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Der Einfluss von Kontext- und Schülermerkmalen auf die naturwissenschaftlichen Kompetenzen 341<br />

Im Folgenden werden – nach Biologie, Chemie und Physik getrennt – die<br />

Ergebnisse von drei aufeinander aufbauenden Mehrebenenanalysen vorgestellt.<br />

Im ersten Modell wird der Bruttoeffekt der Lernzeit auf Klassenebene<br />

ohne Berücksichtigung weiterer Schüler- oder Kontextmerkmale abgebildet. 11 In<br />

einem zweiten Modell werden dann die Effekte der kumulierten Lernzeit auf die<br />

Kompetenzstände unter Berücksichtigung der Schulart sowie die Interaktion zwischen<br />

der Lernzeit und der Schulart geschätzt, um so schulartspezifischen differenziellen<br />

Effekten der Lernzeit Rechnung tragen zu können. Dies ist notwendig,<br />

da – wie aus der Übersicht über die normativen Vorgaben der Bildungspläne<br />

zu entnehmen ist – die Zuweisung von Unterrichtszeit schulartspezifisch und damit<br />

nicht unabhängig vom Kompetenzniveau der Schülerinnen und Schüler erfolgt.<br />

Im dritten und komplexesten Modell werden neben den Merkmalen auf<br />

Klassenebene auch schülerseitige Hintergrundmerkmale einbezogen, um so einen<br />

bereinigten Effekt der Lernzeit auf die Kompetenzen von Schülerinnen<br />

und Schülern zu ermitteln. In Übereinstimmung mit bisherigen empirischen<br />

Befunden wird dabei der Einfluss folgender Schülermerkmale statistisch kontrolliert:<br />

Geschlecht, Familiensprache (niemals beziehungsweise manchmal<br />

Deutsch versus (fast) immer Deutsch), sozioökonomischer Status in Form des<br />

HISEI 12 , das fachspezifische Interesse und die kognitiven Grundfähigkeiten. Die<br />

hier vorgestellten Mehrebenenmodelle beziehen sich auf den Kompetenzbereich<br />

Erkenntnisgewinnung, der exemplarisch herausgegriffen wurde. Die Ergebnisse<br />

sind innerhalb eines Fachs in ähnlicher Größenordnung auch für den<br />

Kompetenzbereich Fachwissen zu beobachten.<br />

In Tabelle 10.3 sind die Ergebnisse der Mehrebenenmodelle dargestellt.<br />

Neben dem Ordinatenabschnitt sind die unstandardisierten Regressions koeffi zienten<br />

(b), die Standardfehler (SE) und die erklärten Varianzanteile (R²) an gegeben.<br />

Da die Ergebnisse unabhängig vom betrachteten naturwissenschaftlichen Fach<br />

ähnlich ausfallen, werden sie gemeinsam erörtert. Ohne Kon trolle von Kontextund<br />

Individualmerkmalen beträgt der Zugewinn pro zusätzliche Stunde regulären<br />

Fachunterrichts 8 Punkte in Biologie und 9 Punkte in Chemie. In Physik fällt<br />

der Unterschied mit 15 Punkten höher und damit ähnlich hoch wie in PISA 2006<br />

aus (OECD, 2007). Durch die Hinzunahme der Schulart auf Kontextebene sinkt<br />

der Einfluss der Lernzeit stark ab. Grundsätzlich lassen sich auch keine differenziellen<br />

Effekte der Lernzeit in unterschiedlichen Schularten erkennen; eine Stunde<br />

zusätzlicher Unterricht an Gymnasien im jeweiligen Fach geht also nicht mit höheren<br />

oder geringeren durchschnittlichen Kompetenzzuwächsen einher als an<br />

nicht gymnasialen Schularten. Im dritten Modell, in dem zusätzlich zur Schulart<br />

auf Kontextebene auch die individuellen Hintergrundmerkmale auf Schülerebene<br />

hinzugenommen werden, sinkt der Effekt der Lernzeit auf die Leistung weiter. In<br />

den Fächern Biologie und Chemie ist der Effekt nicht mehr statistisch bedeutsam.<br />

In Physik ist der Effekt der Lernzeit auf die Kompetenzen marginal, insbesondere<br />

im Vergleich zu den anderen signifikanten Einflussfaktoren auf Schülerebene:<br />

Beispielsweise ist der Einfluss des fachspezifischen Interesses wesentlich höher<br />

11 Übereinstimmend mit lerntheoretischen Überlegungen und vorhergehenden Befunden aus<br />

der Lernzeitforschung wurden in den Analysen zusätzlich zur kumulierten Lernzeit auch<br />

das Quadrat der Lernzeit sowie dessen Interaktion mit der Schulart einbezogen, um so<br />

nicht lineare Zusammenhänge abbilden zu können. Das Befundmuster dieser komplexeren<br />

Analysen deckt sich mit den hier berichteten Befunden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

beschränken sich deshalb die hier vorgestellten Mehrebenenanalysen auf den linearen<br />

Effekt der Lernzeit.<br />

12 Das Akronym HISEI steht für Highest International Socio-Economic Index of Occupational<br />

Status der Familie (Ganzeboom, de Graaf, Treiman & de Leeuw, 1992; weitere<br />

Informationen siehe Kapitel 8).

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