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Malte Jansen, Ulrich Schroeders und Petra Stanat<br />

also etwa zwischen Klassen, Schulen oder Ländern, relativ gering ausfallen, da<br />

mit steigender durchschnittlicher Kompetenz auch der Vergleichsmaßstab steigt.<br />

Die im IQB-Ländervergleich identifizierten geschlechtsbezogenen Unterschiede<br />

in den motivationalen Schülermerkmalen sind stereotyp, was ebenfalls<br />

im Einklang mit den Befunden bisheriger Schulleistungsstudien steht<br />

(Artelt, Baumert, Julius-McElvany & Peschar, 2004; Brehl, Wendt & Bos, 2012;<br />

Pekrun et al., 2005). In den Fächern Mathematik und Physik, also derjenigen<br />

Natur wissenschaft, die in der Regel am stärksten auf mathematische Konzepte<br />

und Formalisierungen zurückgreift, sind die Unterschiede am größten. Jungen<br />

schätzen ihre Kompetenzen in diesen beiden Fächern deutlich höher ein als<br />

Mädchen und geben auch an, interessierter an den entsprechenden Fachinhalten<br />

zu sein. Ein wichtiger Befund des vorliegenden Kapitels ist dabei, dass sich die<br />

Geschlechter unterschiede im Selbstkonzept nicht mit den in Kapitel 7 berichteten<br />

Geschlechter unterschieden in den Kompetenzen decken. Im Fach Biologie etwa<br />

weisen Mädchen deutlich höhere Kompetenzwerte auf und zeigen dennoch kein<br />

höheres Selbstkonzept als Jungen. In den Fächern Chemie und Physik sind die<br />

geschlechtsbezogenen Unterschiede in den Kompetenzwerten gering und fallen<br />

tendenziell zugunsten der Mädchen aus. Trotzdem zeigen sich hier, besonders im<br />

Fach Physik, substantielle stereotype Unterschiede im Selbstkonzept. Im Schnitt<br />

schätzt ein Junge also seine Fähigkeiten in den Fächern Chemie und Physik höher<br />

ein als ein ebenso kompetentes Mädchen – Mädchen unterschätzen also ihre<br />

Leistungsfähigkeit in den Fächern Chemie und Physik stark.<br />

Auch die stereotypen Unterschiede im Interesse stimmen mit Befunden früherer<br />

Studien überein, die darauf hinweisen, dass Mädchen sich innerhalb der<br />

Natur wissenschaften eher für lebenswissenschaftliche Themen interessieren,<br />

wohingegen Jungen sich für technische Themen interessieren, die häufiger im<br />

Chemie- und Physikunterricht behandelt werden (Beier & Ackerman, 2003;<br />

Holster mann & Bögeholz, 2007; Su et al., 2009). Da ein hohes Selbstkonzept<br />

und ein hohes Interesse wichtige Einflussfaktoren der Entscheidung sind, ein solches<br />

Fach zu studieren (siehe Abschnitt 11.2), dürften die hier gefundenen geschlechtsbezogenen<br />

Unterschiede zumindest zum Teil für die Disparitäten in den<br />

Studierendenzahlen in diesen Fächern verantwortlich sein. Im Fach Biologie<br />

etwa, das häufiger von Frauen studiert wird (62 % Frauenanteil, siehe Kapitel 7),<br />

wurden keine geschlechtsbezogenen Unterschiede im Selbstkonzept und leichte<br />

Vorteile zugunsten der Mädchen beim Interesse gefunden, wohingegen im Fach<br />

Physik, in dem der Frauenanteil an den Studierenden nur 23 Prozent beträgt,<br />

starke geschlechtsbezogene Unterschiede im Selbstkonzept und Interesse zu verzeichnen<br />

sind.<br />

Auf Schülerebene geht ein höheres Selbstkonzept und Interesse tendenziell<br />

auch mit höheren Kompetenzwerten einher. Allerdings scheint der Zusammenhang<br />

zwischen Kompetenz und Selbstkonzept beziehungsweise Interesse nicht vollständig<br />

linear zu verlaufen – ein starker Anstieg des Selbstkonzepts und<br />

Interesses ist erst im leistungsstärksten Viertel der Kompetenz verteilung zu beobachten:<br />

Hier zeigte sich in allen vier Fächern, dass Schülerinnen und Schüler<br />

der Spitzengruppe auch über ein hohes Selbstkonzept und Interesse verfügen.<br />

Allerdings geben die Befunde auch Hinweise darauf, dass einige Schülerinnen<br />

und Schüler trotz hoher Kompetenzstände kein starkes Zutrauen in die eigene<br />

Leistungsfähigkeit besitzen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Themen<br />

nur ein geringes Interesse entgegenbringen. In dieser Gruppe sind Mädchen überrepräsentiert.<br />

Eine gezielte Förderung des Selbstkonzepts und des Interesses gerade<br />

der hochkompetenten Schülerinnen, die besonders qualifiziert für ein Studium

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