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Ulrich Schroeders, Christiane Penk, Malte Jansen und Hans Anand Pant<br />

Kompetenzen (Abschnitt 7.2.2) detaillierter vorgestellt werden. Im anschließenden<br />

Ergebnisteil werden die geschlechtsbezogenen Unterschiede für die mittleren<br />

Kompetenzstände und die Kompetenzverteilungen in Mathematik und den<br />

naturwissenschaftlichen Fächern berichtet (Abschnitt 7.3.1 und 7.3.2). Zusätzlich<br />

werden die Geschlechterdisparitäten nach Schulart und nach Land differenziert<br />

(Abschnitt 7.3.3 und 7.3.4). Das Kapitel schließt mit einer Zusammenschau und<br />

Einordnung der Befunde (Abschnitt 7.4).<br />

7.1 Ansätze zur Erklärung geschlechtsbezogener<br />

Disparitäten<br />

Zur Erklärung geschlechtsbezogener Unterschiede im schulischen Kontext existieren<br />

verschiedene theoretische Ansätze, die die Vielzahl der Faktoren, die zur<br />

Entstehung und Aufrechterhaltung von geschlechtsbezogenen Disparitäten genannt<br />

werden, gewichten und zusammenfassen (siehe auch Benölken, 2011;<br />

Hannover, 2008; Stanat & Bergann, 2009). Die theoretischen Ansätze lassen sich<br />

grob drei Forschungsperspektiven zuordnen – der biologisch-neurophysiologischen,<br />

der psychosozialen und einer integrativen Perspektive.<br />

Die biologisch-neurophysiologischen Ansätze schreiben die Geschlechterdis<br />

paritäten im Kompetenzerwerb biologischen und genetischen Ursachen zu<br />

und führen Erkenntnisse der Evolutionsbiologie, der Neurophysiologie und der<br />

Genetik als Evidenz an (Geary, 2010; Halpern, 2000). Beispielsweise werden die<br />

geschlechtsbezogenen Vorteile der Jungen in der Raumvorstellung und mentalen<br />

Objektrotation (Masters & Sanders, 1993; Voyer, Voyer & Bryden, 1995) mit<br />

evolutionären Mechanismen erklärt und als Ursache für Leistungsnachteile der<br />

Mädchen in der mathematischen Kompetenz diskutiert (Halpern, 2000). Es ist jedoch<br />

umstritten, inwieweit solche anlagebedingten Faktoren bei der Entwicklung<br />

schulischer Disparitäten tatsächlich eine Rolle spielen (vgl. z. B. Spelke, 2005).<br />

Psychosoziale Ansätze betonen dagegen den Einfluss geschlechterstereotyper<br />

Sozialisationserfahrungen auf geschlechtsbezogene Leistungs unter schiede.<br />

Demnach richtet die schulische und außerschulische Umwelt geschlechtsspezifische<br />

Rollenerwartungen an Mädchen und Jungen, die aus lern theoretischer<br />

Sicht bestimmte geschlechtsstereotype Verhaltensweisen fördern und<br />

atypische Verhaltensweisen unterbinden. So werden Mathematik und Naturwissenschaften<br />

beispielsweise nach wie vor als „typische Jungenfächer“ angesehen<br />

(Hannover & Kessels, 2002a). Bereits im Vorschulalter präferieren<br />

Mädchen und Jungen solche Lerninhalte und Freizeitaktivitäten, die mit ihren<br />

Geschlechter stereotypen übereinstimmen (Hannover, 2004). Diese geschlechterstereotype<br />

Ausrichtung von Interessen ist zeitlich relativ stabil und beeinflusst<br />

auch noch die Kurswahlentscheidungen in der gymnasialen Oberstufe<br />

(Köller, Baumert & Schnabel, 2001) sowie Berufswahlentscheidungen (Su,<br />

Rounds & Armstrong, 2009). Folgt man psychosozialen Theorieansätzen,<br />

kommt dem schulischen Kontext, den Lehrpersonen und der Gestaltung von<br />

Unter richt für die Persönlichkeitsentwicklung eine wichtige Rolle zu. Die in<br />

der Schule vermittelten Erwartungen und Überzeugungen haben großen Einfluss<br />

auf die Identitätsentwicklung und -regulation (Kessels & Hannover,<br />

2006), die Entwicklung des Selbstkonzepts und die Ausbildung von fachspezifischen<br />

Interessen (Köller & Klieme, 2000). Die Einstellungen, Leis tungserwartungen<br />

und Verhaltensweisen der Lehrerinnen und Lehrer haben dabei

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