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Soziale Disparitäten 277<br />

8.1 Indikatoren sozialer Disparitäten<br />

Um soziale Disparitäten in den von Schülerinnen und Schülern erreichten<br />

Kompetenzen bestimmen zu können, ist es zunächst erforderlich, die soziale<br />

Herkunft mit geeigneten Indikatoren zu erfassen und zu quantifizieren. Die in<br />

diesem Kapitel berichteten Analysen basieren auf Indikatoren, die bereits mehrfach<br />

in internationalen und nationalen Schulleistungsstudien wie PISA und den<br />

früheren Ländervergleichen des IQB eingesetzt wurden und sich bewährt haben<br />

(Baumert & Schümer, 2002; Ehmke & Baumert, 2008; Ehmke & Jude, 2010;<br />

Knigge & Leucht, 2010; Richter et al., 2012).<br />

In der Regel erfolgt die Bestimmung der sozialen Herkunft von Schülerinnen<br />

und Schülern über die Berufe der Eltern, die mittels der International Standard<br />

Classifi cation of Occupation (ISCO) – eines Klassifikationssystems des<br />

International Labour Offi ce – kategorisiert werden. Im Ländervergleich 2012<br />

wird die kürzlich erschienene ISCO08 verwendet (International Labour Office,<br />

2012), bei der es sich um eine Aktualisierung der ISCO88 aus dem Jahr 1988<br />

handelt (International Labour Office, 1990) und die eine Reihe neuer Berufe<br />

zum Beispiel aus der IT-Branche berücksichtigt. Diese Berufsklassifikation bildet<br />

die Grundlage für die Konstruktion zweier weiterer Indizes: des sozioökonomischen<br />

Index (International Socio-Economic Index, ISEI; Ganzeboom, de<br />

Graaf, Treiman & de Leeuw, 1992) und der EGP 3 -Klassen (Erikson, Goldthorpe<br />

& Portocarero, 1979). Diese beiden Indikatoren der sozialen Herkunft werden<br />

in den Analysen des Ländervergleichs 2012 verwendet und sollen daher im<br />

Folgenden kurz erläutert werden.<br />

Der ISEI wurde von Ganzeboom und Kollegen (1992) entwickelt, um<br />

als Indikator für den Status der beruflichen Tätigkeit von Erwachsenen unter<br />

Berücksichtigung des Einkommens und des Bildungsniveaus zu dienen. Der<br />

Index liefert eine hierarchisch geordnete Berufsskala, welche die Berufe auf einer<br />

Skala von 11 bis 89 Punkten einordnet (Ganzeboom & Treiman, 2012). Für die<br />

Analysen in diesem Kapitel wird jeweils der höchste ISEI der Eltern herangezogen,<br />

der sogenannte HISEI (Highest International Socio-Economic Index).<br />

Um die Ausprägung sozialer Disparitäten im Kompetenzerwerb anhand des<br />

HISEI zu bestimmen, wird in Schulleistungsstudien allgemein der sogenannte<br />

soziale Gradient geschätzt. Im IQB-Ländervergleich 2012 werden die Analysen<br />

für die Globalskala im Fach Mathematik und für die sechs Kompetenzbereiche<br />

in den naturwissenschaftlichen Fächern durchgeführt. Der soziale Gradient<br />

beschreibt die Beziehung zwischen dem sozioökonomischen Status der<br />

Familie und den erreichten Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler als<br />

Steigungskoeffizient einer linearen Regression der Kompetenzwerte auf den<br />

HISEI. Dabei wird der HISEI so transformiert, dass er für die Gesamtstichprobe<br />

der Schülerinnen und Schüler in Deutschland einen Mittelwert (M) von 0 und<br />

eine Standardabweichung (SD) von 1 aufweist. So ist es möglich, direkt an der<br />

Steigung des sozialen Gradienten (b) abzulesen, wie viele Punkte Schülerinnen<br />

und Schüler durchschnittlich mehr erzielen würden, wenn der HISEI um eine<br />

Standardabweichung höher läge. 4 Die Steigung des sozialen Gradienten stellt also<br />

den Indikator für soziale Disparitäten dar.<br />

3 Das Akronym EGP leitet sich aus den Nachnamen der Autoren Erikson, Goldthorpe und<br />

Portocarero ab.<br />

4 Im Folgenden wird die Bezeichnung „sozialer Gradient“ synonym mit der Steigung des<br />

sozialen Gradienten verwendet.

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