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Zuwanderungsbezogene Disparitäten 299<br />

sert (z. B. Alba & Nee, 2003; Waldinger & Feliciano, 2004). Hinweise auf solche<br />

differenziellen Integrationsmuster konnten auch für Deutschland identifiziert werden.<br />

So wies ein Vergleich der drei größten Herkunftsgruppen darauf hin, dass<br />

sich die Bildungssituation von Schülerinnen und Schülern türkischer Herkunft<br />

deutlich langsamer zu verbessern scheint als die von Schülerinnen und Schülern,<br />

deren Eltern aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion oder aus Polen stammen<br />

(Segeritz et al., 2010).<br />

Um segmentierte Integrationsmuster zu untersuchen, werden in diesem<br />

Kapitel zuwanderungsbezogene Disparitäten in den erreichten Kompetenzen für<br />

einzelne Herkunftsgruppen betrachtet (Abschnitt 9.3.1). Auch diese Teilgruppen<br />

werden anhand von Merkmalen der familiären Herkunft, die zusätzlich zum<br />

Zuwanderungshintergrund mit dem Bildungserfolg von Schülerinnen und<br />

Schülern zusammenhängen, charakterisiert (Abschnitt 9.3.2).<br />

An die deskriptiven Analysen anknüpfend wird in Abschnitt 9.4 schließlich<br />

untersucht, inwieweit sich die beobachteten zuwanderungsbezogenen<br />

Disparitäten in den erreichten Kompetenzen auf den sozioökonomischen Status<br />

der Familie, das Bildungsniveau der Eltern und die in der Familie gesprochene<br />

Sprache zurückführen lassen (Diefenbach, 2007; Stanat, 2006). Je günstiger<br />

sich die soziale Lage von Eltern darstellt und je mehr bildungsrelevante<br />

Ressourcen ihnen zur Verfügung stehen, umso eher ist es ihnen möglich, ihren<br />

Kindern Wissen und Fertigkeiten zu vermitteln und sie in ihrer Schullaufbahn<br />

zu unterstützen. Entsprechend haben frühere Schulleistungsstudien empirische<br />

Belege dafür gefunden, dass sich nach statistischer Kontrolle des Einflusses sozialer<br />

Herkunftsmerkmale die Kompetenzunterschiede zwischen Schülerinnen<br />

und Schülern aus zugewanderten Familien und Heranwachsenden ohne Zuwan<br />

derungs hintergrund sowohl in der Lesekompetenz als auch in der naturwissenschaftlichen<br />

und der mathematischen Kompetenz deutlich reduzieren<br />

(Böhme, Tiffin-Richards, Schipolowski & Leucht, 2010; Haag et al., 2012;<br />

Walter & Taskinen, 2007, 2008). Um abzuschätzen, in welchem Maße die zuwanderungsbezogenen<br />

Disparitäten auf allgemeine Mechanismen der sozialen<br />

Ungleichheit einerseits (vgl. Kapitel 8) und auf zuwanderungsbezogene Faktoren<br />

(Familiensprache und Geburtsland der Eltern) andererseits zurückzuführen sind,<br />

wird mit Hilfe von Regressionsanalysen untersucht, inwieweit Jugendliche aus<br />

zugewanderten Familien auch bei gleichem sozioökonomischem Hintergrund und<br />

Bildungsstand der Eltern geringere Kompetenzen aufweisen als Jugendliche ohne<br />

Zuwanderungshintergrund. Das Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung und<br />

Diskussion der Befunde (Abschnitt 9.5).<br />

9.1 Erfassung des Zuwanderungshintergrundes<br />

Die Klassifikation des Zuwanderungshintergrundes im Ländervergleich 2012<br />

orientiert sich am Vorgehen in PISA 2009 und im IQB-Ländervergleich 2011.<br />

Um den Zuwanderungsstatus bestimmen zu können, wurden die Schülerinnen<br />

und Schüler im Ländervergleich 2012 gebeten, im Schülerfragebogen ihr<br />

eigenes Geburtsland sowie das ihrer Eltern und Großeltern anzugeben. In<br />

Übereinstimmung mit internationalen und nationalen Klassifikationen werden im<br />

vorliegenden Kapitel folgende vier Gruppen unterschieden, für die unterschiedliche<br />

Sozialisations- und Integrationsbedingungen etwa im Hinblick auf den<br />

Bildungshintergrund, die soziale Stellung und den Sprachgebrauch der Familien

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