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152 Ulrich Schroeders et al.<br />

Schülerschaft nur auf die Hälfte der Skalen zu (siehe Tabelle 5.3). Dieser<br />

Sachverhalt könnte möglicherweise auf die in Bayern bundesweit niedrigste<br />

Gymnasialquote und die daraus folgende stärkere Selektivität der Schülerschaft<br />

an Gymnasien zurückzuführen sein. Ein gegenüber dem Ländervergleich<br />

2009 überraschender Befund des Ländervergleichs 2012 besteht allerdings<br />

darin, dass nur ein sehr geringer Zusammenhang zwischen der Gymnasial<br />

beteiligung und den Kompetenzmittelwerten auf Länderebene besteht<br />

(siehe Abbildung 5.19). Im Ländervergleich 2009, in dem die sprachlichen<br />

Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern am Ende der Sekundarstufe I untersucht<br />

wurden, konnte für die mittleren Kompetenzstände in Deutsch und<br />

Englisch ein deutlicher negativer Zusammenhang festgestellt werden: Je geringer<br />

die Gymnasialbeteiligung in einem Land war, desto höher fielen tendenziell<br />

die mittleren Leistungen aus (Schipolowski & Böhme, 2010; Leucht<br />

et al., 2010). Im IQB-Länder ver gleich 2012 hingegen ergibt sich kein solcher<br />

Zusammenhang. Je nach Kompetenzbereich variiert die Korrelation zwischen<br />

Gymnasialbeteiligung und mittlerer Kompetenz über die 16 Länder zwischen<br />

r = –.08 (Biologie Fachwissen und Chemie Fachwissen) und r = –.32 (Biologie<br />

Erkenntnisgewinnung). Diese Korrelationen fallen primär wegen der ostdeutschen<br />

Spitzengruppe (Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen), in der überdurchschnittliche<br />

Kompetenzstände mit hohen Gymnasialbeteiligungsquoten von<br />

etwa 40 Prozent einhergehen, so gering aus. Dieses Muster zeigt sich für alle<br />

sechs natur wissenschaftlichen Skalen und ist die konsequente Weiterentwicklung<br />

eines Trends, der sich im Bereich der Naturwissenschaften in den letzten Jahren<br />

abgezeichnet hat. In der ersten PISA-Erhebung 2000 konnte noch ein deutlich<br />

negativer Zusammenhang von Gymnasialquote und Kompetenzniveau auf<br />

Länder ebene festgestellt werden (Prenzel, Carstensen, Rost & Senkbeil, 2002),<br />

der sich in leicht abgeschwächter Form auch in PISA 2003 zeigte (r = –.39;<br />

Rost, Senkbeil, Walter, Carstensen & Prenzel, 2005). In PISA 2006 verringerte<br />

sich die Korrelation zwischen naturwissenschaftlicher Kompetenz und Gymnasialbeteiligung<br />

weiter auf r = –.25 (Rönnebeck, Schöps, Prenzel & Hammann,<br />

2008). Unter dem Vorbehalt, dass den PISA-Studien und den IQB-Ländervergleichen<br />

unterschiedliche Kompetenzkonstrukte und Messinstrumente zugrunde<br />

liegen, scheint sich als Trend abzuzeichnen, dass der Zusammenhang<br />

zwischen gymnasialer Beteiligungsquote und naturwissenschaftlicher Leistung<br />

abnimmt.<br />

5.2.4 Einordnung der Befunde in die Ergebnisse bisheriger<br />

Ländervergleiche<br />

Eine ländervergleichende Untersuchung unter Beteiligung aller Länder der<br />

Bundesrepublik Deutschland, in der die naturwissenschaftlichen Kompetenzen<br />

auf Basis der KMK-Bildungsstandards für die Fächer Biologie, Chemie und<br />

Physik getrennt ausgewiesen werden, lag bislang nicht vor. In vorhergehenden<br />

Schulleistungsstudien konnten jedoch Erkenntnisse über Kompetenzen<br />

der Schülerinnen und Schüler am Ende der Sekundarstufe I gesammelt werden,<br />

die sich im Sinne einer naturwissenschaftlichen Grundbildung auf die<br />

Naturwissenschaften insgesamt beziehen (vgl. Scientifi c Literacy bei Prenzel,<br />

Carstensen, Frey, Drechsel & Rönnebeck, 2007). Um die Ergebnisse des<br />

Ländervergleichs 2012 – vor allem das sehr gute Abschneiden der ostdeutschen<br />

Flächenländer – einordnen und besser interpretieren zu können, soll deshalb

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