <strong>die</strong> Sprache als<br />
unzulänglich vorgestellt wird, und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite <strong>die</strong>jenigen Stellen, an <strong>de</strong>nen <strong>die</strong> Sprache<br />
doch erfolgreich ihrem Zwecke <strong>die</strong>nt. Zweitens stellte sich heraus, dass in bei<strong>de</strong>n Fällen <strong>die</strong> alltäglichen<br />
von <strong>de</strong>n philosophischen Vorstellungen unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n konnten. Als 'alltäglich'<br />
wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong>jenigen Vorstellungen bezeichnet, <strong>die</strong> Gemeingut sind und <strong>de</strong>shalb auch so in <strong>de</strong>r<br />
Umgangssprache <strong>de</strong>s durchschnittlichen Sprechers erscheinen wür<strong>de</strong>n. Als 'philosophisch' gelten<br />
hingegen <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> eine mehr o<strong>de</strong>r weniger tiefe theoretische Überlegung voraussetzen und<br />
auf eine eher transzen<strong>de</strong>ntale Dimension <strong>de</strong>r Sprache hin<strong>de</strong>uten. Ausschließlich bei <strong>de</strong>r Zulänglichkeit<br />
<strong>de</strong>r Sprache konnte eine dritte Grundkategorie gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n: <strong>die</strong> <strong>de</strong>r mythologisierten<br />
Vorstellungen. Und natürlich passen <strong>die</strong> mythologisierten Vorstellungen nicht zur Unzulänglichkeit<br />
<strong>de</strong>r Sprache, <strong>de</strong>nn sie charakterisieren sich dadurch, dass <strong>die</strong> Sprache mächtige und unheimliche<br />
Kräfte besitzt. Drittens lassen sich <strong>die</strong> einzelnen Sprachvorstellungen unter <strong>die</strong> Oberbegriffe<br />
einteilen, <strong>die</strong> jeweils in Verbindung mit Sprache auftauchen: 'Wirklichkeit', 'Kommunikation',<br />
'Gefühle', 'das Göttliche'. Die Begriffe 'Wirklichkeit' und 'Kommunikation' sind in allen<br />
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