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Geschlechtsbezogene Disparitäten 251<br />

einen prägenden Einfluss. So zeigten Dickhäuser und Meyer (2006), dass<br />

Mädchen sich bei der Einschätzung ihrer Leistung in Mathematik in der<br />

Grundschule stärker an der Lehrerbeurteilung orientieren als Jungen. In einer<br />

Befragung von Grundschullehrkräften wurde zudem ein ungünstiges stereotypes<br />

Zuschreibungsmuster für Mädchen aufgedeckt: Mädchen wurden im<br />

Vergleich zu Jungen als weniger kompetent wahrgenommen und Fehler wurden<br />

häufiger einer geringeren Fähigkeit anstatt fehlender Anstrengung zugeschrieben<br />

(Tiedemann, 2005). Werden aufgrund der stärkeren Lehrerorientierung von<br />

Mädchen solche geschlechterstereotypen Ansichten verinnerlicht, so kann dies<br />

Einfluss auf die Kompetenzüberzeugung der Schülerinnen und die Wertschätzung<br />

des Unterrichtsfachs haben, die sich ihrerseits auf die schulische Leistung auswirken<br />

(Plante, de la Sablonnière, Aronson & Théorêt, 2013).<br />

Die beiden bisher vorgestellten Perspektiven stellen Extrempositionen in einer<br />

seit vielen Jahrzehnten geführten Anlage-Umwelt-Diskussion (Nature-or-<br />

Nurture) dar und werden heute kaum noch vertreten. Stattdessen werden Anlage<br />

und Umwelt in integrativen Betrachtungen nicht als Gegensatzpaar verstanden,<br />

sondern das komplexe Wechselspiel und die gegenseitige Beeinflussung von<br />

bio logischen und psychosozialen Faktoren in sogenannten biopsychosozialen<br />

Modellen herausgearbeitet (Ceci, Williams & Barnett, 2009; Halpern, Benbow,<br />

Geary, Gur, Hyde & Gernsbacher, 2007). So könnten beispielsweise geringfügige,<br />

biologisch bestimmte geschlechtsbezogene Unterschiede im räumlichen<br />

Vorstellungsvermögen in der weiteren Entwicklung durch Sozialisationsprozesse<br />

verstärkt und verfestigt werden.<br />

7.2 Geschlechtsbezogene Unterschiede im Bildungsbereich<br />

7.2.1 Geschlechtsbezogene Unterschiede in der Bildungsbeteiligung<br />

Stellt man die Frage nach geschlechtsbezogenen Unterschieden in der Bildungsbeteili<br />

gung, so fällt die Antwort je nach Ausbildungsphase unterschiedlich<br />

aus. Die aktuellen Beteiligungsquoten für Jungen und Mädchen am Ende<br />

der Sekundarstufe I in den verschiedenen Schularten (siehe Tabelle 7.1) weisen<br />

eine deutliche Verschiebung zugunsten der Mädchen auf: Während die<br />

Beteiligungsquoten von Mädchen und Jungen für die Schularten mit mehreren<br />

Bildungsgängen, Realschulen und Integrierten Gesamtschulen ungefähr gleich<br />

hoch sind, befinden sich mehr Mädchen an Gymnasien (37.8 % zu 32.3 %) und<br />

weniger an Hauptschulen (15.7 % zu 19.4 %). Da diese Ungleichverteilung auch<br />

mit dem Erwerb geringerer Bildungsabschlüsse einhergeht (siehe Abbildung 7.1),<br />

werden Jungen in der öffentlichen Diskussion gelegentlich als die „neuen<br />

Bildungsverlierer“ bezeichnet (Diefenbach, 2010).

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