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Claudia Pöhlmann, Nicole Haag und Petra Stanat<br />

zurückführbar zu sein, da diese Hintergrundmerkmale der Schülerinnen und<br />

Schüler über die Länder hinweg recht ähnlich ausgeprägt sind.<br />

Um mögliche segmentierte Integrationsmuster zu identifizieren, wurden<br />

die erreichten Kompetenzen sowie die familiären Hintergrundmerkmale der<br />

Schülerinnen und Schüler auch in Abhängigkeit vom jeweiligen Herkunftsland<br />

ihrer Familien untersucht. Diese Analysen ergaben erhebliche Unterschiede zwischen<br />

den Herkunftsgruppen, wobei türkischstämmige Jugendliche die geringsten<br />

und Schülerinnen und Schüler, deren Familien aus dem Gebiet der ehemaligen<br />

Sowjetunion zugewandert sind, die höchsten Kompetenzmittelwerte erreichten.<br />

Die im Vergleich zu anderen Gruppen geringeren Leistungen der türkischstämmigen<br />

Jugendlichen replizieren ebenfalls Befunde der PISA-Studien (z. B.<br />

Stanat et al., 2010) sowie der IQB-Ländervergleichsstudien 2009 (Böhme et al.,<br />

2010) und 2011 (Haag et al., 2012). Weiterhin zeigten sich für Familien türkischer<br />

Herkunft ungünstigere soziale Rahmenbedingungen als für Jugendliche,<br />

deren Familien aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zugewandert sind.<br />

Auch für die Familiensprache waren erhebliche Unterschiede zwischen diesen<br />

beiden Herkunftsgruppen zu verzeichnen: Schülerinnen und Schüler aus türkischstämmigen<br />

Familien scheinen deutlich seltener zu Hause Deutsch zu sprechen als<br />

Jugendliche, deren Familien aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion stammen.<br />

Die Ergebnisse multivariater Regressionsanalysen wiesen allerdings darauf<br />

hin, dass sich die zuwanderungsbezogenen Disparitäten nur teilweise auf die soziale<br />

Herkunft und die Häufigkeit, mit der in der Familie Deutsch gesprochen<br />

wird, zurückführen lassen. Nach statistischer Kontrolle des sozioökonomischen<br />

Status der Familie, des Bildungshintergrunds der Eltern und der Familiensprache<br />

reduzierten sich zwar die Kompetenznachteile der Schülerinnen und Schüler mit<br />

Zuwanderungshintergrund deutlich, für einige Teilgruppen waren aber weiterhin<br />

substanzielle Disparitäten zu beobachten. Insbesondere bei Jugendlichen aus<br />

türkischstämmigen Familien und bei der Gruppe von Jugendlichen, deren Eltern<br />

aus einer Vielzahl von Ländern zugewandert sind, blieben Kompetenznachteile<br />

bestehen, die im Vergleich zu Jugendlichen ohne Zuwanderungshintergrund einem<br />

Lernrückstand von bis zu zwei Jahren entsprechen. Eine Ausnahme bildeten<br />

Jugendliche, deren Familien aus der ehemaligen Sowjetunion zugewandert<br />

sind. Diese relativ große Zuwanderungsgruppe erreichte nach Kontrolle der sozialen<br />

Herkunft und der Familiensprache in den Fächern Chemie und Physik<br />

mittlere Kompetenzen, die ähnlich ausgeprägt waren wie die von Jugendlichen<br />

ohne Zuwanderungshintergrund; im Fach Biologie übertrafen Jugendliche mit<br />

einem im Ausland geborenen Elternteil die Kompetenzen von Jugendlichen ohne<br />

Zuwanderungshintergrund.<br />

Weiterhin bestätigten die Ergebnisse der Regressionsanalysen, dass die in<br />

der Familie gesprochene Sprache mit den erreichten Kompetenzen zusammenhängt.<br />

Bei vergleichbarem sozioökonomischen Status der Familie und Bildungshintergrund<br />

sowie Geburtsland der Eltern waren die in Mathematik und in den<br />

Naturwissenschaften erreichten Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern,<br />

die in der Familie „manchmal Deutsch“ sprechen, geringer ausgeprägt als bei<br />

Schülerinnen und Schülern mit ausschließlich deutscher Familiensprache; die<br />

entsprechende Differenz entsprach einem Lernvorsprung der ausschließlich<br />

Deutsch sprechenden Jugendlichen von etwa einem Jahr. Gaben die Schülerinnen<br />

und Schüler an, zu Hause „nie Deutsch“ zu sprechen, betrug die Differenz in

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