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Der Einfluss von Kontext- und Schülermerkmalen auf die naturwissenschaftlichen Kompetenzen 345<br />

normative versus realisierte Lernzeit), in den statistischen Analysen (konventionelle<br />

Regressionen versus Mehrebenenregressionen) oder in den eingesetzten<br />

Messinstrumenten in Frage.<br />

Es wäre jedoch verkürzt, aus den Ergebnissen des IQB-Ländervergleichs 2012<br />

zu folgern, dass der Lernzeit kein hoher Stellenwert für den Kompetenzerwerb<br />

zukommt. Entscheidend dürfte die aktive Nutzung der nominellen Lernzeit<br />

durch einen effektiven Unterricht sein, die sich jedoch nur schwer – am ehesten<br />

noch in videogestützten Unterrichtsbeobachtungen – erfassen lässt. In der vorliegenden<br />

Untersuchung wurden ferner die realisierten Unterrichtszeiten auf<br />

Klassenebene erhoben; durch die Individualisierung des Lernangebots in Form<br />

von Kurssystemen, Wahlpflichtvertiefungen oder flexiblen Stundenkontingenten<br />

werden die normative und die realisierte Lernzeit jedoch immer häufiger zur<br />

schülerspezifischen Größe. Des Weiteren wurden nur die in Unterrichtsstunden<br />

stattfindenden Lernzeiten berücksichtigt; zusätzliche naturwissenschaftliche<br />

Lernangebote außerhalb der regulären Unterrichtszeit (z. B. im Rahmen von<br />

Ganztagsangeboten) und die für selbstständiges Lernen oder zur Erledigung von<br />

Hausaufgaben aufgebrachte Zeit wurden nicht erfragt. Diese Zeitkontingente<br />

könnten aber für den Kompetenzerwerb durchaus wichtig sein.<br />

Trotz der beschriebenen Einschränkungen geben die Ergebnisse dieses<br />

Kapitels wichtige Hinweise darauf, dass die zugewiesene Stundenzahl per se<br />

kaum entscheidend für den Kompetenzerwerb von Schülerinnen und Schülern<br />

ist. Vielmehr gilt es, die vorhandene Unterrichtszeit in effektiver, kognitiv aktivierender<br />

Weise zu nutzen und Jugendliche zu motivieren, sich während des<br />

Unterrichts sowie über den Unterricht hinaus mit naturwissenschaftlichen<br />

Themen und Fragestellungen zu beschäftigen.<br />

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Lehren (2. Aufl.) (S. 316–375). Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.

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